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Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer
Autoren: Veronica Henry
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nachdem man die Freuden anderer Ländereien unserer glorreichen Insel gekostet hatte, fing man irgendwann an, sehnsüchtig die blaue Straßenkarte auf der Innenseite seiner Arme zu studieren und sich zu fragen, wie weh es wohl tun würde.
    An einem drückenden Sommerabend fragte sich Anita Palmer genau das.
    Jane verzog das Gesicht. Wo zum Teufel lag denn Halesowen? Ob er etwa von dort stammte? Er hatte einen leichten Akzent, ein Näseln, das sie nicht richtig einordnen konnte, aber Jane kannte sich mit Dialekten nicht aus – die meisten Leute, mit denen sie in Kontakt kam, redeten genau wie sie selbst, es sei denn, sie gehörten zum Lehrpersonal.
    Sie zuckte die Achseln, spannte ein Blatt Papier in die Schreibmaschine und begann zu tippen.
    Eine Stunde später war sie das reinste Nervenbündel. Terence Shaws Hieroglyphen waren derart schwer zu entziffern, dass sie bis jetzt gebraucht hatte, um eine einzige Seite zu tippen, und fiel ihr auch noch auf, dass sie eine Zeile übersehen hatte. Sie stöhnte genervt, zog das Blatt aus der Maschine, zerknüllte es, spannte ein neues ein und fing noch einmal von vorn an. Allmählich geriet Jane in Panik. Bei diesem Tempo würde sie nie fertig werden.
    Ehe sie sich’s versah, war es vier Uhr. Immerhin hatte sie es noch geschafft, drei Seiten zu tippen. Sie wusste nicht, wie sie sich jetzt verhalten sollte, ob sie einfach, ohne sich zu verabschieden, gehen oder ob sie ihm Bescheid sagen sollte.
    Jane entschloss sich, ihm zu zeigen, was sie bisher getippt hatte, und ging ins Wohnzimmer.
    Er saß in einem Sessel, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und schaute aus dem Fenster. Als er sich zu ihr umdrehte, lächelte er zwar nicht, aber er fauchte sie auch nicht an, als sie ihm die Ergebnisse des Nachmittags hinhielt.
    »Wollen Sie es sich ansehen?«, fragte sie.
    Er nahm die Seiten entgegen, ohne einen Blick darauf zu werfen, und legte sie auf den Schreibtisch.
    »Ich werde mir jeden Abend ansehen, was Sie geschrieben haben. Wenn ich Korrekturen vornehme, geben Sie die ein, bevor Sie weitertippen. So habe ich es auch mit der vorherigen Schreibkraft gehalten.«
    Der vorherigen Schreibkraft? Hatte das arme Mädchen etwa keinen Namen gehabt?
    »Okay«, sagte Jane. »Ich nehme an, dass ich mit der Zeit schneller werde. Ihre Handschrift ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig.«
    Er nickte nur.
    Als Jane aus der Haustür trat, atmete sie erleichtert auf. Sie fühlte sich, als hätte sie den ganzen Nachmittag lang den Atem angehalten.
    Denk einfach an das Geld, sagte sie sich. Denk an die vielen Kleider, die du dir demnächst kaufen kannst. Sie streifte ihre Sandalen ab und rannte den Pfad hinunter, über die Dünen, immer schneller und schneller, bis sie den Strand erreichte.
    Am nächsten Tag sah Jane sich das Zimmer, in dem sie arbeitete, erst einmal näher an, bevor sie mit der Arbeit anfing.
    Die von Terence Shaw verfassten Romane füllten mehrere Regalbretter. Gebundene Bücher in blassen Farben. Einige auf Englisch; sie zählte acht verschiedene Titel. Und die anderen in allen möglichen Sprachen, die man sich nur denken konnte. Einige konnte sie identifizieren – Französisch, Italienisch, Deutsch –, andere nicht. Wahrscheinlich skandinavische Sprachen, vermutete sie. Es gab sogar welche auf Japanisch und Chinesisch. Staunend blätterte sie durch einige Bände und dachte sich, wie großartig es doch sein musste, wenn Leute in anderen Ländern lesen wollten, was man geschrieben hatte. Sie las die Kritiken auf der Rückseite der Umschläge. Anscheinend war Mr. Shaw ein hochgeschätzter Autor.
    Sie hatte beim Tippen am Tag zuvor gar nicht richtig auf den Inhalt geachtet, aber Mr. Shaw hatte ein paar Änderungen eingefügt und ihr die entsprechenden Seiten auf den Tisch gelegt. Sie las sie noch einmal, und diesmal nahm sie die Geschichte bewusst zur Kenntnis.
    Sie handelte von Anita Palmer, einer Frau in mittleren Jahren, einer gut situierten, aber gelangweilten Hausfrau, in deren Leben offenbar nichts mehr passierte. Jane fragte sich, woher Terence eigentlich so viel über Frauen in mittleren Jahren wusste – die Details, die er beschrieb, erschienen ihr treffend: was Anita trug, was sie kochte. Er schien sogar zu wissen, was in ihrem Kopf vor sich ging. Dass sie sich langweilte. Zu Tode langweilte. Und dass ihr Ehemann ihr auf die Nerven ging. Auf die gleiche Art und Weise reagierte Janes Mutter oft auf ihren Vater.
    Im nächsten Kapitel, das sie abtippte, änderte sich
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