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Für hier oder zum Mitnehmen?

Für hier oder zum Mitnehmen?

Titel: Für hier oder zum Mitnehmen?
Autoren: Ansgar Oberholz
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Wort.
    »Aber für uns ist eine Abwechslung auch mal schön, immer nur Sandwichs und Salate kann man ja irgendwann nicht mehr sehen.«
    »Das verstehe ich, aber so soll es bitte den Gästen gehen und nicht euch. Ich selber esse ja auch keine Tagesgerichte, aus genau diesem Grund.«
    »Solltest du mal machen, die schmecken alle sehr gut«, sagt Shanti beleidigt. Ich beruhige ihn und formuliere die Regel noch mal ausdrücklich, sie wird mit Murren und Meckern quittiert.
    Florian hatte auch bei allen anderen Punkten, die ich im Verlauf der Teamsitzung kläre, recht. Die Mitarbeiter zeigen sich teilweise kindlich erstaunt über meine Hinweise.
    »Wenn ihr zu spät kommt, müsst ihr anrufen, damit klar ist, dass ihr die Schicht nicht vergessen habt.«
    »Die Idee ist super!«, freut sich Milena. Ich denke, sie hat meine Aussage falsch interpretiert.
    »Damit will ich aber nicht sagen, dass Zuspätkommen in Ordnung ist. Am besten wäre es, wenn ihr einfach pünktlich kommt, dann benötigen wir diese Regel gar nicht.«
    »Das kann doch mal passieren. Es ist doch meist so wenig los, dass es gar nichts ausmacht. Du bist ja auch nicht immer pünktlich«, wirft Shanti trotzig ein.
    »Aber wenn ich etwas später als angekündigt komme, denkt doch niemand, dass ich meine Schicht vergessen habe, oder?«
    Shanti stimmt knurrend zu. Ich habe mich ruhig und bestimmt durchgesetzt. Es läuft ganz gut.
    »Ist es ok, wenn ich hier eine rauche?« Shanti hält eine selbstgedrehte Zigarette in die Höhe.
    Es fällt mir schwer, dies zu verneinen, habe ich ihn doch gerade erst frustriert. Aber ich spreche ein Rauchverbot für den Keller aus.
    Shanti hat keine Lust mehr auf die Teamsitzung, vor allem nicht, wenn er nicht rauchen darf. Er holt für sich und Magnus noch mal Bier.
    Magnus flüstert Milena zum wiederholten Male etwas ins Ohr, etwas, das Milena zu leisem Kichern veranlasst, dabei hält sie sich eine Hand vor den Mund. Ich verspüre Lust zu sagen: ›Lass uns doch alle an deinen Späßen teilhaben‹, wie ein Lehrer in der Schule. Genau so fühle ich mich. Jetzt habe ich auch noch Disziplinprobleme während des Unterrichts. Auf dem Zeugnis wird stehen: Magnus kann sich nicht über längere Phasen konzentriert am Unterricht beteiligen.
    Die Teamsitzung kostet mich Kraft. Meine Drohung, herkömmliche Strukturen einzuführen, will ich nicht mehr aussprechen. Ich denke, die Sitzung wird auch so ausreichende Effekte erzielen, außerdem ist die Stimmung mittlerweile gereizt und angespannt. Die Luft im Keller ist verbraucht.
    Ich erfahre, dass die Hochstühle sich großer Beliebtheit erfreuen. Vor allem bei Kindern. Neulich saßen allerdings zwei Betrunkene darauf, ihr Schwanken übertrug sich bedrohlich auf die Hochstühle. Ich notiere mir, dass ich Klamotte den Auftrag zur Befestigung an der Hauswand erteilen muss. Magnus schenkt mir die Hochstühle offiziell, unter der Bedingung, dass er sie während der Zeit seiner Filmproduktion als Regiestuhl leihen darf.
    Bei dem positiven Thema, mit dem ich die Sitzung beschließen will, kommt mir Shanti zuvor.
    »Also eins muss man ja mal sagen. Dass du die Aurinia gegen unseren Hausgeist eingesetzt hast, war eine richtig gute Idee.«
    Vielleicht ist es sogar besser, als wenn ich selber das Thema angeschnitten hätte.
    »Das freut mich. Dolores, seitdem ist ja auch nichts mehr vorgefallen, oder?«
    Dolores habe ich fast völlig vergessen. Sie ist ganz klein geworden und hockt traurig auf ihrem Stuhl. Zu Beginn der Sitzung war sie munter und froh, ihre Veränderung ist mir nicht aufgefallen.
    »Was hast du denn? Ist doch noch mal etwas geschehen?«, frage ich sie erschrocken. Sie schüttelt den Kopf.
    Florian kommt die Kellertreppe hinabgaloppiert und ruft schon von weitem: »Das müsst ihr euch anschauen, das gibt es nicht. Kommt schnell!«
    Florian ist meiner Bitte gefolgt, nicht an der Teamsitzung teilzunehmen, war aber nicht davon abzubringen gewesen, völlig unbeteiligt zu bleiben. »Wie ein gutes Totem aus der echten Wirtschaft«, hat er gesagt. Seiner Meinung nach könne er als Totem eine besonders gute Wirkung entfalten, wenn er für die Dauer der Sitzung die Stellung im Tresen hielte, so dass alle Mitarbeiter teilnehmen könnten.
    Er kommt ganz zu uns heran, er zögert kurz und sagt mit Blick auf mich: »Oh. Sorry. Ich dachte, ihr wärt längst fertig.«
    »Sind wir auch. Die Sitzung ist hiermit geschlossen, Protokoll folgt!«
    Egal, was da oben vor sich geht, Florian ist für seine
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