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Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer
Autoren: Veronica Henry
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Grundstücken. Sie strahlten alle dieses Great-Gatsby-Flair aus, mit ihrer spektakulären Aussicht und ihren Tennisplätzen.
    »Terence Shaw sucht jemanden, der seinen neuesten Roman tippt. Sechs Stunden pro Tag.« Prue legte eine theatrali sche Pause ein, um die Spannung vor der Pointe zu erhöhen: »Sechs Pfund die Woche bezahlt er!«
    Jane richtete sich kerzengerade auf. Plötzlich war sie hellwach! Sechs Pfund die Woche? Sofort hatte sie all die Modemagazine vor Augen, die sie immer verschlang – was würde sie sich wohl alles leisten können, wenn sie so viel verdiente?
    »Am liebsten wäre es ihm, wenn du gleich heute Nachmittag anfangen könntest. Um zwei Uhr.« Ihr Mutter scheuchte sie aus ihrem Sessel. »Na komm, mach dich mal ein bisschen frisch. So kannst du nicht auf der Arbeit erscheinen, mit diesen ungekämmten Haaren.«
    »Aber er kennt mich doch überhaupt nicht«, wandte Jane ein, stand jedoch auf. »Warum will er denn mich?«
    »Ich habe ihm gesagt, dass du deine Ausbildung bei Miss Grimshire gemacht hast und dass du mit hervorragenden Noten bestanden hast.«
    »Mit guten Noten«, korrigierte Jane ihre Mutter. Sie neigte von jeher zu Übertreibungen.
    Prue wischte den Einwand beiseite. »Hier im Dorf wird er wohl kaum eine große Auswahl an Schreibkräften finden. Er meinte, Hauptsache, du kannst still sein und bist zurückhaltend …«
    Jane stand schon am Waschbecken und schrubbte sich den Staub und den Sand von Händen und Gesicht, während sie rasch ein paar Berechnungen anstellte. Am Ende des Sommers müsste sie um die dreißig Pfund zusammenhaben, die sie mitnehmen konnte, wenn sie nach London fuhr, um sich dort eine Arbeit zu suchen. Hier würde sie ja bestimmt nicht viel Geld ausgeben. Dreißig Pfund! Ein Geschenk des Himmels!
    Eine halbe Stunde später machte sich Jane unter den Missfallensbekundungen ihrer Mutter, was ihr Äußeres betraf, auf den Weg in Richtung Strand und nahm den steilen Pfad durch die Dünen, der zu der kleinen Stichstraße führte, in der Mr. Shaw wohnte. Der Strandhafer schlug ihr gegen die Beine, und in kürzester Zeit hatte sie die Sandalen voll Sand. Bevor sie die Auffahrt hochging, zog sie sich die Schuhe von den Füßen und schüttelte die feinen Körner heraus. Jane fragte sich, wie es wohl sein würde, für Mr. Shaw zu arbeiten.
    Sie stellte sich einen kleinen, alten Mann mit Brille und Wollweste vor, ein bisschen zerstreut, aber im Grunde lie benswürdig. Wahrscheinlich würde sie ihm Tee servieren müs sen, den er dann zu trinken vergaß. Mit der Zeit würde sie sein ganzes Arbeitszimmer auf Vordermann bringen und seine öden Lebensgewohnheiten ändern, wofür er ihr auf ewig dankbar sein würde. Miss Grimshire hatte sich lang und breit darüber ausgelassen, wie man mit einem Arbeitgeber umging. Am besten organisierte man dessen Leben, ohne dass er etwas davon mitbekam, war stets ihr Credo gewesen. Mit ein paar kleinen Tricks konnte eine tüchtige Sekretärin sich selbst und ihrem Chef das Leben wesentlich leichter machen.
    An der Haustür konnte sie keine Klingel entdecken, also klopfte Jane kräftig. Als keine Reaktion kam, versuchte sie es noch mal.
    Und noch einmal.
    Wenn nach dreimaligem Klopfen nicht geöffnet wurde, sagte sich Jane, war entweder niemand da, oder der Hausbe wohner wollte nicht gestört werden. Sie wandte sich zum Gehen, einerseits irgendwie erleichtert, andererseits nicht gerade begeistert von der Aussicht, einen weiteren Tag am Strand zu verschwenden. Ein langweiliger Tippjob hätte ihr wenigstens ein bisschen Geld eingebracht …
    Doch da wurde die Tür aufgerissen.
    »Was gibt’s?« bellte eine Stimme.
    Als Jane sich wieder umdrehte, stand ein Mann mit zerzausten dunklen Locken und nacktem Oberkörper in der Tür. Er war über eins achtzig groß und braun gebrannt, trug ausgebeulte Khakishorts und war barfuß. Seine Augen waren so dunkel, als hätte man sie mit einem Brandeisen in sein Gesicht gebrannt.
    Er schien nicht erfreut, sie zu sehen. Am liebsten hätte Jane sich aus dem Staub gemacht, aber er hätte wahrscheinlich nur zwei Schritte gebraucht, um sie einzuholen.
    »Hallo«, sagte sie deshalb fröhlich. »Ich bin Jane Lowe.«
    Er musterte sie missmutig. »Und?«
    »Ihre Schreibkraft.« Sie verbesserte sich. »Die Schreibkraft.« Sie war ja nicht ausschließlich seine Schreibkraft. »Meine Mutter hat mit Ihnen gesprochen.«
    »Ach ja.« Er wirkte immer noch übel gelaunt, machte ihr aber Platz, damit sie eintreten
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