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Furien im Finstern

Furien im Finstern

Titel: Furien im Finstern
Autoren: A. A. Fair
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Brand wartete schweigend.
    »Na schön«, sagte Bertha schließlich. »Schicken Sie ihn rein.«
    Der Mann lächelte freundlich, als er das Büro betrat. »Etwas amateurhaft, der Beschattungsversuch, den Sie da veranstaltet haben«, sagte er. »Aber ich nehm's Ihnen weiter nicht übel, Mrs. Cool.«
    Bertha sagte nichts.
    »Ich habe mir die Sache überlegt«, fuhr der Mann fort. »Vielleicht haben Sie wirklich die Wahrheit gesagt. Ich schlage Ihnen einen Handel vor. Das Mädchen weiß nicht, wer sie angefahren hat. Ich bin der einzige, der es weiß. Nun, mir nützt dieses Wissen überhaupt nichts, solange es nur in meinem Notizbuch steht. Also gebe ich Ihnen den Namen und die Adresse von dem Mädchen. Ganz umsonst. Besuchen Sie sie. Reden Sie mit ihr. Sie hat eine gute Ausgangsposition. Ich will nur 25 Prozent.«
    »25 Prozent wovon?«
    »Von dem, was sie von dem Mann bekommt, der das Auto gefahren hat. Wahrscheinlich ist er versichert. Es wird eine Abfindung geben.«
    »Ich habe damit nichts zu tun«, sagte Bertha. »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
    »Ich weiß. Sie haben es mir gesagt. Das bestreite ich nicht. Gewarnt ist gewarnt. Aber ich sage Ihnen: Wenn sie herausfinden will, wer sie angefahren hat, kostet es sie einen fetten Happen ihrer Abfindung. Ich werde einen Rechtsanwalt damit beauftragen, einen Vertrag darüber fix und fertig zu machen. Abgemacht?«
    Bertha kniff die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
    Ihr Besucher lachte. »Mich können Sie nicht hinters Licht führen. Natürlich ist es abgemacht. Vielleicht sind Sie jetzt noch nicht an einem Prozeß interessiert, aber wenn Sie es sich erst einmal überlegt haben, werden Sie ganz anders darüber denken. Sie können mich jederzeit durch ein Zeitungsinserat erreichen.«
    »Und wie heißen Sie?«
    »Opportunity — Mr. John Q. Opportunity.«
    »Ich verspreche Ihnen...«
    »Ja, ja, weiß schon«, unterbrach er sie sanft. »Der Name des Mädchens ist Josephine Dell. Sie wohnt in den Bluebonnet Apartments in der South Figueroa Street. Sie ist überhaupt nicht im Krankenhaus gewesen.«
    »Warum nicht?« fragte Bertha. »Der Mann wollte sie doch hinfahren?«
    »Stimmt schon. Er wollte. Er wollte, daß sie von einem Arzt untersucht würde, damit er wußte, daß ihr nichts fehlte. Aber aus irgendeinem Grund hat sie es nicht getan. Der Unfall war am Freitagabend. Am Samstagmorgen fühlte sie sich steif beim Aufwachen, und sie hatte Schmerzen. Sie rief an ihrem Arbeitsplatz an. Man sagte ihr, sie solle an dem Tag zu Hause bleiben. Sonntag blieb sie auch im Bett. Sie könnte ein paar Hunderter Abfindung bekommen — aber sie weiß nicht, wer sie angefahren hat.«
    Der Mann stand auf, zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Trübe Augen sahen Bertha nachdenklich an. »Und das ist der Zeitpunkt, wo ich ins Geschäft komme.«
    Bertha Cool warf einen Blick zur Tür. Sie wollte etwas sagen, hielt aber inne.
    Ihr Besucher grinste. »Der Zeitpunkt ist gekommen, wo ich rausfliege, wollten Sie wohl gerade sagen. Gut, daß Sie sich rechtzeitig gefangen haben. Das ist abgestandenes Bier. Letzten Endes, Mrs. Cool, können Sie kaum ohne mich auskommen. Gut, ich werde mich langsam auf die Socken machen. Diese Information war gratis. Nehmen Sie es als Kostprobe meines Angebots. Wenn Sie Informationen haben wollen, die Ihnen wirklich Geld bringen, sagen Sie mir Bescheid. Guten Tag.« Er schlenderte aus dem Büro.
    Zehn Sekunden, nachdem sich die Tür hinter dem Mann geschlossen hatte, war Bertha zum Ausgang gerüstet.
    Elsie Brand schloß gerade ihren Schreibmaschinentisch. Sie warf ihrer Arbeitgeberin einen neugierigen Blick zu und machte Anstalten, Bertha zu fragen, ob sie die gewünschte Information erhalten habe, schwieg dann aber lieber. Bertha Cool ließ sich nichts anmerken.
    Die Bluebonnet Apartments waren ein typisch südkalifornisches Apartmentgebäude mit vorwiegend Einzimmer-Wohnungen von 100 bis 150 Dollar Monatsmiete. Die Seitenwände waren aus Ziegelstein, weiße Stukkaturarbeit zierte die Fassade, kleine, dekorative Erker beschatteten Türen und Fenster. Diese Erker aber waren mit gewöhnlichen Dachpfannen gedeckt. Das Gebäude war zwölf Meter breit und drei Stockwerke hoch. Es gab keine Eingangshalle. Draußen vor der Tür neben den Briefkästen waren die Klingeln mit den Namensschildern. Etwa in der Mitte bemerkte Bertha den Namen Josephine Dell. Sie klingelte, nahm den Hörer der Sprechanlage und lauschte.
    »Wer ist da bitte?«
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