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Für hier oder zum Mitnehmen?

Für hier oder zum Mitnehmen?

Titel: Für hier oder zum Mitnehmen?
Autoren: Ansgar Oberholz
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Verhältnisse extrem aufgeregt, und ich erspare mir mit diesem abrupten Ende jede weitere Diskussion. Zumindest für den Moment.
    Alle stürmen hinter Florian her nach oben, um zu erfahren, was dort so sehenswert ist. Ganz so, als hätte es gerade zur großen Pause geläutet. Alle außer Dolores, die sich etwas gefangen hat, aber noch immer in der gleichen Position auf dem Stuhl sitzt.
    »Ist dir denn die Naziputzfrau noch mal begegnet, Dolores?« Ich nutze die günstige Gelegenheit für ein Einzelgespräch. Ich habe Angst davor, dass die Spukgeschichte doch noch nicht ausgestanden ist, und will das nun endgültig klären. Sie schiebt sich aus ihrer halbliegenden Position nach hinten, indem sie sich mit den Füßen vom Boden abstößt, die diesen gerade so erreichen, und bringt sich so nach und nach in eine aufrechte Sitzhaltung.
    »Alles gut, du nicht Sorge machen. Alles sein erledigt. Nix mehr Naziputzfrau, Aurinia alles gut gemacht.«
    Ich lächele und lehne mich zurück. Dann kann Dolores ab jetzt auch wieder ohne Shantis Anwesenheit putzen, früher beginnen und zur offiziellen Öffnungszeit fertig sein.
    »Aber ich eine Bitte. Ich muss eine Monat Urlaub.«
    »Einen Monat? So lange? Warum das denn?«
    Unwillkürlich beuge ich mich wieder vor. Daran, dass Mitarbeiter auch mal in Urlaub fahren könnten, hatte ich noch gar nicht gedacht.
    »Ich muss Krankenhaus gehen.«
    »Was hast du denn, was ist denn passiert?«
    »Das ist private Sache.«
    »Aber du wirst doch von den Ärzten krankgeschrieben, da musst du keinen Urlaub nehmen.«
    »Ich lasse machen mir Brust größer.«
    Dolores greift mit beiden Händen an ihre Brüste und schiebt sie nach oben. Ein uralter Trieb in mir zieht meine Augen in das Gebiet unterhalb ihres Halses. So schnell ich kann, schaue ich weg. Ich will mich nicht schon wieder verstricken. Ich weiß gar nicht, wo ich nun hinschauen soll. Dolores’ Brüste sind mir nie aufgefallen, auch nicht als besonders klein. Ich schaue Dolores in die Augen.
    »Nun gut. Ist das denn so wichtig für dich, oder kann es noch ein wenig warten? Ich müsste zunächst Ersatz für dich finden, und der muss dann eingearbeitet werden.«
    »Ist keine Problemo. Magnus hat Idee, dass er machen dann putzen für eine Monat.«
    Augenblicklich glaube ich wieder an Gespenster. Jetzt kann auch ich den Spuk erkennen. Und vor allem erkenne ich, dass ich keine fremde Hilfe benötige, um ihn zu bannen. Es gibt keine schlechten Abenteuer, nur schlechte Abenteurer.
    »Dolores, vielleicht denkst du noch mal ein paar Wochen in Ruhe nach, bevor du so eine schwere Entscheidung triffst. Dann haben wir auch Zeit, jemanden zu finden. Magnus soll lieber andere Aufgaben übernehmen. Kannst du dir das denn überhaupt leisten, bei deinem kleinen Gehalt?«
    Dolores erklärt mir, dass Magnus von einer Klinik in Polen weiß, die außerordentlich günstige Eröffnungsangebote bereithält. Frühbucherrabatte sozusagen. Deshalb lässt sich der Termin auch nicht verschieben. Ich bitte Dolores um ein paar Tage Bedenkzeit, um über ihren Urlaubsantrag zu entscheiden. Sie versteht nicht, wo das Problem liegt, schließlich hat sie doch schon eine Vertretung besorgt, gewährt mir aber einen Entscheidungsaufschub mit dem Hinweis, dass sie, im Falle einer negativ ausfallenden Antwort meinerseits, das In-Betracht-Ziehen einer Kündigung des Arbeitsverhältnisses ihrerseits nicht gänzlich ausschließen könne.
    »Du überlegen bis morgen, ok. Aber ich gehen Polen und machen Titten egal.«
    Dann bin ich alleine im leeren Klassenraum. Die Luft ist immer noch schlecht, einen Stuhl, der beim Herausstürmen der Kinder in die Hofpause umgefallen war, richte ich wieder auf und lasse mich darauf nieder. Ich werde mir meinen Laden zurückholen. Das heute war erst der Anfang.
    »Gut, dass du kommst, der Herr dort drüben wartet schon eine ganze Weile auf dich und lässt sich einfach nicht abwimmeln«, empfängt mich Kaja im Tresen. Sie hatte ihre Abendschicht nur kurz für die Teamsitzung unterbrochen. Alle anderen stehen mit Florian draußen und sind nun gleichfalls überaus aufgeregt, soweit ich das erkennen kann.
    Kaja deutet mit dem Kinn zu einem der Tische gegenüber des Tresens. Dort sitzt der Handelsvertreter des größten Erfrischungsgetränkeherstellers der Welt und winkt mir bereits fröhlich zu.
    Eine gute Gelegenheit, weitere Veränderungen einzuleiten. Ich straffe meinen Rücken und gehe freundlich lächelnd zu ihm hinüber.
    »Heute ist Ihr
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