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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem
Autoren: Kerstin Gier
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Börsenmakler, Kind, so einen bekommst du nie wieder! «
    »Ja, es gehört wirklich Mut dazu, auf so einer Scheißfeier hier allein aufzukreuzen«, sagte Lulu.
    »Du hast gut reden, du hast ja jetzt diesen – was macht er noch mal beruflich?«
    »IT«, sagte Lulu. »Wir wohnen übrigens zusammen. Er ist wirklich toll. Ich stell ihn dir gleich mal vor.«
    »Nur keine Eile«, sagte Diana. »Franziska hat gesagt, sie würde sich eher eine Hand abhacken, als sich dieser Meute als Single zu präsentieren, mal gespannt, mit wem sie hier aufgekreuzt ist.«
    »Ich habe sie vorhin mit einem gutaussehenden Mann gesehen«, sagte Lulu. »Mama sagt, er wäre Tierarzt.«
    »Und wo soll sie den so schnell hergezaubert haben?«, fragte Diana. »Nee, nee, das ist nur wieder so ein Gerücht.« Sie sah sich um. »Wo ist sie denn? Ich habe sie heute noch gar nicht gesehen! Manhat mich neben Cousine Claudia und ihren Finanzbeamten gesetzt, und gegenüber sitzen alle elf Kinder von Cousine Miriam.«
    »Fünf«, sagte Lulu.
    »Vier«, sagte Chisola.
    »Ist doch auch egal«, sagte Diana. »Miriam hat ihnen beigebracht zu ticken wie eine Uhr. Immer, wenn sie sagt ›Aber Diana, du bist doch auch schon über dreißig, hörst du nicht deine biologische Uhr ticken‹, dann machen alle Kinder ticktackticktack, wie das Krokodil in Peter Pan. Oh, da ist ja Franziska! Da hinten bei euren Eltern!‹«
    »Patrick und ich sitzen bei Volker und Hilla und ihren Kindern«, sagte Lulu. »Wir haben schon zwei Tischgebete gesprochen, obwohl das Büfett noch gar nicht eröffnet war. Sie leiern alle so merkwürdig. Und wusstet ihr, dass Hilla wieder schwanger ist?«
    »Das wird dann sicher diesmal ein Benedict«, sagte Diana. »Ich glaub’s ja nicht! Da! Der Typ neben Franziska!«
    »Der Tierarzt?«
    »Ich werd nicht mehr!«, rief Diana. »Von wegen Tierarzt! Den kenne ich!«
    »Wo sind sie denn?« Lulu und ich reckten unsere Hälse.
    Diana lachte. »Und wie ich den kenne! Das ist doch wohl nicht wahr! Meine Schwester hat sich einen Typen im Internet besorgt! Ausgerechnet den!«
    »Wo? Wo?«, riefen Lulu und ich aufgeregt. Wir hatten Cousine Franziska und ihren Neuen immer noch nicht geortet.
    »Ich lach mich tot«, sagte Diana. »Der Kerl ist das Letzte! Hammerhart35 oder so! Ich hab den voriges Jahr bei dating-café.de kennen gelernt. Ja, guckt nicht so entsetzt, ihr beiden! Ich hatte gerade eine wirklich, wirklich schlechte Phase, und das Internet ist durchaus eine legitime Methode, um Männer kennen zu lernen. Nicht alle Typen waren solche Fehlgriffe wie hammerhart35 .«
    »Einunddreißig«, sagte ich leise. Jetzt hatte ich Cousine Franziska hinten im Saal im Gespräch mit meinen Eltern entdeckt. Patrick stand auch dort.
    »Von wegen einunddreißig «, sagte Diana. »Das war stinknormalerDurchschnitt – sechzehn allerhöchstens. Mit seinen einunddreißig Zentimetern hat er mich nur geködert. Ich lach mich weg, echt! Wenn das kein Zufall ist. Erst erwischt er mich, und jetzt meine Schwester!«
    Lulu war leichenblass geworden. »Ich glaube, ich werde ohnmächtig«, sagte sie.
    »Es tut mir so leid«, sagte ich.
    »Entschuldigt mich mal, ja? Ich geh da jetzt hin und sag hallo«, sagte Diana. »Das Gesicht möchte ich nämlich gern sehen!«
    »Kann sein, dass er dich nicht wiedererkennt«, sagte ich hinter ihr her. »Er hat kein besonders gutes Gedächtnis.«
    »Oh mein Gott!«, sagte Lulu. »Ich glaube, ich muss mich übergeben.«

Liebe Großnichte Gerri,
    da wir uns ja leider nicht auf der Silberhochzeit von Alexa sehen werden, da ich mich auf Reisen begeben werde, möchte ich dir die Antworten auf die Fragen in deinem Brief gerne schriftlich geben.
    Zuerst einmal: Ich bin froh, dass du dich entschlossen hast, weiterzuleben. Das Leben ist ein großes Abenteuer, mein Kind, und Probleme sind nichts weiter als Gelegenheiten zu zeigen, was man kann. Zeig’s ihnen, Schätzchen, du bist jung und schön und voller Fantasie – ich würde sofort mit dir tauschen, wenn ich könnte.
    Ich habe nie geheiratet, weil der Mann, den ich geliebt habe, bereits verheiratet war. Mit einer Frau, die so krank war, dass wir ihr auf keinen Fall Kummer zufügen wollten. Ich wollte keinen anderen Mann haben (auch wenn es andere gegeben hat) – wir waren wie Spencer Tracy und Katharine Hepburn: ein heimliches Paar, das die große Liebe miteinander teilte, aber niemanden daran teilhaben lassen konnte. Anders als die beiden konnten wir nicht mal Filme miteinander drehen. Aber
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