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Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer
Autoren: Veronica Henry
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nicht mehr bei Roy blicken, aber nicht, weil sie Angst vor Marie hatte, sondern weil sie Roy keinen Ärger machen wollte. Er war nett. Mit seinen dunklen Haaren, sei ner braun gebrannten Haut und den freundlichen Augen sah er viel zu gut aus für Marie. Wahrscheinlich wusste er nicht mal, wie attraktiv er war.
    Während die Tage verstrichen, merkte Jane, dass ihre Mutter langsam die Geduld mit ihr verlor. Prue war nicht sonderlich tolerant gegenüber Leuten, die nicht ihren Vorstellungen entsprachen. Und Jane verdarb ihr ihren Traum vom glücklichen Familienurlaub am Meer. Sie erwartete von ihrer Tochter, dass sie sich wie ihre jüngeren Geschwister mit Feuereifer in alle möglichen Aktivitäten stürzte. Wäre es nach Prue gegangen, wäre Jane wahrscheinlich in Gesundheitslatschen in den Felsen herumgeklettert und hätte jedes Mal einen Freudenschrei ausgestoßen, wenn sie einen Krebs entdeckte, und ordentlich zugelangt, sobald die Butterbrote ausgepackt wurden, die Prue fürs Mittagessen geschmiert hatte.
    Jane gönnte ihren Geschwistern das Strandabenteuer, aber sie selbst konnte all dem nichts mehr abgewinnen. Nicht, dass es ihr großen Spaß machte, apathisch herumzuhängen und sehnsüchtig darauf zu warten, dass etwas passierte, irgend etwas , auch wenn sie selbst nicht hätte sagen können, was. Sie litt und wusste nicht, worin die Heilung hätte bestehen können, aber am Strand von Everdene war sie nicht zu finden, so viel war sicher. Bloß wie in aller Welt sollte sie das ihrer Mutter erklären, die offenbar von ihr erwartete, dass sie für immer ein Kind blieb?
    Es entbehrte daher nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet Prue die Dinge in die Wege leitete, die dafür sorgten, dass Jane ihre Unschuld verlor.
    Es war ein schöner Donnerstagmorgen, und schon um elf Uhr brannte die Sonne vom Himmel. Jane schwitzte und suchte Schutz im kühlen Schatten der Hütte. Sie überlegte, ob sie ins Dorf spazieren und Sandra von der Telefonzelle aus anrufen sollte, um zu hören, ob sie ebenfalls vor Langeweile umkam. Vielleicht konnte sie sie ja überreden, für ein paar Tage nach Everdene zu kommen. Hier gab es zwar nicht viel zu tun, aber zumindest könnten sie ein bisschen quatschen und herumalbern. Über die Vorzüge der Jungs diskutieren, die sie im vergangenen Schuljahr kennengelernt hatten.
    Sie würde ihre Mutter fragen, ob sie Sandra einladen durfte. Sie könnte mit dem Zug herkommen, und Daddy hätte bestimmt nichts dagegen, sie mit dem Auto am Bahnhof abzuholen …
    »Jane?«
    Jane zuckte zusammen und riss die Augen auf. Sie war wohl im Begriff gewesen wegzudösen.
    Ihre Mutter beugte sich über sie.
    »Du wirst nicht glauben, was ich für dich organisiert habe.«
    Dabei setzte sie ein Lächeln auf, das Jane nur allzu vertraut war. Eine Mischung aus Selbstgefälligkeit und Entschlossenheit, die deutlich machte, dass Prue hochzufrieden war und sie gefälligst ebenso hocherfreut zu sein hatte. Janes Laune verschlechterte sich auf der Stelle. Sollte es um Golfstunden gehen, würde sie das Angebot rundweg ablehnen. Eher würde sie sterben!
    »Ich habe dir einen Job besorgt.«
    Jane starrte sie ungläubig an. Damit hatte sie nicht gerechnet.
    »Auf der Poststelle hing ein Zettel. Erfahrene Schreibkraft gesucht .«
    Jane atmete langsam aus. Es hätte schlimmer kommen können. Viel, viel schlimmer.
    Ihre Mutter sah sie immer noch ganz aufgeregt an. Da war offenbar noch mehr im Busch. Sie beugte sich zu ihrer Tochter vor.
    »Terence Shaw«, verkündete sie.
    Jane schaute sie verständnislos an.
    »Terence Shaw!«, wiederholte ihre Mutter. »Der Schriftsteller.«
    Jane runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Nie gehört.«
    Als Prue missbilligend mit der Zunge schnalzte, fühlte sich Jane gekränkt. Ihre Mutter war ja auch nicht gerade eine Intellektuelle. Jane konnte sich jedenfalls nicht daran erinnern, wann sie sie das letzte Mal mit einem Buch in der Hand gesehen hatte – was sollte also das Getue?
    »Aber du musst doch von ihm gehört haben! Er ist – ausgesprochen berühmt. Seine Bücher verkaufen sich wie warme Semmeln. Er ist außerdem sehr wohlhabend, deshalb gehört ihm auch eines von diesen …« Prue wedelte mit ihrer Hand Richtung Strand zu den Häusern, die etwas weiter oben auf der Klippe gebaut waren. Von dieser Sorte gab es nur ein halbes Dutzend; gebaut in den 1930 er-Jahren, waren es geräumige Art-déco-Häuser mit Flachdächern und geschwungenen Fronten auf weitläufigen
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