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Gäbe es die Liebe nicht

Gäbe es die Liebe nicht

Titel: Gäbe es die Liebe nicht
Autoren: Nora Roberts
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Entscheidungen beugte.
    Es gab ein Dutzend Frauen, die er umwerben und erobern konnte, aber keine von ihnen besaß dieses gewisse Etwas. Keine war eine Herausforderung. Nach nur einer Begegnung mit Anna Whitfield war Daniel überzeugt, dass sie ihm genau die bieten würde. Von einer Frau begehrt zu werden schmeichelte dem Selbstwertgefühl, aber eine Herausforderung weckte den Kampfgeist.
    Und wenn es etwas gab, womit er sich auskannte, dann damit, wie man eine Übernahme vorbereitete. Zuerst fand er die Schwächen und Stärken des Gegners heraus, dann nutzte er beide für seine Zwecke. Daniel griff nach dem Hörer, lehnte sich zurück und machte sich ans Werk.
    Wenige Stunden später kämpfte er mit dem Knoten seiner schwarzen Seidenkrawatte. Soweit er sehen konnte, lag das einzige Problem beim Reichtum darin, dass man sich entsprechend kleiden musste. Dass er im Smoking eine imposante Erscheinung abgab, war keine Frage, dennoch fühlte er sich darin einfach nicht wohl. Aber wenn es darum ging, eine Frau zu erobern, scheute er kein Opfer.
    Er wusste, dass Anna Whitfield den Abend mit Freunden beim Ballett verbringen würde. Zum Glück hatte er sich von seinem Steuerberater dazu überreden lassen, eine Loge zu mieten. Bisher hatte er sie kaum genutzt, aber allein der heutige Besuch lohnte die Investition.
    Pfeifend ging er nach unten. Manche fanden eine Villa mit zwanzig Zimmern für einen allein stehenden Mann übertrieben, aber für Daniel bedeutete sie mehr als Luxus. Solange er sie besaß, würde er niemals in das Drei-Zimmer-Häuschen zurückkehren müssen, in dem er aufgewachsen war. Die Villa bewies, dass Daniel MacGregor Erfolg, Ausstrahlung und Stil besaß. Dass er das Bergwerk und den Kohlenstaub in Poren und Augen für immer hinter sich gelassen hatte.
    „McGee!“ rief er am Fuß der Treppe und freute sich wie ein Kind darüber, dass seine Stimme von den hohen Wänden widerhallte.
    „Sir.“ McGee kam aufrecht den langen Korridor entlang. Er hatte vielen Gentlemen gedient, aber keiner von ihnen war so ungewöhnlich und großzügig wie MacGregor gewesen. Außerdem waren sie beide Schotten.
    „Ich brauche den Wagen.“
    „Er wartet draußen.“
    „Der Champagner?“
    „Natürlich gekühlt, Sir.“
    „Die Blumen.“
    „Weiße Rosen, Sir. Zwei Dutzend, wie sie verlangt haben.“
    „Gut, gut.“ Auf halbem Weg zur Tür drehte er sich noch einmal um. „Bedienen Sie sich beim Scotch, McGee. Sie haben den Abend frei.“
    Ohne eine Miene zu verziehen, neigte McGee den Kopf. „Danke, Sir.“
    Erneut pfeifend ging Daniel hinaus. Den silberfarbenen Rolls Royce hatte er aus einer Laune heraus gekauft, es jedoch noch nie bereut. Der Gärtner freute sich über den Zusatzjob als Chauffeur und seine graue Uniform mit Mütze. Stevens Ausdrucksweise mochte fehlerhaft sein, aber am Steuer verwandelte er sich in eine würdevolle Erscheinung.
    „N’Abend, Mr. MacGregor.“ Steven öffnete die Wagentür und polierte den Griff, nachdem sein Chef eingestiegen war.
    Der Rolls gehörte zwar Daniel, doch Steven hütete ihn wie sein eigenes Gut.
    Als die Limousine fast geräuschlos anfuhr, öffnete Daniel den Aktenkoffer, der im Inneren des Wagens lag. Die Fahrt zur Oper dauerte fünfzehn Minuten, was bedeutete, dass er fünfzehn Minuten arbeiten konnte. Freizeit würde er sich im Alter noch genug gönnen können.
    Wenn alles nach Plan verlief, würde das Grundstück in Hyannis Port ihm nächste Woche schon gehören. Die Klippen, der graue Fels und das hohe grüne Gras erinnerten ihn an Schottland. Dort würde er sein Zuhause errichten. Ein Zuhause, das er schon vor sich sah. Und wenn es stand, würde er es mit einer Frau und Kindern beleben. Also dachte er an Anna.
    Die weißen Rosen lagen neben ihm, der Champagner lag auf Eis. Er brauchte nur das Ballett zu ertragen, dann würde er mit seiner Werbung beginnen. Er schnupperte an einer Blüte. Sie liebte weiße Rosen, das hatte er schnell herausgefunden. Es würde nicht lange dauern, bis Anna Whitfield sich ihm ergab, da war er sicher. Zufrieden lehnte er sich zurück und klappte den Aktenkoffer zu, als Steven vor der Oper hielt.
    „Zwei Stunden“, sagte er zu dem Chauffeur und nahm spontan eine Rose mit.
    In der Eingangshalle glänzten Perlen, glitzerten Brillanten, und es duftete nach teurem Parfüm. Daniel schlenderte durch die in lange Kleider und schwarze Smokings geklei deten Gäste. Seine Größe und Ausstrahlung sorgten dafür, dass so manche Frau ihm mehr oder
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