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Fuer immer und ledig - Roman

Fuer immer und ledig - Roman

Titel: Fuer immer und ledig - Roman
Autoren: Henrike Heiland
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zu schnäuzen.
    »Ein Problem für ihn? Jetzt ist es ein Problem für mich ! Ich habe keinen Mann mehr!« Es fehlte nicht viel, und ich würde sämtliche Kostüme wässern.
    »Das ist ja dann mal nichts Neues«, fasste Tim ungerührt zusammen. »Abgesehen vom Orchestergraben. Das war neu.«
    Ich schluckte. »Aber Männer sind doch echt scheiße«, eröffnete ich die Klischeeschlacht. Tim stieg nicht wie sonst darauf ein.
    »Und was ist mit dir?«, fragte er stattdessen.
    »Wie meinst du das? Ich bin etwa auch scheiße?«
    »Nein. Ich glaube aber, so etwas wie ein Muster zu erkennen. Du angelst dir einen Mann, ihr seid glücklich, es wird ernst, und schwupp spielt er Mikado mit einer anderen.«

    Jetzt war ich nicht mehr traurig, sondern wütend. Von der Sorte wütend, bei der man nicht mal mehr weiß, was man noch sagen soll, weil man so wütend ist. Richtig, richtig wütend.
    »Mikado«, fauchte ich nur, sprang auf und rannte aus der Werkstatt.
    Dabei hatte Tim Recht. Ich gehörte zu den wirklich unglücklichen Exemplaren, die sich immer die falschen Männer aussuchten. Irgendwann hatte ich aufgehört zu zählen, von wie vielen ich auf ähnlich schmachvolle Weise sitzen gelassen worden war, aber es war wohl eine ganze Menge. Statistisch gesehen hieß es ohnehin, dass in Sachen Treue wenig Verlass auf Männer sei, aber es gab doch ganz sicher welche, die nicht ständig fremdgingen, oder zumindest irgendwann mal damit aufhörten, weil sie die Richtige gefunden hatten.
    Ganz klar, ich musste etwas unternehmen.
    Etwas ändern.
    Grundsätzlich.
    Mir fiel nur leider nicht ein, was.

2
    Ich schälte mich mühsam aus dem Bett und überlegte noch, warum ich eigentlich schon aufgestanden war, schließlich war Sonntag, als ich merkte, dass es offenbar schon eine ganze Weile an der Wohnungstür klingelte: Tim.
    »Es ist Sonntagmorgen!«, brummte ich unfreundlich.
    »Es ist vier Uhr Nachmittags, und ich klingle schon seit, sagen wir mal, zehn Minuten. Ich wollte gerade die Feuerwehr anrufen, damit sie deine Wohnung aufbrechen. Hast du dein Handy verloren?«
    »Ausgeschaltet. Jörg hat dauernd angerufen.«
    »Und dein Festnetz?« Er sah über meine Schulter auf den gezogenen Telefonstecker. Das Stromkabel der Basisstation ringelte sich unmotiviert über den Boden.
    »Jörg hat dauernd angerufen.«
    »Wie siehst du eigentlich aus?« Tim quetschte sich an mir vorbei durch die Wohnungstür, packte mich an den Schultern und schob mich vor den Flurspiegel.
    Ich sah übel aus. Wie ein Clown, der in seinem Make-up eingeschlafen war. Außerdem hatte ich offenbar einen gravierenden Sehfehler.
    »Ich bin unheilbar krank. Du musst mich in die Notaufnahme
bringen. Ich sehe rote Buchstaben!«, stöhnte ich mit ersterbender Stimme.
    »Da sind rote Buchstaben.«
    »Was denn - du auch?«, hauchte ich entkräftet.
    »Auf deinem Spiegel.«
    Tatsächlich. Als ich meinen Blick etwas schärfer gestellt hatte, entzifferte ich den Satz »Ich muss mein Beuteschema ändern«, mit Lippenstift kunstvoll auf meinen Flurspiegel gemalt. Allerdings erklärte das nicht den Zustand meines Gesichts. Und warum sich Tim den Handrücken unter die Nase presste.
    »Du stinkst«, erklärte er. »Was ist gestern noch passiert?«
    Ich zuckte die Schultern. »Du musst mich in die Notaufnahme bringen.« Der Satz kam mir bekannt vor. »Mit mir stimmt etwas nicht.« Vorsichtig betastete ich meinen Körper, aber alle Körperteile schienen halbwegs in der richtigen Reihenfolge zu sein. Sie fühlten sich nur nicht so an. »Mein Kopf ist anders. Mein Bauch auch.«
    Tim verdrehte die Augen und schob mich weiter in die Küche, wo er mich auf einen Stuhl zwang und anfing, Kaffee zu kochen.
    »Man nennt das einen Kater. Wann hast du eigentlich das letzte Mal Alkohol getrunken?«
    »Aaah! Alkohol! Ja, das kann sein!«, strahlte ich erleichtert. »Ich hab gestern noch Daniela getroffen.« Daniela war eine der Maskenbildnerinnen. Wir waren seit einer Weile befreundet, und im Gegensatz zu mir trank sie
gerne und viel Alkohol. »Ich dachte, wenn man einen Kater hat, hat man Kopfweh?«
    »Demnach warst du schlau und hast nicht durcheinandergetrunken. Jetzt fühlst du dich wahrscheinlich nur wie in Watte gepackt, und dir ist schlecht und ein bisschen schwindelig?«
    Ich staunte. »Genau so!«
    »Hervorragend. Ich war zwar nicht dabei, aber wenn ich mich hier so umsehe, habt ihr euch nach der Vorstellung in der Maske die Kante gegeben, Quatsch mit den Perücken und der Schminke veranstaltet
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