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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem
Autoren: Kerstin Gier
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dir denke ich nicht sofort an Selbstmord, wenn’s schwierig wird. Ich werde diesen Kerl auf den Mond schießen, ganz egal, was meine Mutter sagt!«
    »Gut«, sagte ich erleichtert. »Du musst ihn sofort aus deiner Wohnung schmeißen, hörst du? Und dann machst du ein neues Schloss rein, wie ich.«
    »Nein! Das geht nicht!«, sagte Lulu. »Wenn ich ihn jetzt rausschmeiße, geht er in seine alte Wohnung zurück. Sein Mietvertrag läuft doch noch bis zum Ersten.«
    »Aber er kann nicht rein. Ich habe das Schloss erneuern lassen«, sagte ich triumphierend.
    »Das ist doch egal: Rechtlich gesehen darf er bis nächsten Donnerstag in diese Wohnung!«, sagte Lulu und rieb sich die Augen. »Vielleicht hätte er sogar die Möglichkeit, den Auflösungsvertrag anzufechten … Das darf auf keinen Fall passieren.«
    »Lulu, ich verzichte auf die Wohnung! Mach einen sauberen Schnitt: Schmeiß ihn raus.«
    »Auf keinen Fall«, sagte Lulu. »So billig kommt er mir nicht davon.« Sie richtete sich auf. »Wie sehe ich aus?«
    Wie eine Angestellte vom Beerdigungsinstitut Feldmann , wollte ichsagen, aber ich sagte: »Wie immer, nur ein bisschen nass im Gesicht. Brauchst du Make-up? Ich habe welches in meiner Handtasche.«
    »Danke«, sagte Lulu. »Ich möchte nämlich nicht, dass irgendjemand was merkt.«
    »Das wirst du nicht durchhalten bis nächsten Donnerstag«, sagte ich.
    »Ha, da kennst du mich aber schlecht«, sagte Lulu. »Ich halte alles durch, sogar die Kohlsuppendiät. Und jetzt geh wieder rein, und tu so, als ob nichts gewesen wäre. Diana kannst du das mit den astrologischen Zwillingen auf die Nase binden. Ich komme gleich nach.«
    ***
    Vor der Toilette, an die Brüstung gelehnt, stand Adrian und hielt eine selbstgedrehte Zigarette in der Hand.
    »Rauchen Sie etwa?«, fragte ich.
    »Nein«, sagte Adrian. »Aber ich überlege ernsthaft, ob ich es nicht tun sollte. Das ist nämlich ein Joint, den ich eben meinem sechzehnjährigen Neffen weggenommen habe.«
    »Ha! Da haben wir es doch!«, sagte ich. »So perfekt sind Ihre Brüder also gar nicht.«
    »Meine Brüder schon, nur ihre Kinder nicht«, sagte Adrian.
    »Ja, wegen dem vielen Geigenunterricht«, sagte ich. »Das ist doch klar! Das würde ich meinem Bruder aber mal ganz schnell auf die Nase binden, dass er bei seiner Erziehung offenbar ein kleines bisschen versagt hat.«
    »Ich musste versprechen, nicht zu petzen«, sagte Adrian.
    »Schade. Hat Ihre Mutter schon ihre Rede gehalten?«
    Adrian nickte und drehte den Joint unschlüssig zwischen seinen Fingern.
    »Oh! War es sehr schlimm?«, fragte ich mitleidig.
    »Oh, nein, diesmal ging es: Sie hat nur am Ende eine Art öffentlichenAufruf gestartet, um mir eine Frau zu beschaffen. Unser Gregor wird demnächst fünfunddreißig, und vielleicht kennt ja einer von euch eine nette junge Frau, die sich seiner annehmen kann .«
    Ich lachte. »Das ist doch prima. Sicher werden sich in den nächsten Wochen eine Menge Frauen bei dir melden.«
    Adrian lachte auch. »Und wie war es bei dir? Hast du schon mit dem Urinbeutel getanzt?«
    »Noch nicht«, sagte ich. »Aber es ist auch so spannend genug!« Ich freute mich, dass wir so unkompliziert zum »du« gefunden hatten, und lächelte ihn an.
    Lulu kam aus der Toilette. »Ich hatte doch gesagt, du sollst vorgehen«, sagte sie ungehalten.
    »Du hast links ein bisschen viel Rouge aufgelegt«, sagte ich.
    Lulu rieb sich über die Wange. »So besser?« Jetzt erst bemerkte sie Adrian und musterte ihn von oben bis unten. »Wer sind Sie denn? Franziskas Tierarzt?«
    »Nein«, sagte Adrian. »Ich bin, äh, …?« Er sah mich fragend an.
    »Liebe Güte«, sagte Lulu. »Sie werden doch wohl wissen, wer Sie sind!«
    »Gregor Adrian ist der Cheflektor bei Aurora«, sagte ich. »Sein Vater feiert nebenan im Kristallsaal Geburtstag. Gregor, das ist meine Schwester Lulu. Sie ist gerade wieder Single geworden und steht noch unter Schock, normalerweise ist sie ein bisschen netter.«
    »Noch bin ich nicht Single«, sagte Lulu. »Erst ab nächsten Donnerstag. Sagen Sie mal, ist das ein Joint?«
    »Ja«, sagte Adrian.
    »Kann ich den haben?«
    »Sicher – hier, bitteschön.«
    »Danke!« Lulu warf den Joint in ihre Handtasche. »Für später! Wiedersehen. Ich gehe da jetzt rein.«
    »Kopf hoch, Bauch rein, Brust raus«, sagte ich, und Lulu marschierte von dannen.
    Meine Handtasche spielte die Jupiter-Sinfonie.
    »Dein Handy!«, sagte Adrian. »Du Glückliche hast noch eins! Beiuns wurden am Eingang alle
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