Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Furien im Finstern

Furien im Finstern

Titel: Furien im Finstern
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
ich auch.«
    »Aber was in aller Welt interessiert Sie an mir?«
    »Mich hat jemand engagiert, der an Ihnen interessiert ist.«
    »Wer?«
    Bertha lächelte. »Nie im Leben werden Sie es erraten. Es gibt einen Mann, der Interesse an Ihnen hat. Er wußte, daß Ihnen etwas zugestoßen war, und wollte sich erkundigen, wie es Ihnen geht.«
    »Aber warum, um Himmels willen, hat er nicht angerufen?«
    »Er wußte nicht, wie er Sie erreichen konnte.«
    »Sie meinen, er wußte nicht, wo ich arbeite?«
    »Stimmt.«
    »Und wer ist es?«
    »Ein älterer Herr«, sagte Bertha. »Ein Mann, scheint mir...«
    »Ach, ich wette, es ist der Blinde!«
    Bertha schien etwas verärgert. »Woher wußten Sie das?«
    »Ich habe es nicht gewußt. Nur, Sie schienen so fest daran zu glauben, daß ich nie raten würde, wer es ist. Da habe ich mir überlegt, es muß jemand Außergewöhnliches sein. Wissen Sie, ich denke viel über ihn nach. Erst heute nahm ich mir vor, ihm Bescheid zu geben, daß es mir gutgeht.« Sie lachte und fuhr fort: »Man kann aber nicht einfach einen Brief schreiben und ihn an einen Blinden adressieren, der vor einem Bankgebäude sitzt und Krawatten verkauft.«
    »Kaum.«
    »Würden Sie ihm bitte sagen, wie sehr ich seine Anteilnahme zu schätzen weiß?«
    Bertha nickte.
    »Sagen Sie ihm, es bedeutet mir viel. Wahrscheinlich werde ich ihn morgen früh oder übermorgen selber sehen. Wenn es keine weiteren Komplikationen gibt. Ich glaube, er ist einfach ein Schatz.«
    »Er scheint Sie ganz gern zu haben«, sagte Bertha. »Ein ziemlich ungewöhnlicher Mensch — ihm entgeht nichts.«
    »Sagen Sie ihm, daß es mir gutgeht und daß ich ihn herzlich grüße. Würden Sie das für mich tun?«
    »Selbstverständlich.«
    Bertha erhob sich aus ihrem Stuhl und hielt einen Moment inne.
    »Vielleicht«, sagte sie betont, »könnte ich etwas für Sie tun wegen der, ehe — wegen der Abfindung. Aber es würde etwas Geld kosten, den Mann zu finden, der Sie angefahren hat. Ich möchte es nicht tun, es sei denn, Sie glauben, es gäbe keine andere Lösung.«
    »Sie meinen, Sie wären in der Lage, den zu finden, der mich angefahren hat?«
    »Ich glaube, das könnte ich. Es würde allerdings, wie gesagt, etwas Geld kosten.«
    »Wieviel?«
    »Das weiß ich nicht. Wahrscheinlich einen gewissen Teil der Abfindung. Schätzungsweise die Hälfte, würde ich sagen. Ich möchte nicht, daß Sie es tun, wenn es eine bessere Lösung gibt.«
    »Und Sie würden das Ganze für mich übernehmen?«
    »Sollte es zu einer Abfindung kommen, ja. Sollte es zu einer Gerichtsverhandlung kommen, wäre das natürlich etwas anderes.«
    »Ach, ich bin sicher, daß es zu keiner Gerichtsverhandlung kommt. Der junge Mann war so nett und rücksichtsvoll. Ich bin sicher, daß er versichert ist, und wenn er davon wüßte, daß ich bettlägerig bin — aber es ist ja auch nichts Ernstes. Ich habe nur drei oder vier Arbeitstage verloren, und meine Stellung war ja ohnehin im Eimer.«
    »Ihr Boss ist gestorben?«
    »Ja. Harlow Milbers.«
    »Ihr Büro muß in der Nähe vom Standpunkt des Blinden gewesen sein.«
    »Ungefähr zwei Ecken vom Bankgebäude entfernt. In diesem albernen altmodischen Ateliergebäude. Mr. Milbers hatte dort ein kleines Atelier.«
    »Was hat er gemacht?«
    »Forschungsarbeit. Ein privates Hobby von ihm. Er hatte eine Theorie, daß alle militärischen Feldzüge bestimmten Gesetzen folgen und daß Abwehr einer Aggression keinen Sinn hat, solange nicht die Aggression sich selbst schon bis zu einem gewissen Punkt verausgabt hat. Und daß kein Land etwas Beständiges durch Aggression gewinnen
    kann. Denn wenn der Angriff einmal in Gang gekommen ist, findet er kein Ende mehr. Ganz egal, wieviel Macht ein Land hat und wie stark sein ursprünglicher Antrieb gewesen sein mag, es kommt zwangsläufig zu einem Zeitpunkt, an dem es verwundbar wird. Aber das interessiert Sie ja wohl kaum.«
    »Eine interessante Theorie«, sagte Bertha.
    »Er wollte ein Buch darüber schreiben, und er hat mir viele Notizen dazu diktiert. Eine schöne Arbeit.«
    Bertha meinte: »Also, wenn Sie den Entschluß fassen sollten, etwas wegen dieses Autounfalles zu tun, lassen Sie es mich wissen. Ich nehme an, daß Sie zwei- oder dreitausend bekommen könnten. Der Nervenschock und so weiter, Sie wissen schon...«
    »Oh, ich will nichts für den Schock. Nur für meine verlorene Arbeitszeit und die Arztrechnungen.«
    »Nun«, erklärte Bertha, »wenn man von einer Versicherungsgesellschaft etwas
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher