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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet
Autoren: Emma Hamberg
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weichen Teppich und startet mit seinen
täglichen Situps. Hundertfünfzig Stück. Nicht mehr und nicht weniger. Und genau
vierzig Liegestütze. Jeden Morgen. Falls er der Sache etwas mehr Schwung geben
will, macht er ein paar davon mit Händeklatschen zwischendurch.
    Alex schnuppert unter den Achseln. Alles in Ordnung, er hat gestern
Abend, kurz bevor er ins Bett gegangen ist, noch geduscht. Da reichen ein paar
schnelle Wischer mit dem Deo. Jetzt ein T -Shirt übergezogen
und dazu ein paar coole übergroße Helly-Hansen-Shorts, ein bisschen Haarwachs
und ein kurzer Blick in den Spiegel. Doch, er sieht gut aus. Ein letzter Griff
in die Haare, damit alles gleichmäßig nach hinten gekämmt ist. Seine Schwester
meint ja, er sollte sich Strähnchen färben. Soll er das machen? Oder wirkt das
total schwul?
    Er betrachtet eingehend sein Haar. Kämmt es mit den Fingern nach
hinten. Nimmt es hoch, drückt es wieder runter, fährt mit den Fingern durch.
Strähnchen? Vielleicht.
    Alex schiebt die Füße in ein Paar Flipflops und geht in die Küche.
Er macht sich ein großes Glas Kakao und ein paar Scheiben Brot mit Streichkäse,
blättert in einer alten Pokerzeitschrift und checkt sein Handy. Gustav will
wissen, ob er heute Abend dabei ist, wenn sie im Strandbad grillen. Na ja . . .
Magda fragt auch, ob er heute Abend mit zum Strandbad und zum Grillen kommt.
Larsson erinnert ihn an das Zusatztraining um zwanzig Uhr. Also kein Grillen.
Alex hat sowieso keine Lust. Mit einem Haufen Leute rumsitzen, die sich nur
besaufen und dann nach jemandem suchen, mit dem sie Scheiß bauen können. Das
stört Alex. Er weiß nicht genau, warum, aber es ist eben so. Dieser Teenagerkram
stört ihn einfach. Verdammt, sie sind doch schon über achtzehn! Warum muss man
so viel saufen? Offenbar, damit man sich traut zu vögeln. Oder damit man sich
traut, herumzugrölen und sich zu prügeln.
    Alex antwortet, dass er leider zum Training muss.
    Wie lange wird er sich noch mit dem Training rausreden können? Nein,
leider hab ich morgen ein Spiel, nein, ich kann heute nicht feiern, ich schaff
es wahrscheinlich nicht, darf nicht. Hilfe. Einmal hat er sich richtig
zugesoffen. In der Achten, eine halbe Flasche Wodka. Und dann hat er leider auf
die neuen Nikes von Lisa gekotzt. Voll peinlich. Vor dem Kotzen hat er noch
versucht, mit Tova rumzumachen, er erinnert sich nicht mehr genau, aber er war
wohl echt nervig, hat sie an die Brust gefasst und so. Ganz schön mies.
Hinterher haben alle in der Schule davon geredet. Wie besoffen er gewesen sei
und wie er gekotzt habe.
    Komischerweise war das irgendwie auch ein gutes Gefühl. Als hätte er
kurz vor dem Abpfiff das entscheidende Tor reingeköpft. Aber gleichzeitig ein
fieses Gefühl. Auf den Rücken geklopft zu werden dafür, dass man jemanden
vollgekotzt hat. Total gestört eigentlich.
    Alex schiebt sich ein halbes Brot in den Mund, kaut, dass die Krümel
fliegen, und spült alles mit Kakao runter. Nach dieser Sache damals hat er nie
wieder was getrunken. Vier Jahre lang. Vier Jahre immer neue Ausreden und jede
Menge Training. Da herrscht wenigstens Klarheit. Als Sechser kann man nichts
anderes machen, als vor dem Kasten alles sauber zu halten. Stark sein,
furchtlos und den Ball auf Abstand halten. Wenn du das hinkriegst, bist du
erfolgreich, und alle sind zufrieden.
    Wenn doch nur alles so einfach wäre. Hör zu, Alex, gib einfach dein
Bestes, dann sind alle zufrieden! Geh auf eine Party, sei lustig und tanz ein
bisschen, dann sind alle zufrieden. Du musst niemandem auf seine neuen Nikes
kotzen, um dazuzugehören. Du musst nicht der beste Freund aller Zeiten sein, um
ein bisschen geküsst zu werden. Du kannst nett und zuverlässig sein. That’s
good enough. Gib einfach nur dein Bestes, Alex!
    Aber so ist es ja nie. Immer ist irgendwas verkehrt. Blablabla, du
bist zu nett. Blablabla, du bist ja andauernd im Training. Blablabla, du bist
ja voll der Langweiler, mach dich doch mal locker. Mann, bist du schüchtern
oder was? Blablabla.
    Beim Fußball, Bandy und Tennis dagegen ist es so schön einfach. Gib
dein Bestes, und du bekommst Applaus.
    Er spült sein Kakaoglas nachlässig aus, und dann fällt ihm ein, dass
der Körper ja auch Vitamine braucht. Also macht er den Kühlschrank auf und entdeckt
eine Tomate, die er sich reinschiebt. Alles klar. Jetzt muss er Robin anrufen.
Wegen der Segelgeschichte. Da wird er im Leben nicht mitfahren können. Was hat
er sich bloß dabei gedacht?

     
    7
    K arin
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