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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem
Autoren: Kerstin Gier
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gefilzt, damit man auf keinen Fall eins mit hineinschmuggeln konnte.«
    »Möchtest du es haben?« Ich fischte das Handy aus der Handtasche.
    »Hast du denn ein paar gute Spiele drauf?«, fragte Adrian.
    »Warte mal, ich muss drangehen. Hallo?«
    »Ich habe mir das überlegt«, sagte Ole. »So wird das nie was.«
    »Was meinst du?«
    »Ich meine uns«, sagte Ole. »Dich und mich!«
    »Ja, das hatten wir doch vorhin schon geklärt«, sagte ich.
    »Aber das hast du nicht ernst gemeint«, sagte Ole. »Ich kenne dich doch.«
    »Tust du leider nicht.«
    »Oh doch, Gerri Thaler, ich kenne dich wie meine Westentasche. Und ich weiß, dass dir das noch sehr leidtun wird, wenn du mal wieder klar denken kannst.«
    »Du kennst vielleicht meine Zähne, Ole, aber was den Rest angeht …« Ich sah zu Adrian hinüber, der sich umgedreht hatte und über die Brüstung hinab ins Foyer schaute. »Warum diskutieren wir das eigentlich immer wieder?«
    »Weil ich auf eine Antwort warte, schon vergessen?«
    »Ich habe dir vorhin eine Antwort gegeben, schon vergessen?«
    »Aber keine, die du dir besonders gründlich überlegt hast«, sagte Ole.
    »Genau das ist ja das Problem«, sagte ich. »Du lässt mir keine Zeit zu überlegen.«
    »Weil es da nichts zu überlegen gibt«, sagte Ole. »So etwas muss man aus dem Herzen heraus entscheiden.«
    »Tja«, sagte ich und sah zu Adrian hinüber. Im Licht des gewaltigen Kronleuchters hatten seine glatt gestriegelten Haare einen rötlichen Glanz. Immer noch bogen sie sich auf der einen Seite nach innen und auf der anderen nach außen. Ich hatte plötzlich das unwiderstehliche Verlangen danach, mit beiden Händen hineinzugreifen und alles gründlich durchzuwuscheln.
    »Tja? Ist das alles, was du sagen kannst?«
    »Wahrscheinlich hast du Recht, Ole«, sagte ich nachdenklich, während ich Adrians Hinterkopf betrachtete. »Wenn ich dich lieben würde, dann wüsste ich es wohl. Dann hätte ich dieses seltsame Ziehen in der Magengegend, wenn ich dich nur ansehen würde. Dann würde ich immer in deiner Nähe sein wollen und dich in Schutz – oh mein Gott!« Natürlich! Genau das war es, was ich empfand.
    Aber nicht für Ole.
    »Heißt das, du liebst mich nicht?«
    »Nicht so, wie du das gerne hättest«, sagte ich. »Aber wir können immer die besten Freun…«
    »Sag das nicht!«, schrie Ole mich an. »Sag das nicht!«
    »Dass wir Freunde blei…?«
    »Ich habe gesagt, du sollst das nicht sagen!«, brüllte Ole, so laut, dass Adrian sich zu mir umdrehte und mich fragend anschaute. »Ich komme jetzt zu dir, dann reden wir endlich mal darüber! Du weißt doch gar nicht, was du sagst.«
    »Ole! Untersteh dich herzukommen!«, rief ich, aber da hatte Ole schon aufgelegt.
    »Wer war das denn?«, fragte Adrian.
    »Ein – mein Zahnarzt«, sagte ich, und mein Herz machte einen Satz, als ich ihm in die Augen sah. »Musst du nicht mal langsam wieder rein? Sicher vermissen sie dich schon.«
    »Und dich auch«, seufzte Adrian. »Ich meine, deine Leute.«
    »Ja, ganz bestimmt sogar. Ich bin mir sicher, Cousine Hilla will mir noch einen Vortrag über Jesus halten, Großtante Elsbeth einen über die Pornos, die ich schreibe, und Tante Marie-Luise möchte ganz sichergehen, dass ich wirklich nicht mit einem Museumsdirektor liiert bin. Ach, und die Großonkel wollen bestimmt wissen, was man denn als Lesbe mit einer anderen Frau genau macht.«
    Adrian lachte. »Die Gerüchte, dass ich schwul bin, sind bei mir von der Meldung verdrängt worden, man habe mich mit einer Prostituierten gesehen.«
    »Das war sicher Marianne Schneider«, sagte ich und schlug mirdie Hand vor den Mund. »Entschuldigung. Ich dachte nur, wegen des vielen schwarzen Leders …«
    »Ja, genau«, sagte Adrian. »Eine Domina soll es gewesen sein.«
    »Ich könnte ja mit dir hineingehen und sagen, dass du gar nicht auf SM stehst«, sagte ich. »Aber ich fürchte, eine Vampirromanautorin ist auch nicht gerade das, was deine Eltern sich für dich vorstellen, oder?«
    »Na, hör mal«, sagte Adrian. »Die sind so verzweifelt, dass sie sogar die Domina akzeptiert hätten. Von dir wären sie hingerissen.«
    »Aber ich habe nicht mal studiert«, sagte ich. »Und ein Model bin ich auch nicht.«
    »Glaub mir, sie wären entzückt, wenn ich eine Freundin wie dich hätte«, sagte Adrian. »Aber wie fände deine Familie es wohl, wenn du mit dem Cheflektor von Aurora liiert wärst?«
    »Oh, Aurora! Sind das nicht die, die diese schlimmen Heftchen herstellen, die sie
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