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Gäbe es die Liebe nicht

Gäbe es die Liebe nicht

Titel: Gäbe es die Liebe nicht
Autoren: Nora Roberts
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weniger verstohlen nachblickte. Daniel war das gewöhnt.
    Während er hier und dort ein freundliches Wort wechselte, hielt er nach Anna Ausschau. Als er sie entdeckte, war es wie auf dem Sommerball. Unwillkürlich hielt er den Atem an. Sie trug Blau, ein blasses, dezentes Blau, das ihre weiße Haut wie frische Milch aussehen ließ. Das Haar war hochgesteckt, und das Gesicht glich tatsächlich genau der Kamee seiner Großmutter.
    Geduldig wartete er, bis sie ihn bemerkte und ihre Blicke sich trafen. Anders als die meisten Frauen errötete sie nicht. Sie lächelte auch nicht kokett, sondern erwiderte seine n Blick ruhig und gelassen. Daniel spürte, wie die Herausforderung sein Herz schneller schlagen ließ, als er ohne Hast auf sie zuging.
    Ohne ihre Begleiter zu beachten, stellte er sich vor sie. „Miss Whitfield, für den Walzer.“
    Als er ihr die Rose reichte, zögerte Anna. Aber es wäre unhöflich gewesen, sie nicht zu nehmen. Der Duft stieg ihr in die Nase. „Mr. MacGregor, dies ist meine Freundin Myra. Myra Lornbridge, Daniel MacGregor.“
    „Wie geht es Ihnen?“ Myra gab ihm die Hand, sah ihm in die Augen und wusste sofort, dass sie diesen Mann nicht nur mögen, sondern auch respektieren würde. „Ich habe bereits viel von Ihnen gehört.“
    „Ich habe geschäftlich mit Ihrem Bruder zu tun gehabt.“ Sie war kleiner als Anna, und rundlicher.
    „Nein, Jasper ist zu diskret, um etwas zu erzählen. Er hasst Klatsch und Tratsch.“
    Daniel lächelte. „Genau deshalb mache ich gern Geschäfte mit ihm. Sie mögen Ballett, Miss Whitfield?“ wandte er sich wieder an Anna.
    „Ja, sehr.“ Sie roch an der Rose, ärgerte sich jedoch augenblicklich darüber und ließ die Hände sinken.
    „Ich fürchte, ich weiß die Schönheit des Balletts nicht recht zu würdigen.“ Er lächelte betrübt. „Aber man hat mir gesagt, dass es hilft, wenn man die Geschichte kennt oder es mit einem echten Liebhaber besucht.“
    „Das ist wahr.“
    „Ob ich Sie wohl um einen großen Gefallen bitten dürfte?“
    Sie ahnte, was er beabsichtigte. „Nur zu.“
    „Ich habe eine Loge. Wenn sie mir Gesellschaft leisten, können Sie mir vielleicht zeigen, wie man das Ballett wirklich genießt.“
    Anna lächelte nur. So leicht war sie nicht zu beeindrucken. „Unter anderen Umständen gern. Aber ich bin mit Freunden hier, also …“
    „Nicht doch“, mischte Myra sie ein. „Es wäre doch eine Schande, wenn Mr. MacGregor sich ‚Giselle‘ ansehen musste, ohne es zu genießen, findest du nicht auch?“ Sie lächelte Anna zu. „Geht nur.“
    „Ich danke Ihnen.“ Daniel warf Myra einen belustigten Blick zu. „Sehr sogar. Miss Whitfield?“
    Er bot ihr den Arm an. Einen Moment lang dachte Anna daran, die Rose zu Boden zu werfen, mit dem Fuß zu zertreten und dann davonzumarschieren. Doch dann lächelte sie und legte die Hand auf seinen Arm. Ein Match wie dieses war nur zu gewinnen, wenn man sich im Griff hatte. Daniel zwinkerte Myra zu, und Anna legte die Stirn in Falten. . „Wieso haben Sie hier eine Loge, wenn Sie Ballett nicht mögen?“
    „Aus steuerlichen Gründen“, gestand Daniel, während sie die Treppe hinaufgingen.
    Kurz darauf nahm Anna ihren Platz ein, legte die Rose auf den Schoß und ließ sich von Daniel das Schultertuch aus elfenbeinfarbener Spitze abnehmen. Dabei berührten seine Finger ihre bloßen Schultern, und sie beide spürten es. Anna beschloss, ihn beim Wort zu nehmen. Er hatte es so gewollt.
    Ausführlich erzählte sie ihm, worum es in „Giselle“ ging. Danach gab sie alles zum Besten, was sie über das Ballett wusste, und war erstaunt, dass er noch nicht eingenickt war, als der Vorhang sich schließlich hob.
    „Es geht los“, sagte sie und lehnte sich zufrieden zurück. Aber anders als sonst fiel es ihr schwer, sich auf die Vorstellung zu konzentrieren. Daniel saß neben ihr, und sie spürte, wie er sie ansah. Starr schaute sie nach unten und nahm sich vor, Myra nicht ungeschoren davonkommen zu lassen. An Daniel würde sie nicht einmal denken. Stattdessen würde sie sich auf die Musik, die Farben, den Tanz konzentrieren. Sie holte mehrmals tief Luft. Leise und unauffällig. Aber dann berührte er ihre Hand, und ihr Puls beschleunigte sich.
    „Es geht um Liebe und Glück, nicht wahr?“ flüsterte Daniel.
    Wie hatte sie daran zweifeln können, dass er verstehen würde, worum es ging. Und mehr als seine leise, ernste Stimme verriet, dass ihm gefiel, was er sah. Unwillkürlich blickte sie ihn an.
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