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Für hier oder zum Mitnehmen?

Für hier oder zum Mitnehmen?

Titel: Für hier oder zum Mitnehmen?
Autoren: Ansgar Oberholz
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Tat.
    »Wir müssen noch einmal über Sex mit Kolleginnen sprechen.«
    Etwas unwirsch nehme ich Magnus beiseite. Ich bin aufgebrachter, als ich mir eingestehen will. Zu lange habe ich die Angelegenheit vor mir hergeschoben.
    »Absolut.« Er grinst mich an, und wir gehen ein paar Schritte weg von den anderen.
    »Wir hatten eine Vereinbarung getroffen, an die du dich nicht hältst. Ich hatte dir doch erklärt, dass es nicht in Ordnung ist, mit Kolleginnen zu schlafen, das bringt nur Ärger. Vor allem für mich.«
    »Aber ich halte mich absolut an diese Richtung, seit unsere Gespräch. Du bekommst das nicht gut geregelt!« Magnus ist nun auch aufgeregt. Er fühlt sich ungerecht behandelt.
    »Egal, wo ich hinschaue, egal mit welcher Mitarbeiterin ich zu tun habe, immer wieder treffe ich auf Konflikte, bei denen dein Sexleben eine Rolle spielt.«
    »Aurinia ist doch nicht eine Kollegin von mir.«
    »Aurinia ist eine freie Mitarbeiterin, sie macht das nicht umsonst, sie schreibt mir Rechnungen!«
    Magnus ist gänzlich verwirrt und schweigt betroffen. Es wird doch wohl in Schweden auch freie Mitarbeiterinnen geben?
    »Und Dolores? Die sich für dich die Brüste vergrößern lassen will? Was ist mit ihr?«
    Magnus schweigt noch immer und sieht mich fragend an, als überlege er, ob sie mir das wohl auch in Rechnung stellen könne. Er fasst sich gedankenverloren mit beiden Händen an seine Brust.
    »Und Milena, und Kaja?«
    »Ich versuche einfach nur nett mit denen zu sein. Vielleicht kommst du damit absolut nicht gut aus?«
    »Nenn es, wie du willst, nett sein, flirten, grabschen, vögeln. Es ist nicht in Ordnung und schadet dem Laden.«
    Er will oder kann nicht verstehen, was ich meine. Das Ergebnis bleibt gleich. Beide sind wir ratlos. Beide spüren wir die Ausweglosigkeit.
    »Da sind so viele Missverständnisse, bei dir und bei mir, und bei dir und bei Milena. Ich habe eine absolute Idee. Ich fertige noch den Schichtplan für November und dann sitze ich wieder nur als Gast am Tresen und wir beide sind absolut ok mit in die Augen schauen.«
    Das ist ein guter Vorschlag. Mit dem Nachteil verbunden, dass ich mich in sein Sexleben dann nicht mehr einmischen darf. Ich kann nicht sagen, ob dieser Schritt vielleicht doch der falsche ist.
    »In Ordnung. Es ist wahrscheinlich besser so.«
    Wir schütteln uns nüchtern die Hände, und Magnus geht als Gast zurück zu dem feiernden Grüppchen, das er als Herr des Schichtplanes verlassen hatte, legt einen Arm um Milena und grinst mich über die Schulter an. Vielleicht habe ich wenigstens Dolores Brüste retten können.

22.
    SYMBOL UND REALITÄT
    I ch freue mich für Milena über ihren Erfolg. Jedoch beschleicht mich eine dunkle Vorahnung. Milena wird nun vollends unkontrollierbar sein, und ich muss ernsthaft eine Trennung in Erwägung ziehen. Wie soll ich in Zukunft konkrete Kritik an ihr üben, während aus wenigen Metern Entfernung ihr überlebensgroßes Abbild zu uns herüberstrahlt? Und wie soll ich mit diesen düsteren Gedanken jetzt unbelastet in die allgemeine Freude mit einstimmen?
    Wie ein gleichgepolter Magnet stößt mich das Café ab. Ich gebe dieser Kraft nach und beschließe, dass ich mir ein kräftiges Abendessen im russischen Café Gorki Park, schräg gegenüber im Weinbergsweg, verdient habe. Immerhin habe ich die Teamsitzung konsequent und erfolgreich durchgezogen.
    Vor dem Gorki Park steht Klamottes altes Postauto. Klamotte sitzt in der geöffneten Schiebetür und raucht. Er lächelt mich väterlich an. Ich hatte mir bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst gemacht, dass er auch Kunden in der direkten Nachbarschaft haben könnte. Eifersucht empfinde ich.
    »Na, wie war dit mit deiner Sitzung heute jewesen? Jut jeloofen?«, begrüßt er mich unbefangen.
    Ich bin überrascht, dass er den Zeitpunkt meiner Teamsitzung kennt. Wir hatten uns einige Tage nicht gesehen, und den Termin hatte ich, wenn überhaupt, dann nur beiläufig erwähnt. Ich spüre seine Fürsorge. Ich berichte ihm kurz und teile ihm mit, dass ich ganz zufrieden bin, aber auch weiß, dass ich noch viel Arbeit vor mir habe, und dass immer, wenn ich denke, große Hürden seien genommen worden, sofort neue große Probleme auftauchten, wie jetzt das Riesenposter.
    »Kieck mal mehr ums Eck. Wenn dit Haus erst mal saniert ist, dann wird dit dem janzen Platz jut tun. Son Jespensterhaus jegenüber zu haben, ist ja ne Zeitlang janz hübsch, aber uff Dauer schlecht fürt Jeschäft.«
    »Stimmt, daran hatte ich noch
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