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Gäbe es die Liebe nicht

Gäbe es die Liebe nicht

Titel: Gäbe es die Liebe nicht
Autoren: Nora Roberts
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wahr?“
    „Ja.“ Vielleicht hatte es am Licht gelegen, dass sie ihm so perfekt, so geheimnisvoll, so verführerisch erschienen war. „Ich kaufe.“ Als wollte er sich davon überzeugen, dass es sie wirklich gab, nahm er ihre Hand. „Ich verkaufe.“
    Seine Hand war so warm und sanft wie beim Tanzen. Anna zog ihre daraus hervor. „Wie interessant. Was kaufen Sie?“
    „Was ich will.“ Lächelnd trat er noch näher an sie heran.
    Ihr Puls ging schneller, ihre Haut erglühte. Anna wusste, dass es dafür sowohl emotionale als auch rein körperliche Gründe gab. Trotzdem wich sie nicht zurück. „Und Sie verkaufen, woran Ihnen nichts mehr liegt.“
    „Ja, Miss Whitfield. Und zwar mit Gewinn.“
    „Manche Menschen könnten das für äußerst arrogant halten, Mr. MacGregor.“
    Ihre kühle, gelassene Stimme begeisterte ihn ebenso sehr wie der kühle, gelassene Blick, in dessen Tiefen er einen Hauch von Leidenschaft entdeckte. „Wenn ein armer Mann arrogant ist, wirkt es ungehobelt, Miss Whitfield. Bei einem wohlhabenden Mann nennt man es Stil. Ich war beides.“
    „Seltsam, ich dachte nicht, dass sich Arroganz mit den Jahren oder jeder Mode wandelt“, erwiderte sie.
    Ohne sie aus den Augen zu lassen, holte er eine Zigarre heraus. „Der Punkt geht an Sie.“ Sein Feuerzeug flammte auf und ließ seine Augen blitzen. In diesem Moment wurde Anna bewusst, dass er doch bedrohlich war.
    „Dann sollten wir uns vielleicht auf ein Unentschieden einigen.“ Der Stolz hinderte sie daran, zurückzuweichen. „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, Mr. MacGregor. Ich muss wirklich wieder zurück.“
    Mit besitzergreifender Geste nahm er ihren Arm. Anna zuckte nicht zurück, sondern bedachte ihn mit einem eisigen Blick. Die meisten Männer hätten sich davon einschüchtern lassen und um Verzeihung gebeten. Aber nicht Daniel. Er lächelte. „Wir sehen uns wieder, Miss Anna Whitfield.“
    „Vielleicht.“
    „Wir sehen uns wieder.“ Er hob ihre Hand an den Mund, und sie spürte seinen erstaunlich weichen Bart an ihrem Handrücken. Eine Sekunde lang flackerte die Leidenschaft auf, die er in ihren Augen hatte glimmen sehen. „Und wieder.“
    „Das bezweifle ich, da ich nur noch zwei Monate in Boston sein werde. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen …“
    „Warum?“
    Er ließ ihre Hand nicht los, was sie mehr beunruhigte, als sie sich anmerken ließ. „Warum was, Mr. MacGregor?“
    „Warum werden Sie nur noch zwei Monate in Boston sein?“ Wenn sie abreiste, um irgendwo zu heiraten, änderte das natürlich einiges. Daniel sah ihr ins Gesicht und entschied, dass selbst das nichts ändern würde.
    „Ich werde Ende August in Connecticut das letzte Jahr meines Medizinstudiums beginnen.“
    „Medizinstudium?“ Er zog die Brauen zusammen. „Ich hatte gedacht Sie werden Krankenschwester.“ In seiner Stimme schwang das Erstaunen eines Mannes mit, der kein Verständnis für Frauen hatte, die Ärztin oder Rechtsanwältin werden wollten.
    „Nein. Ich werde Chirurgin. Danke für den Tanz.“
    Bevor sie an der Tür war, ergriff er ihren Arm erneut. „Sie wollen Menschen aufschneiden?“ Er lachte. „Sie scherzen.“
    Sie ließ sich ihre Verärgerung nicht anmerken und gab sich einfach nur gelangweilt. „Glauben Sie mir, wenn ich scherze, bin ich wesentlich amüsanter. Gute Nacht, Mr. MacGregor.“
    „Medizin ist ein Männerberuf.“
    „Zufällig bin ich der Ansicht, dass es so etwas wie einen Männerberuf nicht gibt, wenn eine Frau ihn ebenso gut ausführen kann.“
    Er schnaubte und zog an seiner Zigarre. „Blödsinn.“
    „Das war deutlich, Mr. MacGregor, und einmal mehr unhöflich. Sie bleiben sich treu.“ Ohne sich umzudrehen, ging sie ins Haus. Aber sie dachte an ihn. Dreist, unhöflich, extravagant und dumm.
    Und er dachte an sie, als sie zwischen den anderen Gästen verschwand. Kühl, eingebildet, unverblümt und lächerlich.
    Sie waren beide fasziniert.

2. KAPITEL
    „Erzähl mir alles.“
    Anna stellte ihre Handtasche auf den weiß gedeckten Tisch und lächelte dem Kellner zu. „Ich nehme einen Champagner-Cocktail.“
    „Zwei“, sagte Myra und beugte sich vor. „Und?“
    Anna ließ sich Zeit und sah sich in dem kleinen Restaurant um. Ein halbes Dutzend Gäste kannte sie mit Namen, einige vom Sehen.
    „Anna?“ drängte Myra. „Nun erzähl schon.“
    „Was soll ich erzählen?“ entgegnete Anna lächelnd.
    Myra nahm eine Zigarette aus ihrem goldenen Etui und zündete sie an. „Erzähl mir, was zwischen dir
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