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Galaxis Science Fiction Bd. 03

Galaxis Science Fiction Bd. 03

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 03
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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gegenüberstehe. Aber ich habe es mir nun einmal in den Kopf gesetzt, einen Dinosaurierschädel über meinem Kamin aufzuhängen oder bei dem Versuch draufzugehen.«
    »Beim ersten Male haben wir alle Angst«, beruhigte ich ihn, und schließlich lockte ich ihm seine Geschichte Wort für Wort heraus.
    WÄHREND James schon immer mehr als genug Geld gehabt hatte, war Holtzinger erst kürzlich in die besitzende Klasse aufgestiegen. Er hatte ein kleines Geschäft hier in St. Louis gehabt und sich so mit Ach und Krach durchgeschlagen, als eines Tages ein reicher Onkel starb und dem kleinen Augie einen Haufen Geld hinterließ.
    Holtzinger war noch Junggeselle, hatte aber eine Braut. Er baute sich gerade ein großes Haus, und wenn das fertig war, wollten die beiden heiraten. Und seiner Ansicht nach war das Haus erst dann komplett eingerichtet, wenn ein echter Triceratopsschädel über dem Kamin hing. Ein Triceratops ist so ein Biest mit drei Hörnern vorn auf der Stirn, einem Papageienschnabel und einer Halskrause aus Horn. Es erinnert etwas an ein Rhinozeros, nur viel größer und gefährlicher. Ein derartiges Monstrum anzugehen, soll man sich schon gut überlegen. Außerdem – wenn man einen zwei Meter großen Triceratopsschädel in sein Wohnzimmer hängt, kann es leicht passieren, daß darin für nichts anderes mehr Platz ist.
    Wir unterhielten uns gerade darüber, als ein junges Mädchen hereinstürzte. Ungefähr zwanzig Jahre alt, nicht hübsch und nicht häßlich, Durchschnittstyp.
    Als sie unseren Augie sah, fing sie bitterlich an zu weinen.
    »Augie«, sagte sie unter Tränen, »du kannst nicht gehen, du darfst nicht. Du gehst in deinen Tod.« Sie umschlang ihn und sagte zu mir: »Mr. Rivers, bitte, nehmen Sie ihn nicht mit. Er ist alles, was ich habe. Er hält diese Strapazen bestimmt nicht aus.«
    »Meine liebe kleine Miß«, sagte ich, »ich möchte Ihnen natürlich keinen Kummer bereiten, aber Mr. Holtzinger muß selbst entscheiden, ob er meine Dienste annehmen will oder nicht.«
    »Es hat keinen Zweck, Claire«,
    sagte Holtzinger, »ich werde gehen, auch wenn mir wahrscheinlich keine einzige Minute davon Spaß machen wird.«
    »Was soll das heißen, alter Junge?« fragte ich. »Wenn es Ihnen keinen Spaß macht, warum gehen Sie dann? Haben Sie eine Wette verloren oder so etwas?«
    »Nein«, antwortete Holtzinger. »Es ist so. Ich bin in jeder Beziehung ein – äh – Durchschnittsmensch. Ich bin kein Geistes-riese, ich bin kein Held, und ich sehe auch nicht besonders gut aus. Ich bin nur ein ganz gewöhnlicher Geschäftsmann aus dem Mittelwesten. Aber so ganz im stillen habe ich mich immer danach gesehnt, ferne Orte zu besuchen und große Taten zu vollbringen. Ich möchte so gern ein interessanter und vom Hauch des Abenteuers umwehter Mann sein. Ein Mann wie Sie, Mr. Rivers.«
    »Mein lieber Freund«, protestierte ich. »Ihnen scheint vielleicht der Beruf eines Großwildjägers eine aufregende Sache zu sein, für mich ist es ein Beruf wie jeder andere.«
    ER schüttelte den Kopf. »Unsinn, Sie wissen, was ich meine. Nun, jetzt also, nachdem ich die Erbschaft gemacht habe, könnte ich mich zur Ruhe setzen, um für den Rest meines Lebens Bridge und Golf zu spielen und dabei so tun, als ob ich mich nicht langweilte. Aber ich bin felsenfest entschlossen, wenigstens einmal in meinem Leben etwas Großes zu vollbringen. Da das Großwild unserer Zeit praktisch nicht mehr existiert, werde ich einen Dinosaurier schießen und seinen Kopf als Trophäe mit nach Hause bringen. Anders werde ich mich einfach nie ganz glücklich und zufrieden fühlen.«
    Nun, Holtzinger und sein Mädchen stritten noch eine Weile, aber er gab nicht nach. Schließlich ließ sie mich einen heiligen Eid leisten, auf ihren Augie wie auf meinen eigenen Augapfel aufzupassen, und verabschiedete sich – immer noch leise schluchzend.
    ALS dann auch Holtzinger gegangen war, wer glauben Sie, stand wieder in der Tür? Niemand anders als mein temperamentvoller Freund Courtney James. Er entschuldigte sich, wenn er sich auch nicht besonders dabei anstrengte.
    »Eigentlich bin ich ein ganz verträglicher Mensch«, sagte er, »nur wenn mir jemand absolut nicht entgegenkommen will, verliere ich manchmal meine Geduld. Solange jemand vernünftig ist, kann man sehr gut mit mir auskommen.«
    Unter ›entgegenkommen‹ verstand er natürlich, das zu tun, was Courtney James wünschte. Na, ich ließ mich auf keine Debatte ein.
    »Und was ist nun mit Miß Bertram?«
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