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Galgeninsel

Galgeninsel

Titel: Galgeninsel
Autoren: Jakob Maria Soedher
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meckernd wie eine Ziege. »Hä, hä, hä. Das ist jetzt aber kein Späßle, oder?«
    Schielin verneinte. Kollege Funk stöhnte und ließ sich nach hinten ins weiche Leder fallen. Langsam überlegte er laut: »Das ist aber seltsam. Der Kehrenbroich und der Kandras. Ist mir ja völlig neu. Ich dachte, der Kandras arbeitet nur mit Fonds und Privatanlegern zusammen. Dass die noble Faynbach & Partner in Geschäfte mit dem verhakelt ist? … tatsächlich eine Neuigkeit. Denen muss es ja ganz schön schlecht gehen, wenn so einer wie der Kandras schon zum Kundenstamm gehört. Sind doch sonst auf Etepetete bedacht, und dann so was.«
    Schielin schüttelte den Kopf. »Na ja. Vielleicht bist du da etwas zu schnell. Bisher liegen mir keine Informationen darüber vor, dass der Kandras geschäftlich mit denen zu tun hat. Aber der Dr. Kehrenbroich hat ihn jedenfalls vermisst gemeldet.«
    Funk winkte ab. »Ganz egal. Beide …«, er musste Luft holen, »… beide können nur miteinander zu tun haben, weil es um Geld geht. Weißt du, die zwei sind derart unterschiedlich, dass eine private Beziehung völlig ausgeschlossen ist. Das kannst du mir glauben. Der Kandras ist ein gnadenloser Einzelgänger, geschäftlich zwar erfolgreich mit seinem Immobilienkram, aber doch weit entfernt von den Kreisen, in denen sich unser Dokterle bewegt. Der ist aber auch ein irgendwie komischer Kerl. Nicht ganz so die Erscheinung, hinter der man einen Bankdirektor vermuten dürfte. Ich bin ihm ein paar Mal begegnet und er sieht aus wie diese Versicherungsvertreter in amerikanischen Filmen. Er hat immer so was Abgerissenes an sich.«
    Funk war dabei sich gerade in Schwung zu reden und Schielin wusste, dass Versicherungsvertreter neben Antiquitätenhändlern die zweite Spezies war, die Funk für zweifelhaft hielt. Schielin fragte daher schnell: »Was weißt du denn so über den Kandras? Hat der schon mal bei uns arbeiten lassen? Ich habe zwar bereits eine Inpol-Abfrage laufen lassen, aber dabei ist nichts herausgekommen. Das wundert mich eigentlich bei dem Kerl. Gibt es da vielleicht was unter der Hand?«
    Funk grinste boshaft. »Der Kandras ist schon ein harter Hund und es gab da die eine oder andere Geschichte in den letzten Jahren. Aber – eine Akte ist nie draus geworden.« Funk lehnte sich zurück und sprach leise, sich erinnernd, weiter. »Angefangen hat er als Türsteher in einer Disco, drüben im Vorarlberg. Später hat er draußen im Zech seinen ersten eigenen Schuppen aufgemacht. Woher er das Geld dafür hatte, ist immer undurchsichtig geblieben. Die richtig große Kohle kam dann mit dem Discodorf, weißt du noch? – Discos, Nightclub, Schnell-Futter, Fummelbar. Der ganze Schlunz in einem hässlichen Blechwürfel – hat aber gut funktioniert.«
    Funk hob Stimme und Zeigefinger. »Und! Eines muss man ihm lassen. In seinen Läden gab es nie Probleme. Keine Drogen, keine Huren auf eigene Rechnung, keine Schlägereien, keine Schwierigkeiten mit den Kontrolleuren. Alles picobello. Der hat da wirklich eisern für Ordnung gesorgt. Dann hat er die Klitsche vor, lass mich überlegen, das ist sicher über zehn Jahre her, verscherbelt und ist ins Immobiliengeschäft eingestiegen. Nur beste Ware. Ufergrundstücke, Villen, komplette Erschließungen im hochpreisigen Bereich. Und er selbst immer fein, schnieke vom Knopfloch bis zu den Schnürsenkeln. Schwarze Haare, schwarze Anzüge, schwarze Schuhe, schwarze Autos …«
    »Schwarze Frauen?«, fragte Schielin.
    »Exakt. Aber nur was die Haare angeht.« Funk grinste hinterhältig über den Schreibtisch und redete etwas leiser und stockend weiter. »Es gab da noch … so Gerede, aber bei uns ist nie etwas Konkretes angekommen. Also … mit Frauen scheint der Kandras nicht immer so ganz fein umgegangen zu sein, wie sein Äußeres das hätte erwarten lassen.«
    Schielin lauschte aufmerksam und hob die rechte Hand, so dass die Handfläche nach oben wies und forderte wortlos mehr Information ein, indem er mit den Fingern winkte.
    »Na ja«, fuhr Funk fort, »dem Galan ist wohl einige Male die Hand ausgerutscht, wenn man es so sagen will. Es kam aber nie zu einer Anzeige. Man munkelt, seine Anwälte hätten die Angelegenheiten immer einvernehmlich regeln können. Du kennst doch die alte Weisheit: Bargeld heilt schneller als der beste Doktor.«
    Schielin grinste. »Weißt du was über die Familie?«
    »Nicht viel. Die Frau habe ich mal gesehen, mit der Tochter. Was ich so gehört habe, soll die Kleine ja besonders
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