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Für hier oder zum Mitnehmen?

Für hier oder zum Mitnehmen?

Titel: Für hier oder zum Mitnehmen?
Autoren: Ansgar Oberholz
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Glückstag!« Er springt hinter dem Tisch hervor und reicht mir die Hand. Verhalten begrüße ich ihn, leider kann ich keine Wut in mir spüren. Jetzt, wo ich sie endlich einmal bewusst wahrnehmen und kanalisieren könnte, lässt sie mich im Stich. Komm schon. Der Typ hat es ausnahmsweise mal verdient. Kannst du nicht ein Mal vorbeischauen, wenn man dich braucht?
    »Ich darf Ihnen mit Erlaubnis der Regionalgeschäftsführung mitteilen, dass Sie als Premium-Spot ausgewählt wurden.«
    Was immer das bedeuten mag, für den Handelssoldaten ist es etwas ganz Besonderes. Er hat lange auf mich gewartet und weiß nun, dass ich wirklich der Chef bin.
    »Damit verfüge ich über gänzlich andere finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten als noch bei meinem letzten Besuch.«
    Ich entsinne mich an die Greueltaten, die dieser Mensch Milena und mir in meinem Albtraum angetan hat. Da klopft die Aggression an die Tür. Ich rufe freudig: Moment, bin gleich da!
    »Was kostet es, damit wir mit unseren Produkten exklusiv hier bei Ihnen vertreten sein dürfen? Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sie schreiben einfach mal eine Zahl auf diesen Zettel hier, und dann sage ich ja oder nein!«
    Er strahlt mich feierlich an, schiebt seine aufgeklappte schwarze Ledermappe zu mir herüber. Auf der linken Seite befindet sich ein Katalog mit Werbematerialien, auf der rechten Seite ein DIN -A4-Abrissblock für Notizen. Oben rechts prangt das Logo seines Konzernes. Ein bisschen zu groß und ein wenig zu weit in der Mitte. Er legt einen Kugelschreiber darauf, ebenfalls mit dem Konzernlogo. Und dreht sich gespannt weg.
    Ich nehme mir Zeit. Öffne die Tür, lasse meinen neuen Freund Mister Aggro herein und warte ab, was geschieht. Meine Hand schreibt, ich schaue ihr dabei zu. Dann tippt sie dem Herrn auf die Schulter. Der dreht feierlich den Block zu sich um, blickt mir dabei gespielt ängstlich in die Augen und schaut schließlich nach unten.
    Ich drehe meinen Kopf, um noch mal lesen zu können, was ich da niedergeschrieben habe:
    HAUSVERBOT
    Das liest sich gut, und die Botschaft ist klar formuliert, ohne unsachlich zu werden. Fröhlich lache ich den Handelsvertreter an, der regungslos auf das Papier starrt und mit der Höhe meiner Forderung nicht fertig wird.
    »Das gilt übrigens ab sofort!«
    Ich trete einen Schritt beiseite, um den Weg zur Tür frei zu machen, durch die eben mein Mitarbeitergrüppchen um Florian wieder hereingekommen ist.
    »Ich wünsche noch einen schönen Abend und alles Gute.«
    Seine gespielte Angst schlägt um in Entrüstung, er räuspert sich.
    »Darf ich meinen Café noch austrinken?«
    Ich empfinde Mitleid. Er macht ja auch nur seinen Job. Aber ich habe mehrmals versucht, ihm freundlich und nett mitzuteilen, dass ich unter keinen Umständen die Produkte des größten Erfrischungsgetränkeherstellers der Welt in meinem Café verkaufen werde. Was würde als Nächstes kommen, wenn ich nicht energisch Grenzen setzte? Der Versuch, das Haus zu erwerben, um uns mietvertraglich in den Verkauf seiner Produkte zu zwingen?
    Ich fühle mich allerdings auch geschmeichelt. Wenn dieser Fachmann die Produkte seines Konzernes um fast jeden Preis im Café platzieren möchte, so kann ich das als Hinweis verstehen, auf dem rechten Weg und nicht völlig verrückt und realitätsfern zu sein.
    Ich klopfe ihm aufmunternd auf die Schulter. »Es gibt doch so viele schöne Läden in Berlin, da werden Sie sicherlich noch einen anderen finden.« Damit lasse ich ihn allein und trete an eines der großen Fenster, um zu erkunden, was dort so sehenswert sein soll.
    Irgendetwas ist anders als sonst, die Lichtverhältnisse am gesamten Platz haben sich verändert. Am Baugerüst des gegenüberliegenden Hauses hat man im Laufe des Tages große Flutlichtstrahler angebracht, so dass die Fassade nun taghell erleuchtet ist.
    Auf dem Gerüst wurde während der Teamsitzung eine Riesenwerbung entfaltet. Eine Riesenwerbung für einen Riesentelefonanbieter. Zu sehen sind viele Menschen, die in einer Schlange stehen und die sich freuen über die unglaublich guten Produkte des Telefonanbieters. Ganz vorne in der Schlange, in einer Größe von ungefähr sechs mal acht Metern, lächelt mich Milenas Gesicht an. Sie sieht richtig gut aus.
    Der Anblick erinnert mich schmerzhaft daran, dass ich Magnus noch immer nicht in die Feinheiten des angemessenen Kontaktes zu Mitarbeiterinnen eingeweiht habe. Das scheint mir nun dringender nötig zu sein denn je, und ich schreite direkt zur
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