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Für immer tot

Für immer tot

Titel: Für immer tot
Autoren: Bernhard Aichner
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soll, sagt Max und drückt den letzten übergroßen Knopf.
    – Dieser Anruf kostet 1,99 Euro pro Minute. Unsere versauten Studentinnen werden sich gleich um dich kümmern. Sie wollen es dreckig, hemmungslos und hart, sie wollen, dass du es ihnen besorgst, dass du sie zum Schreien bringst, sie wollen deinen Saft, sie wollen alles von dir, gleich bist du im Paradies, gleich wird sich eines unserer notgeilen Mädchen melden und dich glücklich machen, gleich wird …
     
    – Nicht auflegen, Max.
    –
    – Das hättest du nicht tun sollen.
    – Was?
    – Auflegen.
    – Mein lieber Baroni, bist du dir wirklich sicher, dass du nichts damit zu tun hast?
    – Ich gebe zu, den letzten Anruf fand ich gut, aber das war’s auch schon.
    – Das verstehe ich nicht.
    – Und ich verstehe nicht, warum du aufgelegt hast, jetzt wo es spannend wird. Du sagst, es ist nicht dein Handy, das heißt, du musst nicht dafür bezahlen. Und das heißt: Du wählst sofort nochmal.
    – Ich will jetzt sofort wissen, wer mir das Telefon in die Wohnung gelegt hat und wer solche Nummern einspeichert.
    – Hanni wird es kaum gewesen sein.
    – Im Ernst, Baroni. Ist doch komisch, oder?
    – Ach, komm schon, das wird sich alles aufklären.
     
    Baroni klopft ihm auf die Schulter. Amüsiert schaut er zu, wie Max die letzte Taste drückt, den SOS-Knopf.
    Wie absurd diese Situation ist, wie verwundert Max das Telefon anstarrt. Wie das Freizeichen die beiden Freunde noch einen Augenblick lang verschont. Wie plötzlich der Schalk aus Baronis Augen verschwindet, wie Max nicht glauben kann, was er hört.
    Wie Entsetzen in seine Augen kommt.
    Ihre Stimme aus dem kleinen Lautsprecher.
    Tildas Stimme.
     
    – Hallo, wer ist da, bitte, Gott sei Dank. Sie müssen mir helfen, Sie müssen mich hier herausholen, bitte. Hallo? Reden Sie schon. Wer ist da?
    – Tilda?
    –
    – Max, Gott sei Dank, Max. Warum du? Woher hast du diese Nummer, Max, du musst mich hier rausholen, schnell, du musst die Kollegen anrufen, die Kripo, Max, schnell, ich weiß nicht, wie lange das hier noch gut geht.
    – Was soll das, Tilda? Wo bist du, sag mir, wo du bist.
    – Ich weiß es nicht, Max. Bitte hilf mir. Hol mich hier raus, schnell.
    – Du sagst mir jetzt sofort, wo du bist, was geht hier vor sich, warum habe ich ein Seniorenhandy in meiner Wohnung, und warum ist deine Nummer eingespeichert, und wo verdammt nochmal soll ich dich rausholen?
    – Ich werde hier sterben, Max.
    –
    – Ich weiß nicht, wo ich bin, Max.
    – Bitte beruhige dich, Tilda, sag mir, was passiert ist, und ich hole dich ab.
    – Ich habe keine Ahnung, wo er mich hingebracht hat.
    – Wer, Tilda, wer?
    – Er hat mich eingegraben, Max. Ich bin irgendwo unter der Erde.
     
    Das Handy in seiner Hand. Max und Baroni kurz nach Mitternacht. Tilda. Was sie sagt, macht keinen Sinn, sie sollte unten liegen in ihrem Bett, in ihrer Wohnung, sie sollte schlafen, was sie sagt, ist irrsinnig. Aber ihre Stimme klingt ernst, verzweifelt, sie zittert. Max geht im Kreis, spricht in das kleine Gerät, er geht immer schneller, wie ein aufgescheuchtes Tier im Käfig, er weiß nicht, was er tun soll, er hört sie, er kann das nicht glauben, das ergibt keinen Sinn. Nichts davon.
    Baroni stoppt ihn, drückt ihn sanft in einen Sessel, legt ihm die Hand auf die Schulter.
    Ganz ruhig, flüstert er.
    Tilda, sag mir, dass das alles nicht wahr ist, sagt Max.
     
    – Ich sitze in einer Holzkiste, Max. Ich kann mich kaum bewegen. Ein Luftrohr geht nach oben, und da ist eine Antenne, Max. Meine Beine tun schon weh, ich kann sie nicht ausstrecken. Ihr müsst euch beeilen. Ruf Paul an, sie müssen zu dir kommen, sie müssen alles in Bewegung setzen, die Spurensicherung soll meine Wohnung auf den Kopf stellen, ihr müsst mich finden, Max.
    – Weiterreden, Tilda, Baroni ruft Paul an, und du sagst mir, wie du in eine Holzkiste kommst, das kann doch nicht sein, was ist passiert?
    – Es tut mir so leid, Max.
    – Hör auf damit, sag mir lieber, wer das war.
    – Woher hast du das Telefon?
    – Lag auf meiner Kommode, es war einfach da.
    – Er hat es dir in die Wohnung gelegt.
    – Wer, verdammt?
    – Und eines hat er mir in die Kiste gelegt.
    – Wer, Tilda?
    – Aber ich kann nicht telefonieren, die Tasten sind gesperrt, es funktioniert nicht, ich kann nur angerufen werden, Max, aber warum, warum tut er das?
    – Komm schon, Tilda, sag mir, was los ist.
    – Er hat mich einfach von meiner Couch geholt, er hat mich betäubt, ich bin erst
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