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Fuer immer und ledig - Roman

Fuer immer und ledig - Roman

Titel: Fuer immer und ledig - Roman
Autoren: Henrike Heiland
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vorgeschwärmt, ob sie es hören wollten oder nicht. Man will dich buchen. Und jetzt wirst du nicht mehr Nein sagen.« Er legte die Rose auf meinen Küchentisch. »Und dann sucht noch ein Herr Meyer-Bergedorf das Gespräch mit uns. Er meinte, er habe da so einen Vorschlag, es ginge um dich und Charles und den neuen Rietmann-Konzertflügel. Willst du einen haben? Sie schenken dir einen.«
     
    Natürlich stellte sich heraus, dass sie mir keinen Flügel schenken würden, sondern ihn mir als eine Art Dauerleihgabe zur Verfügung stellen wollten. Auf meine Freude folgte sogleich Ernüchterung, weil ich keinen Platz für den Flügel hatte. Aber darauf hatte Meyer-Bergedorf, der Rupert, Charles und mich mit großer Geste in einem bequemen, freundlichen Büro über dem Ausstellungsraum empfing, eine Antwort.
    »Herr Rietmann engagiert sich für ein weiteres Charity-Projekt. Er wird eine leerstehende Lagerhalle zur Nutzung durch junge Künstler zur Verfügung stellen. Schwerpunkt solle allerdings die Musik sein, aber auch die bildende Kunst, sagte er mir. Wir arbeiten noch an den Nutzungsvoraussetzungen …«
    »Nutzungsvoraussetzungen?«, fragte ich verwirrt.
    »Ja, es wird auf so eine Art Stipendium hinauslaufen. Auch sollen Künstler aus anderen Ländern die Möglichkeit erhalten, für ein paar Wochen oder Monate zum Arbeiten herzukommen. Das Konzept steht noch nicht ganz, aber …«

    »Darf ich an dem Konzept mitarbeiten?«, unterbrach ich ihn.
    Er sah mich unsicher an. »Ähm, eigentlich …«
    »Ich würde das sehr gerne tun.«
    »Haben Sie denn Erfahrung im Bereich Kulturmanagement?«
    Ich zuckte die Schultern. »Vielleicht wäre es ganz gut, jemanden dabeizuhaben, der nicht aus dem Bereich Kulturmanagement kommt«, warf ich ihn aus der Bahn.
    Er schluckte trocken, lächelte dann aber schnell wieder strahlend und sagte: »Ich bespreche das mit dem Chef.«
    »Hören Sie, ich finde es super, was Sie da vorhaben. So vom Prinzip her. Aber ich habe doch ein bisschen Angst, dass Sie da ganz schnell so ein elitäres Hochkulturprojekt draus machen, und ich weiß nicht, ob wir dann immer noch am selben Strang ziehen«, erklärte ich meine Zweifel.
    Meyer-Bergedorf sah aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Ich weiß nicht, ob …«
    »Wenn Frau Baader das will, wird es schon gehen«, sagte Rupert leichthin.
    Meyer-Bergedorf sog die Lippen nach innen, öffnete mit einem Schmatzen den Mund und sagte: »Sicher. Sicher. Dann reden wir doch mal weiter über unseren Vorschlag …«
    Und das taten sie. Sie redeten und redeten, bis mir der Kopf schwirrte. Ich stand irgendwann einfach auf
und ging im Raum herum, weil ich dringend Bewegung brauchte. Irgendwann merkte ich, dass sie mich nicht beachteten - Charles schon, er war wichtig und berühmt, und er verstand viel mehr vom Geschäft, als ich je verstehen würde. Also ging ich einfach nach draußen und schlenderte durch das Gebäude.
    Im Erdgeschoss, wo der Ausstellungsraum war, hörte ich, wie jemand Klavier spielte. Ich musste nicht sehr lange hinhören, bis ich wusste, wer es war.
    Ich fand Fabian Rietmann am großen Konzertflügel. Er vergnügte sich mit Schubert und erschrak fürchterlich, als er mich bemerkte.
    »Anschleichen gilt nicht«, murmelte er.
    »Ich hör aber so gerne zu.«
    »Sie machen sich lustig.«
    »Nö.«
    Er schwieg.
    »Wie geht’s Ihrer Schwester?«
    Jetzt lächelte er. »Rufen Sie sie doch an, ich denke, sie würde sich freuen.«
    »Mach ich.«
    Jetzt schwiegen wir beide. Bis mein Blick auf ein paar Notenhefte fiel, die unordentlich auf einem Stuhl herumlagen. Ich sah sie mir an und sagte: »Sie haben die Schubert-Polonaisen D 599, Opus 75 geübt.«
    »Oh, nein, das ist doch … da hab ich nur …«
    »Wollen wir?«
    »Was?«
    »Vierhändig.«

    »Das kann ich nicht.«
    »Klar können Sie. Rücken Sie mal.« Ich schlug die Noten auf und stellte sie hin. »Welche Stimme wollen Sie?«
    Er rutschte nach links.
    »Okay.« Ich lächelte, weil ich merkte, dass er fürchterliche Angst davor hatte, mit mir zu spielen. »Ich würde mich wirklich freuen.«
    Er zögerte noch, aber dann traute er sich an die Tasten. Wir klimperten eine Stunde vor uns hin und hatten einen Riesenspaß. Und während wir spielten, spürte ich, dass er über die Empörung, die das Foto von Marc und mir bei ihm ausgelöst hatte, hinweg war. Eines Tages würde ich ihm vielleicht alles erklären, aber nicht jetzt. Noch nicht. Ihm reichte offenbar zu wissen, dass Marc und Fina
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