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Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise
Autoren: Nina Melchior
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einen Moment lang offen und die Farbe seiner Augen glich einem von der Sonne beleuchteten Ozean. Als sie sich zu Schlitzen verengten, holte sie das aus dem Schmachten. Etwas an seinem Verhalten stimmte nicht. Doch die Freude darüber, dass es Micha war, der in der Eingangshalle stand, erstickten jeden Zweifel. Er war bei ihr. Nur das zählte.
    "Du könntest schon zusehen, dass Du ans Telefon gehst, wenn du in diesem Geisterschloss leben willst!"
    "Ich war heut Morgen im Labor." erwiderte sie und ging auf die Küchentür zu. "Möchtest du vielleicht einen Kaffee?"
    Ohne e ine Antwort abzuwarten, griff sie nach einer Tasse, stellte sie unter den Auslauf und drückte eine Taste, bevor sie nach ihrem Handy griff.
    Mit "Du treulose Tomate!" begann die dritte SMS von Cassy an diesem Morgen. "Ich sitze im 'Good Morning' in Galway beim dritten Latte Macciato…"
Sie warf das Handy zurück auf die Arbeitsplatte.
    "Es ist unhöflich eine SMS nicht zu beantworten." meinte Micha dicht hinter ihr.
"Bist du 2 Stunden gefahren, um mich zu belehren?"
    Sie hielt ihm die Tasse hin, um einen Abstand zu wahren, den sie ertragen konnte. Vor allem, wollte sie die kostbaren Minuten mit ihm nicht mit Diskussionen über Cassy O'Keefy verbringen.
    Michas Miene schien ungerührt. Dabei war die Anziehungskraft zwischen ihnen mit Händen zu Greifen. Ob er registriert hätte, wenn sie sich nackt ausziehen und auf dem Küchenboden räkeln würde?
    "Was soll das heißen: 'du warst im Labor'?" fragte er.
    "Ich habe das Erbe meines Vaters angenommen." entgegnete Elise und nippte an ihrem Kaffee, als sich Michas Augen weiteten.
    "Das ist nicht dein Ernst."
    "Ich lebe hier völlig abgeschieden, Micha. Mein Leben ist entsetzlich - also habe ich entschieden es zu ändern."
    Er stellte seine Tasse ab.
    "Es gab keinen Grund aus Dublin fortzugehen... von mir fortzugehen." Er senkte den Kopf und ein paar weiße Locken fielen nach vorn, "…ein normales Leben zurückzulassen."
    Es fiel ihr plötzlich schwer zu atmen.
    "Ich habe meinen besten Freund zurückgelassen, der vorgibt mich gernzuhaben, aber mir doch nie nahe kommt." 
    "Du bist nicht fair, Elise."
    "Fairness kommt auf den Standpunkt an."
    Sie schlang den rechten Arm um ihren Körper, so dass sie ihren linken Unterarm mit der Hand massieren konnte. Er kribbelte wie ein eingeschlafener Fuß. Eine allergische Reaktion auf den Fledermausbiss? Aber die Tiere besaßen kein Gift.
    "Was ist mit deinem Arm?"
    "Nichts."
    "Spürst du etwas darin? Seit wann?"
    Der Arm war das zweite Thema, über das sie mit ihm nicht sprechen wollte.
    "Mein Leben lang habe ich versucht die Vampire nicht in mein Leben zu lassen. Es war nicht meine Angelegenheit, sondern die meines Vaters. Aber jetzt ist er tot und seit Jahrhunderten ist Vampirismus grundlegender Bestandteil meiner Familiengeschichte. Seit mein Urgroßvater die Nonnen umsiedeln ließ, um sie vor der Bedrohung aus den Höhlen zu schützen."
    "Du glaubst diesen Unsinn mit dem Vampirbau nicht wirklich?" fragte Micha.
    "Die ungeklärten Todesfälle unter den Nonnen und die erfolgte Umsiedlung des Klosters sind schriftlich belegt." antwortete sie trotzig.
    "Damals gab es Seuchen und Grippeepidemien!"
    Elise reckte das Kinn vor.
    "Es ist die Pflicht von uns Brennans die Forschung der Vampirheilung - die nie jemand ernsthaft betrieben hat - weiterzuführen. Da ich die Letzte bin, liegt der Ball bei mir. Nebenbei deutet alles daraufhin, dass mein Vater das Heilmittel vor seiner Abreise fertiggestellt hatte."
    Ihre Augen mussten vor Begeisterung leuchten. Aber Micha erreichte ihre Gefühlsregung nicht.
    "Du warst Jahrgangsbeste in Biochemie." stellte er fest, als ob das Studium eine lebenserfüllende Tätigkeit war, zu der man nichts an Glück hinzufügen musste.
    "Meine Ausbildung sollte lediglich helfen, das Heilmittel herstellen zu können."
    "Dafür scheint dein Vater dich ja letztlich dann nicht gebraucht zu haben."
    Elise spürte einen Stich . Sein Blick wurde weich.
    "D u verbeißt dich da in etwas und das wird dich noch mehr von den normalen Menschen trennen." sagte er.
    Das Bild ihres sterbenden Vaters trat vor ihr inneres Auge.
    "Heute Nacht hatte ich einen Traum. Mein Vater lag mir zu Füßen. Ich war dabei, als er starb."
    Michas Blick öffnete sich einer Zugänglichkeit, die nur er so zustande brachte. Er legte seine Hand auf ihre Schulter und die Wärme vertrieb sofort das flaue Gefühl.
    "Du bist in Trauer. Dein Unterbewusstsein reimt sich das
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