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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem
Autoren: Kerstin Gier
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ich heut bei euch sein, holla hi ha ho. «
    »Und dann noch was mit Kacke«, schlug Habakuk vor.
    »Nicht schlecht«, sagte Großonkel August. »Nur schade, dass ich kein Räucherbein habe. Versucht mal was zu finden, was sich auf künstlicher Blasenausgang reimt.«
    Daran bissen sich Habakuk und Arsenius eine ganze Weile die Zähne aus.
    »Weißt du was?« Ich hatte eine geniale Idee. »Ich schenke dir meine Reime, Großonkel August. Schau mal, ich habe sie so groß ausgedruckt, dass du sie sogar ohne Brille lesen kannst.« Und scheinbar waren sie nur halb so schlimm, wie ich gedacht hatte, denn Cousin Harry hatte sie ohne Zensur in seine Festschrift übernommen, der Depp.
    Großonkel August war gerührt. »Das würdest du für mich tun? Mir deinen großen Auftritt schenken? Du bist ein wirklicher Engel, Großnichte.«
    »Ja, ich weiß«, sagte ich. »Aber das ist kein Grund, mir an den Schenkel zu fassen!«
    »Huch«, sagte Großonkel August. »Hab ich ja gar nicht gemerkt. Tanzen wir zwei denn nachher den Wiener Walzer?«
    »So sieht es wohl aus, Großonkel August«, sagte ich.
    »Das Büfett ist eröffnet«, rief Onkel Fred, und da sprangen Arsenius und Habakuk auf und sprinteten nach vorne.
    »Nehmt nur, was ihr auch mögt«, rief Frank ihnen nach. Der Ärmste musste schließlich die Reste essen.
    »Geh lieber mit ihnen«, sagte Tine. »Sonst fangen sie wieder beim Nachtisch an, und Tante Alexa hält mir einen Vortrag über Erziehung.« Das letzte Mal hatten Arsenius und Habakuk ganz allein eineEisbombe aufgefuttert, die für zirka zwanzig Personen berechnet gewesen war. Das allein wäre wohl nicht so schlimm gewesen, aber sie hatten die Hälfte davon später wieder erbrochen. Ich sage Ihnen jetzt nicht, wohin, falls Sie gerade selber beim Essen sind.
    Ich wartete, bis der erste Ansturm vorbei war, dann ging ich zusammen mit Chisola zum Büfett. Das Essen war auf diesen Familienfeiern traditionell hervorragend und reichlich, um auch mal etwas Positives zu sagen.
    »Ich zeig dir, was man unbedingt essen muss, wenn man auf so ein Fest geht«, sagte ich. »Manche Sachen sehen nicht so aus, aber sie schmecken wunderbar. Andere wiederum kann man getrost links liegen lassen.«
    »Ich kann sowieso nichts essen wegen der doofen Zahnspange«, sagte Chisola.
    »Oh, du Ärmste. Wie lange musst du die denn noch tragen?«, erkundigte ich mich.
    »Vier Monate!«, sagte Chisola. »Auf der letzten Klassenfete ist Blattspinat drin hängen geblieben, und ich hab’s nicht gemerkt. Seitdem nennen sie mich Pizza spinaci. Kein Junge will eine Pizza küssen.«
    »Oh, das würde ich so nicht sagen. Je älter sie werden, desto wichtiger wird ihnen das Essen«, sagte ich.
    »Gerri?« Chisola sah mit großen Augen zu mir herauf. »Mama sagt, als Kind warst du auch mal hässlich, stimmt das?«
    »Nein«, sagte ich. »Aber deine Mama war hässlich! Sie hatte abstehende Ohren, die sogar aus den Dauerwellen herausragten, die sie damals gut fand. Und sie hatte immer Sachen mit Schulterpolstern an, in denen sie aussah wie ein testosterongedopter Preisringer.«
    »Meinst du, ich werde vielleicht auch noch mal hübsch, wenn ich groß bin?«, fragte Chisola.
    »Ich finde dich jetzt schon hübsch, Sissi«, sagte ich. »Und wenn du erst diese Zahnspange los bist, wirst du dich viel besser fühlen – ich wette, dann sehen die Jungs auch endlich, wie hübsch du bist. Allerdings ist es wirklich wichtig, sich gerade zu halten. Man muss dieSchultern zurücknehmen, das Kinn etwas in die Luft heben und den Leuten direkt in die Augen sehen. Kopf hoch, Brust raus – siehst du, so wie ich.«
    Ich rammte meinen Teller gegen Lulu, die mit Cousine Diana bei den dreierlei Braten stand und den Verkehr aufhielt. Chisola kicherte, während ich hastig eine Scheibe Mozzarella von Lulus Jackett klaubte.
    »Hallo, Gerri, du siehst ja fantastisch aus«, sagte Diana. »Liegt das an dem Museumsdirektor, mit dem du liiert sein sollst?«
    »Wie bitte?«, fragte Lulu.
    »Meine Mutter hat mir dieses Gerücht eben unter Tränen mitgeteilt«, sagte Diana. »Oder ist es etwa gar kein Gerücht?«
    »Doch«, sagte ich. »Ich kenne überhaupt keinen Museumsdirektor.«
    Diana seufzte. »Das ist eine fürchterliche Familie, ständig erfinden sie irgendwelche Sachen über einen und mischen sich in das Privatleben ein. Ich und Nick, wir hatten eine schreckliche Beziehung. Jede andere Mutter hätte sich gefreut, als ich endlich Schluss gemacht habe. Aber meine Mutter hat geheult. Ein
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