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Fuer immer und ledig - Roman

Fuer immer und ledig - Roman

Titel: Fuer immer und ledig - Roman
Autoren: Henrike Heiland
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geheiratet hatten, und das musste ihn davon überzeugt haben, dass er sich geirrt hatte und ich kein ganz so schlechter Mensch sein konnte.
    Obwohl er damit wahrscheinlich gar nicht so falschgelegen hätte. Durch den Liebeswahn, in den ich mich reingesteigert hatte, war ich zu Dingen fähig gewesen, die ich mit etwas Abstand mindestens als dämlich bezeichnen würde.
    »Das war großartig«, sagte ich, als wir aufhörten.
    »Ich bin technisch leider lange nicht so gut wie Sie«, sagte er und verzog das Gesicht.
    »Dafür spielen Sie mit ganz viel Herz.«
    »Ach.« Er winkte ab. »Was heißt das denn schon?«
    »Mit dem Herzblut kommt erst die Tiefe ins Spiel«, sagte ich. »Das hab ich von Ihnen gelernt.«

    Er sah mich groß an. »Von … mir?!«
    Ich nickte, und er schwieg eine Weile.
    »Wenn Sie mal Zeit und Lust haben, könnten wir das ja möglicherweise wiederholen«, schlug er endlich vor.
    Ich strahlte, weil ich mich über seinen Vorschlag freute, aber dann musste ich an Meyer-Bergedorf denken.
    »Oh«, sagte ich und merkte zu spät, wie enttäuscht ich klang. »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Ich habe gerade mit Ihrem Marketingmenschen gesprochen, und ehrlich gesagt…« Rietmann machte ein so entgeistertes Gesicht, dass ich aufstand, um auch räumlich Distanz zwischen uns zu schaffen.
    »Aber ich finde, meine Projektidee ist sehr großzügig«, protestierte Rietmann. »Oder lege ich Ihnen zu wenig Geld auf den Tisch?« Jetzt klang er sehr scharf.
    Ich umkreiste den Flügel und lehnte mich vorsichtig dagegen. »Nein, Herr Rietmann, wahrscheinlich legen Sie mir sogar zu viel Geld auf den Tisch. Was ich will, ist eine zweite Fabrik. Ohne Anträge und Formulare und Wenns und Abers.«
    Er spitzte die Lippen. »Unter den Aspekten von PR-Tauglichkeit sehe ich allerdings …«
    »Sorry«, unterbrach ich ihn. »Jetzt reden Sie von Dingen, die mich noch nie interessiert haben.«
    Rietmann stand nun auch von der Klavierbank auf und ging im Raum auf und ab. »Gut. Was genau wollen Sie? Können Sie mir ein Konzept vorlegen?«
    Ich musste lachen. »Ein Konzept? Nein! Ich will eine
zweite Fabrik! Und wenn ich dafür wieder ein Haus besetzen muss, dann ist es eben so.«
    »Sie wollen lieber ein Haus besetzen als Karriere machen?«
    »Das schließt sich wohl kaum aus.«
    »Sie sind sehr dickköpfig.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Ihre letzte Hausbesetzung war nicht sonderlich erfolgreich«, stieß er mir das Messer in die Brust.
    Aber ich erholte mich schnell von diesem Angriff. »Man lernt nie aus. Jetzt weiß ich wenigstens, wie’s geht. Sie haben doch gesagt, dass Sie das Projekt gut finden? Und Ihre Schwester auch?«
    Er nickte zögerlich. »Aber man muss auch an andere Aspekte denken. Die Wirtschaftlichkeit von solchen Investitionen, die steuerliche …«
    »Sie reden wie Ihr Schwager«, unterbrach ich ihn trocken.
    Jetzt sah er aus, als hätte ich ihm einen Dolchstoß versetzt. »Also ehrlich!«, empörte er sich.
    Ich zuckte die Schultern und sah ihn fest an.
    Er sah fest zurück.
    Wir starrten eine Weile. Keiner wollte der Erste sein, der wegsah.
    »Wir sollten das in Ruhe besprechen«, sagte er endlich, sah aber immer noch nicht weg.
    »Gut. Aber.«
    »Soviel zum Thema ›Ohne Wenns und Abers‹.«
    »Das gilt für Sie, nicht für mich.«

    »Also los. Was ist Ihr Aber?«
    »Aber nur, wenn wir uns duzen«, grinste ich.
    Er sah unheimlich niedlich aus, wenn er rot wurde. So wie jetzt.

26
    »Das ist das Schrecklichste, was ich jemals gesehen habe«, sagte ich dumpf, als ich in den Spiegel sah.
    Tim nickte. »Oh ja. Das kann man so unterschreiben.«
    Fassungslos schüttelte ich den Kopf. »Woran liegt das? Liegt das an mir?«
    Er spitzte die Lippen und sagte nichts. Ich ließ mich auf einen Stuhl in der Damengarderobe fallen. Es war kurz nach Mitternacht, die Staatsoper war - mit Ausnahme von uns - leer. Es fühlte sich komisch an, wieder hier zu sein. Obwohl es noch keine drei Wochen her war, dass ich meinen Job geschmissen hatte, kam es mir schon vor wie ein anderes Leben, eine entfernte Erinnerung.
    Aber eins war geblieben: meine Freundschaft zu Tim. Manche Leute verstanden sich einfach besser, wenn sie nicht zusammen waren, und Tim war der allerbeste Freund, den man sich wünschen konnte. Mir war jeden Tag seit unserer Trennung bewusst, wie viel Glück ich mit ihm hatte.
    »Was machen wir jetzt damit?«, fragte Tim und klang unschuldig.

    Ich sah ihn misstrauisch an. »Hast du das absichtlich
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