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Funkensommer

Funkensommer

Titel: Funkensommer
Autoren: Michaela Holzinger
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Und auch ein bisschen nach Knoblauch. Immer. Diesen Duft mag ich so gerne. Er ist anders als der Duft von zu Hause. Nicht besser oder schlechter. Einfach anders. Und trotzdem vertraut.
    »Gerne«, sage ich, »aber nicht heute.«
    Daraufhin fängt Karolina laut zu lachen an. »Das war klar! Dich mit List muss man herkriegen, um an dir herumwerkeln zu dürfen. Du bist und bleibst eben Naturschönheit.« Dann wendet sie sich wieder den Nudeln zu.
    Ich lasse mich neben Jelly auf die Couch fallen und flüstere: »Kann ich dir was sagen?«
    Jelly nickt. »Ich muss sowieso die Tomaten auf dem Balkon gießen. Diese Woche bin ich dran …« Sie verzieht das Gesicht zu einer Grimasse. Als wir auf dem Balkon sind, greift sie nach der Kanne und fängt an, die Pflänzchen zu wässern. »Und? Was gibt’s?«, fragt sie neugierig.
    »Ich weiß auch nicht«, seufze ich und lasse mich auf die Liege plumpsen. Ein Sonnenschirm spendet mir Schatten. Richtig gemütlich ist das. »Da kann mir Ibiza gestohlen bleiben«, denke ich laut.
    Jelly taucht die Gießkanne ins Regenfass und sieht mich verwundert an. »Hä? Was meinst du?«
    »Ach, es ist wegen Lena«, rücke ich schließlich heraus und erzähle, was vorhin im Bus vorgefallen ist.
    Jelly grinst. Wie auf Kommando wandert ihre linke Augenbraue hoch. »Du bist eifersüchtig.«
    »Blödsinn! Auf was soll ich eifersüchtig sein …«
    Sie stellt die Gießkanne zur Seite und quetscht sich zu mir auf die Liege. »Ich frage mich die ganze Zeit, warum du mir nichts davon erzählen willst. Von dir und Finn, meine ich. Nach dem Nachmittag am See kannst du mir nichts mehr vormachen. Ich hab genau gesehen, wie ihr euch angeschaut habt!«
    »Wie denn?«
    »Na, so«, sagt Jelly und beugt sich über mich. Dabei blickt sie mir tief in die Augen und lächelt mich dümmlich an.
    »Du bist blöd«, sage ich und muss lachen. »So habe ich bestimmt nicht ausgeschaut!«
    »Aber Finn.« Sie nickt. »Und wie. Der ist so was von vernarrt in dich!«
    »Und warum meldet er sich dann nicht?«, rutscht es mir heraus.
    Jellys Grinsen wird noch breiter. »Hat er nicht? Seit Sonntag nicht?«
    »Doch«, gebe ich brummend zu. »Sonntagabend. Aber nur kurz. Wollte Tschüss sagen, weil sie ja diese Woche auf Klassenfahrt sind.«
    »Und warum«, fragt sie, »machst du dann so ein Gesicht? Das ist doch gut!«
    Ich seufze. Schon wieder. »Ich weiß auch nicht. Lenas Bemerkung vorhin war einfach scheußlich. Ob sie wirklich in ihn verknallt ist? So richtig, meine ich?«
    Jellena fängt an, mit ihren Haaren zu spielen. »Glaub ich nicht«, sagt sie schließlich. »Du weißt ja, wie Goldlöckchen ist. Sie ist Papas Liebling. Und wenn der sich eingebildet hat, dass der Sohn vom neuen Elektrocenterbesitzer eine gute Partie ist, dann findet sie es auch. So ist das wahrscheinlich, wenn man einen Bürgermeister zum Vater hat …« Sie dreht ihren Kopf zur Seite und sieht mich an. »Und? Bist du in ihn verknallt? So richtig, meine ich?«
    Ich sehe meiner Freundin in ihre blauen Augen. Kleine Sonnenpunkte spiegeln sich darin. So gerne würde ich ihr sagen, wie es in mir aussieht, aber …
    »… ich kann nicht«, bringe ich schwach hervor.
    »Wieso nicht?«, fragt sie genervt. »Ist es wegen deinen Eltern? Glaubst du, dass sie durchdrehen, wenn du einen Freund hast? Du bist sechzehn. Wenn du mich fragst, bist du ohnehin schon überfällig!«
    Ich schüttle den Kopf. »Nein, es ist nicht wegen Mama und Papa.«
    Jellys Augen fangen plötzlich zu blitzen an. »Aber doch nicht wegen Raphael, oder?«, ruft sie ungläubig. »Was hat dein Bruder mit der Sache zu tun? Dem kann es doch egal sein, welchen Freund du hast!!!«
    »Pst!«, zische ich. »Geht das nicht ein bisschen leiser? Oder willst du, dass es jeder hier im Dorf mitkriegt?«
    Jelly sieht mich seltsam ausdruckslos an und sagt: »Das ist es also. Du willst mir nichts davon erzählen, weil du glaubst, ich könnte es weitertratschen!« Langsam steht sie von der Liege auf und dreht mir den Rücken zu. »Und ich dachte, du vertraust mir …«
    »Jelly …«, flüstere ich.
    Eine sprachlose Wand scheint sich inmitten der Julihitze zwischen uns aufzubauen, doch zum Glück kommt Karolina dazwischen.
    »Hannah, deine Mama angerufen hat. Du hast wohl dein Handy unten in Rucksack gelassen. Sie sagt, heute kommt noch Mähdrescher und du musst helfen …«
    Hastig stehe ich von der Liege auf. »Ja, danke«, rufe ich Karolina zu, die daraufhin wieder vom Balkon verschwindet.
    Mein Blick
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