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Furien im Finstern

Furien im Finstern

Titel: Furien im Finstern
Autoren: A. A. Fair
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Wie es passiert ist. Die Zulassungsnummer vom Wagen. Den ganzen Kram.« Er zog ein Notizbuch aus seiner Tasche, schlug es auf und zeigte Bertha eine von oben bis unten vollgekritzelte Seite. »Das ist nicht der erste verdammte Unfall, den ich gesehen habe«, sagte er und fügte traurig hinzu: »Das können Sie mir glauben. Beim ersten Unfall war ich noch bescheuert genug, alles zu sagen. Die Versicherungsgesellschaft zahlte dem Rechtsanwalt zehn Tausender. Ich bin nicht einmal bis vors Gericht gekommen. Der Rechtsanwalt hat mir gedankt, meine Hand geschüttelt und gesagt, ich wäre ein ehrenwerter Bürger. Mann soll's einfach nicht für möglich halten. Ich war der ehrenwerte Bürger. Der Rechtsanwalt kassiert die zehn Tausender und macht mit dem Klienten halbe halbe. Für mich fiel ein Händedruck ab. Und ehrlich gesagt, Händedrücke interessieren mich einen feuchten Kehricht. Auf so was lasse ich mich nicht noch einmal ein. Ich trage mein Heines Notizbuch mit mir rum, und ich bezeuge gar nichts, bevor nicht ein kleines einleitendes Gespräch geführt wurde. Aber machen Sie sich keine Sorgen, daß ich die Information nicht hätte. Wenn ich schon etwas sehe, dann habe ich auch alles mitgekriegt. Das kleine Büchlein kommt mir sehr zustatten, kapiert?«
    »Kapiert«, stellte Bertha fest. »Aber Sie sind bei der falschen Adresse.«
    »Wieso?«
    »Ein Mann möchte, daß ich diese Frau ausfindig mache. Er kennt nicht einmal ihren Namen. Er hatte gerade ein Auge auf sie geworfen, da wurde sie aus seinem Leben gerissen.«
    Der Mann nahm die Zigarette aus dem Mund, tippte die Asche auf Bertha Cools Teppich, warf seinen Kopf zurück und lachte.
    Berthas Stiernacken rötete sich vor Wut. »Freut mich ungemein, daß Sie das so lustig finden.«
    »Lustig? Es ist zum Heulen. Junge, Junge, hahaha. Er möchte nur seinem kleinen Schätzchen ein Andenken schicken und weiß nicht, wohin. Und Sie fragen: >Haben Sie die Zulassungsnummer von dem Auto, das sie angefahren hat?<«
    »Was ist daran so unverständlich?« fragte Bertha. »Der Mann, der sie angefahren hat, wollte sie ins Krankenhaus fahren. Mein Klient möchte wissen, in welches Krankenhaus sie gebracht wurde.«
    Der Unbekannte schüttelte sich jetzt geradezu vor Lachen. Er krümmte sich, schlug sich auf die Schenkel, wurde ganz rot im Gesicht. »Hahaha! Gnädigste, Sie sind einfach umwerfend. Der geborene Witzbold!«
    Er zog sein Taschentuch hervor und trocknete den Schweiß von der Stirn und die tränenden Augen. »Junge, Junge, das ist aber ein starkes Stück. Das ist sogar überstark. Sagen Sie, Gnädigste, kennen Sie viele, die auf solchen Quark hereinfallen? Es würde mich interessieren. Wenn Leute so leichtgläubig sind, gibt es normalerweise was zu holen.«
    Bertha stieß ihren Stuhl zurück. »Okay«, schnaubte sie. »Und jetzt hören Sie mir mal zu, Sie neunmalkluger Giftzwerg. So, Sie sind also intelligent? Sie sind Ihrer Mutter klügstes Kind? Das Genie der Familie! Ein Neunmalkluger. Alle anderen sind schwachsinnig. Und was können Sie sich dafür kaufen? Schauen Sie mal in den Spiegel! Anzug von der Stange für 25 Dollar. Ein-Dollar-Krawatte. Ein Hemd, in das der Kragen Löcher gewetzt hat. Abgelatschte Schuhe. Smart, was? Sie sind gerade klug genug, sich selber in den Schatten zu stellen, um sich dann über den eigenen Schatten zu beklagen. Okay, Mr. Intelligenzbestie. Jetzt werde ich Ihnen mal was erklären.«
    Bertha war aufgesprungen und beugte sich über den Schreibtisch.
    »Da Sie ja so verdammt klug sind: mein Klient ist ein Blinder, ein blinder Bettler, der an der Ecke sitzt und Bleistifte und Krawatten verkauft. Er ist in das Alter gekommen, wo man sentimental wird. Und dieses kleine Häschen blieb bei ihm stehen, um ein paar nette Worte mit ihm zu wechseln, ihm auf die Schulter zu klopfen, ihn aufzumuntern. Jetzt macht er sich Sorgen um sie, weil sie am Montag nicht zur Arbeit gegangen ist. Und am Dienstag auch nicht. Er hat mich gebeten, sie ausfindig zu machen. Und da er ein so netter alter Kauz ist, läßt Bertha sich erweichen und übernimmt den Auftrag für ein Viertel dessen, was ich einem gewöhnlichen Kunden abknöpfen würde. Ich wollte Ihnen eine Chance geben. Wenn Sie mir die gewünschte Information überlassen hätten, hätte ich es so arrangiert, daß Sie hätten mitmischen können, sollte ein Rechtsanwalt den Fall übernehmen. Aber jetzt, wo Sie so verdammt clever daherkommen, können Sie sich Ihren eigenen Rechtsanwalt suchen.«
    Dem
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