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Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise
Autoren: Nina Melchior
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auf die blutigen Knie. Verklebte Haarsträhnen hingen ihr ins Gesicht. Die Hände, eben noch vor ihrem Gesicht gefaltet, verursachten ein Klatschen, als sie auf ihren Schenkeln aufschlugen.
    Magnus stand ein Stück entfernt zwischen den Bäumen seines Anwesens. Nicht um sich zu verstecken. Er veranschaulichte damit nur seine distanzierte Haltung zum Geschehen. Es war das Einzige, was er tun konnte und dabei ging es ihm sicher nicht um das Mädchen.
    Sie mussten das Geschöpf den ganzen Weg von Galway her geschleift haben. Überall an ihrem Körper bluteten Flächen aus Schürfwunden. Zu seinem Leidwesen hatte sie das Bewusstsein bereits wiedererlangt und schrie. Er hasste es, wenn sich Menschenstimmen in Hysterie brachen.
    Von den beiden Vampirinnen schaute eine zu ihm herüber, nur um ihre Fangzähne erneut in die Beute zu schlagen. Das Opfer wedelte mit den Armen auf und nieder wie eine aufgezogene Puppe.
    Er fletschte die Zähne. Sogar aus dieser Entfernung konnte er den Blutduft schmecken. Er hatte zu lange nicht getrunken. Aber der Gedanke, für wen er sein Verlangen aufsparte, erleichterte es. Gestern war es ihm endlich gelungen in ihren Traum vorzudringen… Aber er war habgierig gewesen und der Anfängerfehler beschämte ihn.
    Elise Brennan war sein Weg zurück in die Hierarchie der Vampire. Die einzige Möglichkeit, sich zu rehabilitieren und wieder ein geachteter Vampir zu werden. Dazu benötigte er ihre Leiche. 
    Er reck te das Kinn vor, legte den Kopf schief und betrachtete das Schauspiel gegenüber.
    Die Vampirfrauen hockten über dem Menschen-Kadaver und saugten so hart daran, dass sich das leblose Wesen unter dem Sog ihrer Kiefer immer wieder aufbäumte. Es war ein sanfter Tod, gegen vieles was er in 203 Jahren mitangesehen hatte und leider kam in seinen schlimmsten Erinnerungen immer Ian vor.
    "Warum verschont ihr sie nicht und lasst mir meine Ruhe?" rief er hinüber.
    "Du bist doch selbst schuld." gab die Eine zurück. "Warum hast du den Alten nicht abgeschlachtet, wie es sich gehört?"
    Ein Schwall Blut lief ihr aus dem Mund und rann über ihr Kinn, als sie ihn zu einem schadenfreudigen Lächeln öffnete. Magnus spürte zwei unbändige Wünsche: Die Vampirinnen an seiner Burgmauer zu zerschmettern - und selbst von der Leiche zu trinken.
    "Bringt es hinter euch, damit ich die letzten Stunden bis Sonnenaufgang für mich nutzen kann."
    Er rammte seine Faust in einen Baumstamm neben sich. Mühelos drang sie in das morsche Holz ein.
    Manchmal kamen sie in ganzen Gruppen und immer brachten sie ihm mindestens eine Leiche mit. Nacht für Nacht legten sie sie bei seiner Burg ab und Nacht für Nacht war er daraufhin damit beschäftigt, die fremden Kadaver zu entsorgen.
    Er s chritt zwischen den Bäumen aus.
    Nicht, dass es ihm etwas ausmachte, Tote zu beseitigen oder dass er etwas Besseres zu tun gehabt hätte. Doch kein Vampir entledigte sich seines Abfalls nicht selbst! Es war ein Späßchen, das sie sich mit ihm erlaubten, um zu verdeutlichen, wie die Schmach an ihm klebte. In seiner Brust war eine alte Schande entbrannt. Es war die Ursache dafür, warum er überhaupt zum Vampir geworden war. Hohn konnte er nicht aushalten. Er war schlimmer für ihn, als jedes andere Gefühl. Jede Nacht, in der sie ihn so behandeln durften, war eine zu viel.
    Die Rückkehr von Elise Brennan dagegen war eine gottgesandte Chance. Er musste es bald tun. Denn diese Ewigkeit war, wie die Dinge jetzt lagen, eine Unaushaltbare geworden.
    Eine Wolke schob sich von der bleichen Scheibe des Mondes und schien auf die Jägerinnen herab, die ihre Beute entleert hatten. Das Mädchen rührte sich nicht mehr und Magnus spürte Erleichterung.
    Er würde die Wiese noch von den Kleidungsfetzen säubern müssen. Danach musste er die Geruchsspur des Blutes zurückverfolgen und sehen, ob sie in ihrer stümperhaften Art zu jagen, nichts von ihrer Beute unterwegs verloren hatten. Die Menschen durfte keine Spur zu seinem Versteck führen.
    Magnus hob den Blick. Die Blonde links von der Leiche nickte ihm zu.
    " Im Ernst: Warum hast du den Alten nicht getötet?" fragte sie.
    Überlegen lächelnd hob Magnus das Kinn.
    "Ich hatte keine Lust schon wieder in eine panische Fratze zu blicken. Ein Vampir mit 200 Jahren hat Besseres zu tun - im Gegensatz zu Euch Babys."
    Die Blonde fauchte, die Andere aber begann zu singen wie ein kleines Kind:
    "Magnus war zu faul …. Magnus war zu faul…."
    Sein Gesicht verhärmte. Sie hatten doch keine Ahnung die
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