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Fuer immer und ledig - Roman

Fuer immer und ledig - Roman

Titel: Fuer immer und ledig - Roman
Autoren: Henrike Heiland
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gemacht?«
    Er hob abwehrend die Hände. »Hier. Das Foto, das du mir gegeben hast. Und hier, das Schnittmuster. Sieh es dir genau an. Und dann sieh in den Spiegel. Es ist identisch .«
    Ich holte tief Luft, stand tapfer auf und positionierte mich noch einmal vorm Spiegel. »Es ist schauderhaft. Ganz, ganz grässlich. Ich sehe aus wie …«
    »Ein Sahnebaiser?«
    Ich nickte.
    »Du wolltest aussehen wie ein Sahnebaiser.«
    »Ja, aber mehr wie ein Sarah-Jessica-Parker-Sahnebaiser, nicht wie ein … na ja … also jedenfalls nicht so .«
    »Tja.« Er verkniff sich ein Grinsen.
    »Du hattest Recht«, gab ich zu. »Wie immer. Wie immer und mit allem.«
    Jetzt musste Tim lachen. »Du wirst also in Zukunft auf mich hören?«
    »Mal sehen. Vielleicht. Na gut, ich zieh’s jetzt aus, und dann … Was machen wir damit?«, nahm ich seine Frage auf.
    »Ich häng’s in den Schrank. Irgendwann werde ich dafür Verwendung haben, wer weiß.«
    »Wann hast du es eigentlich gemacht?«, wollte ich wissen.
    »Da warst du noch mit Jörg, ähm, verlobt«, gab er zu.
    »Aber du hast doch immer gesagt, du willst es nicht machen?«

    »Es sollte eine Überraschung werden.«
    »Hast du deshalb so getan, als wolltest du es mir ausreden?«
    Tim schüttelte den Kopf. »Nein, ich wusste, dass es dir nicht stehen würde.«
    »Und du hast trotzdem…«
    Er nickte.
    »Und als ich nicht mehr mit Jörg …«
    Er zuckte die Schultern.
    Ich verstand. »Ein anderer würde kommen, dachtest du«, sagte ich traurig. Traurig, weil mir jetzt klar war, wie austauschbar sich die Männer gefühlt haben mussten.
    »Hey. Hab ich jetzt deinen großen Traum von der Hochzeit in einem wunderschönen Kleid zerstört?«
    Nein, er hatte ihn nicht zerstört. Ich hatte auch so begriffen, in was ich mich da reingesteigert hatte. Dass das alles gar nicht zu mir passen wollte. Nicht einmal das Kleid, in das ich mich verliebt hatte, passte zu mir, Extravaganz hin oder her. Das ganze Hochzeitstheater war nicht meine Baustelle, durch Finas Heirat war mir das klargeworden. Fina war genau der Typ zum Heiraten, und ich eben nicht. Aber warum hatte ich so lange an diesem Traum festgehalten? Nur, um mich von meiner Schwester abzugrenzen? Ich würde wohl noch eine ganze Weile darüber nachdenken müssen. Später mal. Nicht jetzt. Jetzt hatte ich andere Dinge zu tun.
    Ich umarmte Tim, ließ mir mehrfach versichern, dass ich kein schlechtes Gewissen haben musste, und machte
mich auf den Nachhauseweg. Tim holte mich nach ein paar Metern ein.
    »Warte mal, hast du morgen schon was vor? Wir könnten mittags was zusammen essen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich geb Klavierunterricht, und ich muss mich auf ein Konzert vorbereiten.«
    Er strahlte. »Solo?«
    »Erst mal ein Liederabend mit Charles Bonham. Hat er sich gewünscht, wird er bekommen.«
    »Wow. Was sagt sein Pianist dazu?«
    »Der sagt: ›Puh, endlich mal Urlaub.‹«
    »Ach, das ist ja praktisch. Und dann?«
    »Und dann sehen wir weiter.«
    »Weißt du was, du wirkst so seltsam entspannt. So kenn ich dich gar nicht. Da stimmt doch was nicht«, bohrte er weiter.
    Wie gut er mich kannte. »Ach, weißt du …«, begann ich.
    Er hielt mich am Arm fest und sah ganz ernst aus. »Diesmal wirst du aber nicht gleich …«
    »… heiraten wollen? Nein! Das ist vorbei.« Ich lachte. »Ich habe nur eine Verabredung. Sie ist etwas … schwierig, aber ich denke, wir lösen unsere Probleme. Möglicherweise muss uns Schubert dabei helfen.«
    »Schubert?«
    »Schubert. Vierhändig.«
    »Vierhändig nennt man das heutzutage! Weihe mich ein. Erzähl mir alle schmutzigen Details. Ich bring dich nach Hause, ich habe Zeit.«

    Er hakte sich unter, obwohl ich protestierte.
    »Es gibt keine schmutzigen Details, und ich kann alleine nach Hause gehen!«
    »Ich will trotzdem alles wissen, schmutzig oder nicht«, sagte er unbeirrt.
    Es wurde ein langer Spaziergang.

Originalausgabe 02/2011
    Copyright © 2011 by Henrike Heiland
Copyright © 2011 by Wilhelm Heyne Verlag, München in der
Verlagsgruppe Random House GmbH
Printed in Germany 2011
    Umschlagabbildung: © Paul Burns/Lifesize/GettyImages
Umschlagabbildung: Eisele Grafik Design, München
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
     
    eISBN 978-3-641-05374-1
     
    www.heyne.de
    www.randomhouse.de
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