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Fuer immer und ledig - Roman

Fuer immer und ledig - Roman

Titel: Fuer immer und ledig - Roman
Autoren: Henrike Heiland
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Stellenwert von Fahrstuhlmusik. Es war bitter, aber so war es nun einmal, und ehrlich gesagt war ich ganz froh, es endlich verstanden zu haben. Es würde noch eine Weile wehtun, aber nicht ganz so weh, wie
bei jeder Begegnung darauf zu hoffen, dass sie doch urplötzlich ihr Interesse an mir und meinem Leben entdeckten, nur um dann elendig enttäuscht zu werden. Sie meinten es ja nicht einmal böse. Sie waren einfach, wie sie waren, Punkt.
    Ich fand Fina, die allein auf der Terrasse stand. Sie hielt ein Champagnerglas in der Hand, sah auf die Elbe und weinte ein bisschen. Freudentränen, wie mir schien.
    »Hier ist meine Überraschung«, sagte ich schlicht und hielt es ihr hin.
    »Dein Tagebuch?«, sagte sie und lachte.
    »Schau rein.« Ich gab ihr den winzigen Schlüssel, der dazugehörte. Sie schloss auf und blätterte darin herum.
    »Du meine Güte«, staunte sie und stellte das Champagnerglas weg, um beide Hände frei zu haben. »Man sieht immer genau, wie alt du warst, als du das Bild aufgeklebt hast.«
    »Echt?«
    »Wenn man dich kennt, ja.«
    Jetzt war ich gerührt.»Gefällt es dir überhaupt?«
    Sie klappte das Buch zu und drückte es sich an die Brust. »Du schenkst mir etwas, das für dich so wichtig war wie sonst kaum etwas. Und du fragst mich, ob es mir gefällt? Natürlich gefällt es mir! Willst du es mir wirklich geben? Ich meine, bist du ganz sicher?«
    Ich nickte.
    Sie blätterte weiter. »Das sind wunderschöne Kleider. Warum haben wir nicht solche Kleider anprobiert? Und was brummt da eigentlich die ganze Zeit?«

    Ich legte den Kopf zur Seite und lauschte. Tatsächlich, irgendwas brummte die ganze Zeit. Und gleichzeitig vibrierte es in meiner Hosentasche.
    »Handy auf stumm?«, schlug Fina vor.
    Ich zog es raus und sah Tiffys Nummer im Display. »Entschuldige«, murmelte ich und nahm das Gespräch an.
    »Sie reißen das Gebäude ab«, kreischte Tiffy in mein Ohr.
    »Moment. Was? Ihr seid doch noch alle drin?«
    »Wir sind drin, und die Abrissbirne ist draußen. Das ist nicht schön !«
    Fina hatte jedes Wort gehört. Sie sagte nur: »Husch!«, und wedelte mit der Hand, als wollte sie einen Hund verscheuchen.
    »Wirklich?«, fragte ich misstrauisch. Eigentlich hätte ich erwartet, dass sie durchdrehte, weil jemand es wagte, die Aufmerksamkeit von ihr abzulenken.
    Fina zwinkerte mir zu. »Der Mann ist gesichert, die Verwandtschaft besäuft sich, alles ist gut. Im Moment brauche ich gerade keine Trauzeugin. In der Kirche dann wieder. Und jetzt: Husch!«
    Ich drückte dankbar ihre Hand, krallte mir Tim und verschwand diskret, um die nächste Runde im Kampf um unser Künstlerhaus einzuläuten.

24
    Tiffy hatte vergessen zu erwähnen, dass auch das SEK und die Bereitschaftspolizei angerückt waren. Ich zählte schnell durch: Knapp drei Beamte kamen ungefähr auf jeden von uns. Die Einsatzbesprechung war noch in vollem Gange, also rannte ich mit Tim unbehelligt hinter den Rücken der gepanzerten Männchen vorbei ins Haus.
    Als wir drinnen angekommen waren, fanden wir unsere kleine Künstlergruppe mit zitternden Knien und riesigen Augen vor.
    »Wir kämpfen«, sagte Jonathan bestimmt, auch wenn er aussah, als würde er jetzt wirklich viel lieber auswandern.
    »Wir sind ein bisschen wenige«, sagte ich.
    »Wenn wir nicht auf die Klassikfuzzis gestern gesetzt hätten, sondern auf ein paar gestandene Punkbands, hätten wir jetzt noch die halbe linke Szene hier sitzen«, ätzte er. »Die wissen wenigstens, wie man das macht, so ein Haus zu besetzen, wenn da draußen fünfzig Polizisten mit Schutzschildern, Helmen und Wasserwerfern stehen.«
    »Und Gummigeschossen«, ergänzte Tiffy.

    »Wasserwerfer und Gummigeschosse? Ist das nicht ein bisschen übertrieben?«, fragte Tim überfordert.
    Ich sah aus dem Fenster auf das Polizeiaufgebot. Der, den ich für den Einsatzleiter hielt, sprach gerade mit einem Mann in Zivil, den ich irgendwann schon mal gesehen hatte. Richtig - Ina von Lahnsteins Begleiter, als ich sie im Designhotel hatte verschwinden sehen. Da sie offenbar doch keinen Liebhaber hatte, musste es sich wohl um ihren Mann handeln.
    Ich beobachtete eine Weile das Geschehen. Man musste kein taz -Reporter sein, um zu wissen, wie diese Sache ausgehen würde. Aber ich würde nicht klein beigeben. Ich würde mich raustragen lassen, wenn es sein musste.
    Dann entdeckte ich Fabian Rietmann, der sich zu seinem Schwager gesellte. Die beiden begrüßten sich, redeten, nickten abwechselnd mit den Köpfen. Streit
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