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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher
Autoren: David Brin
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1. Aus dem Wal-Traum
    »Makakai, bist du fertig?«
    Jacob ignorierte das feine Sirren der Motoren und Ventile in seinem Metallkokon. Er lag still. Das Wasser leckte sanft um die birnenförmige Nase seines mechanischen Wals, während er auf eine Antwort wartete. Noch einmal überflog er die winzigen Anzeigen auf seinem Helmdisplay. Ja, das Radio funktionierte. Der Insasse des anderen Hydraulikwals, der halb untergetaucht ein paar Meter neben ihm schwamm, hatte jedes Wort gehört.
    Das Wasser war heute außergewöhnlich klar. Wenn er nach unten blickte, konnte er einen kleinen Leopardenhai sehen, der träge vorüberschwamm – irgendwie fehl am Platze hier im tieferen Wasser vor der Küste.
    »Makakai... bist du soweit?«
    Während er wartete, versuchte er, nicht ungeduldig zu klingen oder sich die Spannung anmerken zu lassen, die er in seinem Nacken heraufkriechen fühlte. Er schloß die Augen und brachte die pflichtvergessenen Muskeln dazu, sich zu entspannen. Und immer noch wartete er darauf, daß seine Schülerin antwortete.
    »Ja... lassss unssss anfangen!« rief die trillernde, quiekende Stimme endlich. Die Worte klangen atemlos, als würden sie nur widerwillig gesprochen, ohne Luft zu holen.
    Eine hübsche, lange Rede für Makakai. Er sah die Trainingsmaschine des jungen Delphins neben seiner, und die Spiegel am Rande seiner Sichtscheibe reflektierten ihr Bild. Die grauen Metallflossen hoben und senkten sich sanft in der Dünung. Schwach und ohne Antrieb bewegten sich die künstlichen Finnen unter dem strömenden, wellig gezackten Wasserspiegel.
    Sie ist so bereit, bereiter geht es nicht. Wenn Technologie überhaupt in der Lage ist, einen Delphin vom Wal-Traum zu entwöhnen, dann ist dies der Zeitpunkt, um es herauszufinden.
    Mit dem Kinn betätigte er noch einmal den Schalter für das Mikrofon. »Okay, Makakai. Du weißt, wie die Hydraulik funktioniert.
    Sie wird jede deiner Aktionen verstärken, aber wenn du die Raketen hinzuschalten willst, dann mußt du den Befehl auf englisch geben. Aus Fairnessgründen muß ich auf Trinär pfeifen, um meine in Gang zu setzen.«
    »Ja!« zwitscherte sie. Ihre grauen Kunstwalflossen hoben und senkten sich mit dröhnendem Krachen in einer Gischtwolke. Mit einem gemurmelten Stoßgebet an den Träumer berührte er den Schalter, mit dem er die Verstärker an Makakais und seinem eigenen Kunstwal aktivierte, und drehte dann behutsam die Arme, um die Flossen in Bewegung zu setzen. Er krümmte die Beine, und die massiven Flossen schlugen daraufhin ruckartig zurück. Augenblicklich rollte seine Maschine sich herum und sank.
    Jacob versuchte, das Manöver zu korrigieren, aber er überkompensierte die Abwärtsbewegung, so daß der Hydraulikwal noch schlimmer ins Trudeln geriet. Das Flattern seiner Flossen verwandelte die See um ihn herum in einen brodelnden Blasenwirbel, bis er sich durch eine Reihe von geduldigen Manövern in die richtige Position gebracht hatte.
    Noch einmal stieß er sich vorsichtig voran, um ein wenig Anlauf zu bekommen, bog dann den Rücken durch und streckte die Beine ruckartig nach hinten. Der Kunstwal reagierte mit einem mächtigen, schwanzpeitschenden Sprung in die Luft.
    Der Delphin war fast einen Kilometer weit entfernt. Als Jacob den Scheitelpunkt seines Sprunges erreicht hatte, sah er, wie Makakai aus einer Höhe von zehn Metern anmutig herabstürzte und glatt in die Meereswogen eintauchte.
    Er richtete seinen Schnabelhelm auf das Wasser hinunter, und die See kam zu ihm herauf wie eine grüne Wand. Der Aufprall dröhnte in seinem Helm. Als er Lianen von treibendem Tang zerriß, schoß ein goldener Garibaldi in panischem Schrecken davon.
    Er ging zu steil hinunter. Fluchend streckte er zweimal die Beine, um seine Bahn abzuflachen. Die massiven Metallflossen schlugen mit den rhythmischen Stößen seiner Füße durch das Wasser. Jeder Schlag sandte ein Beben durch seine Wirbelsäule und preßte ihn gegen die dicke Polsterung des Anzugs. Im richtigen Augenblick krümmte er sich, streckte die Beine und schnellte sich noch einmal aus dem Wasser. Sonnenlicht glitzerte wie eine Lanze in seinem linken Sichtfenster, und in der gleißenden Helligkeit ertrank das matte Glimmen der winzigen Instrumente. Der Helmcomputer klickerte leise, als er sich krümmte und schnabelabwärts erneut in das blitzende Wasser eintauchte. Ein Schwarm winziger silbriger Sardinen zerstob vor ihm, und Jacob jauchzte laut und ausgelassen.
    Seine Hände glitten über die Steuerungsarmaturen
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