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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem
Autoren: Kerstin Gier
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ich habe es nicht bereut, diesem Mann die Treue zu halten. Vor über zwanzig Jahren starb er – und seine kranke Frau lebt heute noch.
    Es ist sehr vernünftig von dir, auf die große Liebe zu warten – lass dich nicht von dieser Familie und ihrer dummen Panikmache in die Irre führen: Man muss sich nicht mit dem Zweitbesten zufriedengeben, niemals. Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst.
    Deine Romane haben mir sehr gut gefallen, und auch die Frauen im Seniorenstift waren ganz begeistert. Hast du noch mehr geschrieben? Wenn ja, würden wir uns alle riesig darüber freuen. Ich finde es sehr schade, dass sie auf so dünnem, billigem Papiergedruckt sind, deshalb habe ich einen Freund gebeten, alles Wort für Wort abzutippen, auf Bütten auszudrucken und binden zu lassen. Beiliegend erhältst du eine Sammelausgabe von Kinderkrankenschwester Angela in feinem roten Saffianleder mit Goldschnitt. Ich bin sicher, in dieser Aufmachung würden deine Bücher auch noch ein anderes Publikum finden. Vielleicht schlägst du das deinem Verlag einmal vor.
    Angeregt durch die Lektüre habe ich selber zu schreiben angefangen und einiges von meiner eigenen Erfahrung einfließen lassen. Wenn du so freundlich wärst, deinem Lektor oder deiner Lektorin das beiliegende Manuskript zukommen zu lassen, wäre ich dir sehr dankbar. Ich habe es »Die vergessenen Tage an der Riviera« genannt, aber das ist natürlich nur ein Arbeitstitel. Wenn es ihnen gefallen sollte, kann ich noch mehr liefern. Falls sie die Liebesszenen zu gewagt finden, dürfen sie sie selbstverständlich gerne kürzen.
    Dir, mein liebes Kind, wünsche ich ab jetzt ein wunderschönes Leben, denk immer daran: Sein Herz zu verlieren ist die schönste Art festzustellen, dass man eins hat!
    Deine Großtante Hulda
    P. S. Bitte nimm diesen Scheck an, und kauf dir ein paar schöne Hüte oder was dir sonst gefällt. Es ist keine todsichere Methode, aber ich empfehle auch den Kauf eines Cabriolets und/oder eines Hundes. Beides erleichtert den ersten Kontakt mit dem männlichen Geschlecht erheblich. Und beides macht das Leben ohne Mann erträglicher.

A chtzehn
    Lulu musste sich nicht übergeben. (Das tat sie später noch, allerdings erst nach einer Flasche Scotch). Sie schaufelte sich auf der Toilette literweise kaltes Wasser ins Gesicht, aber sie weinte nicht. Nicht eine einzige Träne.
    »Es tut mir ehrlich leid, Lulu«, sagte ich. »Das habe ich doch nicht gewollt.«
    »Du kannst nichts dafür«, sagte Lulu. »Du hast ja versucht, mich zu warnen.«
    »Weißt du, ich denke, diese hammerharten Zeiten liegen längst hinter Patrick«, sagte ich, obwohl ich alles lieber wollte, als den Mistkerl in Schutz zu nehmen. »Er hat sich sicher geändert. Und er liebt dich wirklich.«
    »Er ist ein verlogenes Arschloch«, sagte Lulu. »Du glaubst ja nicht, wie eiskalt er geleugnet hat, dich zu kennen.«
    »Na ja, er hatte mich auch völlig vergessen«, sagte ich. »Das hat er nicht nur gespielt.«
    »Weil du nur eine von unvorstellbar vielen warst«, sagte Lulu. »Wie Diana.«
    »Nein, bitte«, sagte ich. »Im Gegenteil zu Diana habe ich gar nicht erst überprüft, inwieweit seine Zentimeterangaben der Wahrheit entsprachen. Er hat mich eine frigide Kuh geschimpft und ist aus dem Café gestürmt. Ich musste seinen Cappuccino bezahlen.«
    »Ich war ja so blind«, sagte Lulu und ließ wieder kaltes Wasser laufen. »Tut mir leid, dass ich nicht auf dich gehört habe, Gerri! Und was ich dir alles an den Kopf geschmissen habe! Wie konnte ich nur!«
    »Schon gut«, sagte ich. »Es wäre mir ehrlich lieber gewesen, wenn er noch einen Doppelgänger gehabt hätte.«
    »Was mache ich denn jetzt nur?«, fragte Lulu.
    »Tja – weiß ich auch nicht«, sagte ich und unterdrückte alle meine spontanen Antworten. »Manchmal, wenn man sich liebt, kann man solche Missverständnisse einfach überwinden …«
    »Bist du irre?«, schnauzte Lulu mich an. »Soll ich etwa mit so einem verlogenen Drecksack zusammenbleiben? Meinst du nicht, dass ich dazu ein bisschen zu schade bin?«
    »Doch, natürlich«, sagte ich. »Aber denk doch auch mal …«
    »Was denn? Daran, dass ich zweiunddreißig bin? Daran, dass meine Mutter einen Schreikrampf erleiden wird, wenn ich wieder Single bin? Daran, dass mich die ganze Familie behandeln wird, als sei ich aussätzig?«
    »Zum Beispiel«, sagte ich.
    »Phhh«, machte Lulu. »Das ist mir doch so was von scheißegal. Im Gegensatz zu
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