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Fuer immer und ledig - Roman

Fuer immer und ledig - Roman

Titel: Fuer immer und ledig - Roman
Autoren: Henrike Heiland
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hatte. (Es gelte noch festzustellen, erklärten uns die Anwälte, ob Frau von Lahnsteins Angriff Körperverletzung oder gefährliche Körperverletzung sei. Der zuständige Staatsanwalt war ein guter Freund des am Knie verletzten Beamten - es sah alles sehr nach einem umfangreichen Bluterguss aus - und stufte den metallenen Pfennigabsatz der Dame als Waffe ein.)

    Die meisten wollten nach Hause und eine Runde weinen, der harte Kern setzte sich in den nächsten Bus und fuhr zur alten Fabrik. Tiffy und ich hielten uns fest an den Händen, Tim sah sehr zerknirscht aus, Jonathan hielt sich die Augen zu und drehte sich weg, Pam trat zornig gegen Steine, Dorothee fotografierte. Charles Bonham tätschelte uns der Reihe nach bedauernd die Schultern, und Fabian Rietmann sah aus, als bekäme er gleich Schaum vorm Mund. Sein Schwager, der nun einen Schutzhelm trug und mit verschränkten Armen knapp außerhalb des Geländes herumstolzierte, warf ihm giftige Blicke zu.
    »Sie sollten mal mit Ihrer Schwester über ihren Männergeschmack reden«, ätzte Tiffy.
    »Sie ist meine große Schwester, sie wollte nicht auf mich hören. Es ist ja nicht so, dass ich ihr das nicht schon vor zwanzig Jahren gesagt hätte.«
    »Zwanzig Jahre?«, staunte ich. »Sie hält es seit zwanzig Jahren mit ihm aus?«
    Rietmann nickte. »Eine Uniliebe mit Unterbrechung. Große Leidenschaft am Anfang. Dann gingen beide ins Ausland - sie nach England, er nach Frankreich. Sie trafen sich ein paar Jahre später, als sie beide wieder in Hamburg waren, glaubten, immer noch füreinander gemacht zu sein, und heirateten.«
    »Aber sie hatten sich mittlerweile auseinanderentwickelt?«
    »Sie haben von Anfang an nicht zusammengepasst. Aber leider wollte es keiner von beiden sehen. In den
letzten Jahren ist Ina aber etwas, ähm, sensibler geworden, was ihren Mann angeht.«
    »Und Oscar?«, wollte ich wissen. »Wie kommt der so klar?«
    Er zuckte die Schultern. »Sie versucht, ihn in ihre Richtung zu ziehen, er versucht, einen Nachfolger aus ihm zu machen. Meine Schwester ist wirklich okay, aber manche Dinge … na ja.«
    »Der arme Junge. Was ist denn mit dem, was er will?«, fragte Tiffy mitfühlend.
    »Er hat ja noch seinen Onkel«, sagte Rietmann augenzwinkernd.
    Die Abrissbirne hatte schon große Löcher in das Bauwerk gerissen, aber irgendwie schien der Prozess ins Stocken geraten zu sein. Die Bauarbeiter standen herum und diskutierten, und als der nächste Schlag ausgeführt werden sollte, traf der nur ins Leere.
    Von Lahnstein fing an rumzuschreien, der Versuch wurde wiederholt, und dann riss die Birne ab und knallte mit Getöse zu Boden, wo sie ein beachtliches Loch in den Boden schlug. Von Lahnstein war dem Herzinfarkt nahe, und wir konnten nicht anders, als laut loszuprusten. Dorothee fotografierte natürlich alles.
    »Genial«, schrie Charles Bonham begeistert. »Ich meine, wie oft passiert so was? Und wir dürfen zusehen!«
    Von Lahnstein steuerte auf uns zu, das Gesicht dunkelrot. »Verzieht euch! Das liegt nur an euch! Ihr … ihr seid böse !« Er riss sich den Helm vom Kopf und warf ihn auf den Boden. »Ihr steckt doch dahinter!«

    Ich bekam langsam Seitenstechen vom Lachen, und ich war sicher nicht die Einzige.
    »Okay, wir hatten genug Spaß für einen Tag«, japste Rietmann. »Gehen wir was essen. Die erste Runde übernehme ich.«
     
    Ich hörte erst eine Woche später wieder etwas von Fabian Rietmann. Bis dahin hatte ich genug Zeit gehabt, mich für alles Mögliche zu schämen, mich über alles Mögliche zu ärgern, mich damit zu quälen, dass ich mir jahrelang selbst im Weg gestanden und unzählige Chancen verbaut hatte.
    »Manche Dinge brauchen einfach Zeit«, versuchte sich Tiffy im Phrasendreschen, und ich freute mich über jede einzelne ihrer Phrasen. Ganz oben auf der Liste stand: »Du warst damals einfach noch nicht so weit.«
    Ich hatte mich schon damit abgefunden, dass ich den netten Fabian Rietmann nie wiedersehen würde, als Rupert bei mir klingelte und mir eine einzelne Rose unter die Nase hielt.
    »Oh! Ist die von …«
    »Nein, die ist von mir. Im Gegensatz zu deinem jahrelangen Blumenverehrer habe ich Geschmack und weiß, was sich gehört.«
    »Ich fand die Sträuße immer schön«, protestierte ich. »Und womit hab ich es jetzt verdient, dass du dich für mich dazu herablässt, einen Floristen zu beehren?«
    »Dein Auftritt mit deinem neuen Freund Charles hat wahre Wunder bewirkt. Er hat allen möglichen Leuten
gnadenlos von dir
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