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Furien im Finstern

Furien im Finstern

Titel: Furien im Finstern
Autoren: A. A. Fair
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Mann im Stuhl war das Lachen vergangen. Er schaute Bertha verwirrt und halbbetäubt an, mit einer Mischung von Zorn und Überraschung.
    »Machen Sie sich auf die Socken«, fauchte Bertha. »Scheren Sie sich zur Hölle, bevor ich Sie rausschmeiße.«
    Bertha kam langsam um den Tisch herum.
    »Sachte, nur sachte, Gnädigste, ich...«
    »Raus!« schrie Bertha.
    Der Mann sprang aus dem Stuhl hoch, wie von der Tarantel gestochen. »Immer mit der Ruhe, Gnädigste. Vielleicht können wir beide ja doch noch zu einem Geschäft kommen.«
    »Nicht ums Verrecken«, zischte Bertha. »Ich mache mir doch nicht die Finger bei Geschäften mit einem billigen, krummbeinigen Roßhändler schmutzig. Sie sind doch so verdammt clever, warum hauen Sie nicht ab und suchen einen Rechtsanwalt, der Ihre Informationen will.«
    »Nun, vielleicht...«
    Bertha Cool überfiel ihn wie eine Lawine. Ihre geübte Rechte packte zu. Der Arm streckte sich, und stämmige Beine setzten sich in Bewegung.
    Elsie Brand blickte überrascht auf, als die wilde Jagd durch das Empfangszimmer schoß.
    Die Tür knallte hinter dem Mann ins Schloß, das Glas klirrte. Bertha starrte die Tür einen Moment lang haßerfüllt an, dann drehte sie sich zu Elsie Brand um. »Auf, Elsie, hinter ihm her! Wir werden dem Nassauer eine Lehre erteilen.«
    »Ich verstehe Sie nicht.«
    Bertha packte Elsies Stuhl bei der Lehne und stieß ihn halb durch das Büro, noch bevor die Sekretärin aufstehen konnte.
    »Hinter ihm her! Finden Sie raus, wer er ist und wo er hingeht. Wenn er ein Auto hat, schreiben Sie die Zulassungsnummer auf. Machen Sie sich auf die Socken! Los! Los!«
    Elsie Brand sauste zur Tür.
    »Warten Sie, bis er im Aufzug ist«, warnte Bertha. »Fahren Sie nicht im gleichen Lift wie er. Holen Sie ihn auf der Straße ein.«
    Elsie Brand verschwand eiligst durch die Tür.
    Bertha Cool stellte den Stuhl an Elsies Schreibtisch zurück, marschierte in ihr Allerheiligstes, steckte die Zigarettenspitze wieder zwischen die Zähne und ließ sich in den großen Drehsessel fallen.
    Sie schnaufte angestrengt.
    »Der kleine Mistkerl«, murmelte sie vor sich hin. »Zur Marine zu gehen! Herrje, wie ich ihn vermisse. Er hätte das im Handumdrehen erledigt.«

5

    Elsie war nach einer halben Stunde zurück. »Haben Sie Erfolg gehabt?« fragte Bertha Cool.
    Elsie Brand schüttelte den Kopf. Berthas Stirn runzelte sich ärgerlich. »Und warum nicht?«
    »Weil ich nicht Donald Lam bin«, erklärte Elsie. »Ich bin kein Detektiv. Ich bin Sekretärin. Und obendrein bin ich sicher, daß er die ganze Zeit über wußte, daß ich hinter ihm her war.«
    »Was hat er gemacht?«
    »Er lief zur Ecke, blieb bei dem Blinden, unserem Klienten, stehen und warf Silberdollars in die Blechtasse. Fünf Stück. Jedesmal beugte er dabei den Kopf und sagte >Danke, Bruder<. Er sagte es fünfmal, sehr ernst und mit angemessener Würde.«
    »Und dann?«
    »Dann ging er weiter, und in welchem Tempo! Ich habe mir fast die Beine ausgerissen, um an ihm dranzubleiben. Er ging weiter, bis ein Verkehrssignal gerade auf gelb war. Dann flitzte er über die Straße. Ich versuchte ihm zu folgen. Ein Polizist hielt mich zurück und schrie mich an. Dann kam eine Straßenbahn vorbei, und der Bursche war verschwunden.«
    Bertha Cool sagte: »Sie hätten hinter der Straßenbahn herrennen sollen und...«
    »Lassen Sie mich doch ausreden«, unterbrach Elsie Brand. »Einen halben Block weiter stand ein Taxi. Ich habe dem Fahrer wie verrückt zugewinkt, und er ist sogar gekommen. Ich bin eingestiegen und dreimal an der Straßenbahn vorbeigefahren. Jedesmal, als wir vorbeifuhren, habe ich die Passagiere genau angesehen. Ich konnte unseren Mann nicht in der Straßenbahn entdecken, und so habe ich dem Fahrer gesagt, er solle mich zwei Blöcke vor der Straßenbahn absetzen. Ich habe ihn bezahlt und bin dann in die Straßenbahn eingestiegen, als sie herankam. Unser Mann war nicht darin.«
    Nachdenklich kommentierte Bertha: »Da brat mir doch einer einen Storch.«

6

    Genau neun Minuten vor fünf öffnete Elsie Brand die Tür zu Bertha Cools Privatbüro. Offensichtlich konnte sie ihre Erregung nur mühsam so lange zurückhalten, bis die Tür hinter ihr zu war. »Er ist zurück!«
    »Wer?«
    »Der Zeuge, der den Unfall beobachtet hat.«
    Bertha Cool überlegte angestrengt einige Sekunden lang, bevor sie sagte: »Er gibt nach. Ein verdammter, schmutziger Erpresser. Ich sollte ihm nicht einmal die Genugtuung geben, ihn zu empfangen.«
    Elsie
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