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Fuer immer und ledig - Roman

Fuer immer und ledig - Roman

Titel: Fuer immer und ledig - Roman
Autoren: Henrike Heiland
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aber ich glaubte nicht so recht daran, hier etwas zu finden.
    »Karoviertel?«
    »Hört sich gut an.«
    » Könnte teuer werden.«
    »Dachte ich mir.«
    »Hast du Geld?«
    »Du leihst mir was? Ach, ist das lieb!« Ich drückte strahlend seine Hand.
    Das Karoviertel gehörte zu St. Pauli und lag zwischen dem Schanzenviertel, dem Heiligengeistfeld und dem Schlachthof. Einst ein sehr verarmter Bezirk, hatten sich in den letzten Jahren viele Kreative im Karoviertel niedergelassen. Es gab Werbeagenturen und Designer und Cafés, und die Leute hier lebten ihre Ideen abseits von Hektik, Prunk und Wichtigtuerei. Man konnte wunderbar verrückte Kleidung kaufen und sie sich auch mal vor Ort umschneidern lassen, wenn es nötig war. Ich liebte das Karoviertel, ich durchstöberte ständig die Geschäfte in der Marktstraße auf der Suche nach etwas, das meinen Namen rief.
    Eine Stunde später besaß ich einen wunderschönen dunkelgrauen Glencheck-Hosenanzug, den mir der Ladenbesitzer noch gleich gekürzt und angepasst hatte. Wir fanden sogar Schuhe, die mich nicht sofort zusammenbrechen ließen.
    »Ich brauch noch eine Überraschung!«, fiel mir siedend heiß ein.

    »Ist dein Outfit nicht schon Überraschung genug?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Eine Überraschung wäre, wenn ich im Kleidchen mit Hochsteckfrisur käme. So ein geiler Anzug ist keine Überraschung. Nur ein bisschen. Hey, der ist so geil, den würde ich glatt immer tragen«, freute ich mich.
    »Also, was für eine Überraschung?«
    Ich erzählte ihm von der Aussprache, die Fina und ich gestern Nacht hatten, nachdem sie das Foto von Marc und mir gesehen hatte. Und dass ich Marcs Anwesenheit in der alten Fabrik damit erklärt hatte, wir würden eine gemeinsame Überraschung für sie planen. Natürlich konnte ich so kurz vor der Trauung Marc schlecht bitten, sich mit mir eine Überraschung zu überlegen. Abgesehen davon, dass alles auffliegen würde, wenn Fina Wind davon bekam.
    »Überraschung für Fina …«, murmelte Tim nachdenklich. »Von Marc und dir … Hm. Was mag sie denn so?«
    Ich zuckte die Schultern. »Keine Ahnung! Woher soll ich das wissen? Sie ist meine Schwester!«
    Tim stöhnte auf. »Bücher, CDs, Halstuch, Parfüm, Schuhe, Schmuck - Schmuck? Was ist eigentlich mit den Trauringen?«
    Ich zuckte kurz zusammen, aber dann fiel es mir wieder ein. »Das ist Marcs Revier.«
    »Okay. Weiter. Wo war ich?«
    »Das war alles nichts. Es muss irgendwas … Persönlicheres sein.«

    »Aber Marc soll es doch mit dir zusammen ausgeheckt haben.«
    »Vielleicht hat er mich auch einfach nur auf die Idee gebracht …«
    Wir saßen in einem Café in der Marktstraße, und ich war endlich entspannt genug, um zu frühstücken (mittags um zwölf!). In zwei Stunden gaben sich Marc und Fina das Jawort, ich hatte kein Interesse mehr daran, es zu verhindern, ganz im Gegenteil war ich froh darüber, Marc endlich aus dem Herzen zu haben.
    Wie schnell es doch gegangen war, von hundert auf null zu kommen. Vor drei Tagen hätte ich noch Stein und Bein geschworen, dass es niemals etwas Wichtigeres in meinem Leben geben würde, als mit Marc zusammen zu sein, und heute spürte ich nur noch ein Loch im Herzen. Ein entferntes Echo dessen, was ich einmal für ihn empfunden hatte, ließ hier und da noch Sehnsucht nach dieser Liebe aufkeimen, aber der Schock der Erkenntnis, dass der Marc, in den ich mich einmal verliebt hatte, gar nicht mehr da war, hatte mich wirklich geheilt.
    »Fina hat genug Geld, um sich alles selbst zu kaufen, was man sich kaufen kann«, erklärte ich.
    »Was willst du dann nehmen? Vielleicht eine Kassette, die du vor zwanzig Jahren mal aufgenommen hast?«
    Ich lachte. »Das wäre eine richtig gute Idee. Aber Fina hat bestimmt keinen Kassettenrekorder. Wahrscheinlich nicht einmal mehr einen CD-Player. Aber was Selbstgemachtes ist wirklich eine gute Idee.«

    Gedankenverloren starrte ich auf mein Fünf-Minuten-Ei, auf den knallbunten Eierbecher, auf die niedliche Blümchenserviette, die sogar bei einer Hochzeitstafel keine schlechte Figur gemacht hätte … Und dann wusste ich es.
    »Ha!«, rief ich aus.
    Tim, der meinem Blick gefolgt war, fragte: »Du willst ihr einen Strauß Blumen pflücken?«
    »Quatsch. Ich schenk ihr mein Brautkleidinspirationsbuch.«
    »Dein bitte schön was?«, fragte er entgeistert.
    Ich erzählte ihm, dass ich jahrelang Bilder von den schönsten Brautkleidern ausgeschnitten und in ein abschließbares Büchlein, das eigentlich mal als Tagebuch
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