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Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise
Autoren: Nina Melchior
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Stoff ihrer Kleider, krochen darunter, befühlten sie und ganz plötzlich wusste Elise was es war, dass sie so lähmte:
    Jemand sah sie an!
    Sie war absolut sicher. Dort in der Dunkelheit stand jemand. Sie brauchte nur den Arm auszustrecken, die Barriere von Licht und Schatten zu durchbrechen… und sterben.
    Wie von einer anderen Position aus, sah Elise, dass sich ihre Hand hob. Ein erneutes Flattern in der Nähe, doch es unterbrach die Bewegung nicht. Leise atmete Elise ein. Ein süßer Duft, wie Moschus oder ein schweres Parfum drang an ihre Nase.
    Ihre Fingerspitzen drängten weiter der Schwärze entgegen. Näher, immer näher kam sie der Barriere. Und gerade als ihre Fingerkuppen ins Schwarz eintauchten und darin zu erfrieren schienen, für einen Sekundenbruchteil, fühlte sie ein Glimmen an ihrer Fingerkuppe und ihre Sinne schossen zurück in ihren Körper.
    Schmerz!
    Elise riss die Hand zurück, entglitt dem Magnetismus, als sie noch im Augenwinkel meinte, eine Gestalt zu sehen. Groß. Zu groß für eine Fledermaus! Zwanghaft kontrollierte sie ihre Atmung.
    Ihre Fantasie spielte verrückt. Kein Wunder bei der Vorgeschichte ihrer Familie.
    Wütend blickte sie in die Dunkelheit und legte die Hand auf die Kante der Tür. Mit aller Kraft, schob sie sie zurück in die Verankerung, fischte, die Unterlippe und die Hände jetzt bebend, den Schlüssel vom Boden auf.
    Hatte sie ihn fallen gehört…?
    Erst als sie ihn zurück ins Schloss gezittert hatte, bemerkte sie den Tropfen Blut an ihrer Fingerkuppe. Eine der Fledermäuse musste sie erwischt haben! Aber die Gestalt…
    Reiß dich zusammen, Elise !
    Vermutlich war ihr Blut der r einste Leckerbissen für diese hungrigen Viecher. 
    Mit aller Gewalt drehte sie den Schlüssel. Das Schloss sprang ohne Gegenwehr ins Scharnier. Sie schaute an der Tür empor und rüttelte an ihr. Sie war fest verschlossen.
    Erschöp ft sank Elise zu Boden, schlang den Arm um ihre Knie und beachtete, das auf ein kleines Areal beschränkte Stechen in ihrer Fingerkuppe kaum. Der Schmerz erlosch bereits, als es in ihrem gelähmten Arm, zum ersten Mal in ihrem Leben, zu Kribbeln begann.

Gast
     
    Ein Schmerz zog sich von ihrem Nacken zwischen die Schulterblätter hoch, als sie den Kopf hob. Erst danach bemerkte sie, dass sie mit dem Rücken an die Höhlentür angelehnt eingeschlafen sein musste und zuckte nach vorne, als habe sie sich daran verbrannt.
    Das Neonlicht surrte über ihr und die Ratten scharrten leise in ihren Käfigen. Mit dem Anflug eines schlechten Gewissens fiel ihr ein, dass sie noch immer kein Futter bekommen hatten. Abgesehen von den Verspannungsschmerzen fühlte sie sich fast erholter, als sonst nach dem Aufwachen.
    Das blecherne Schrillen der Türglocke über den alten Lautsprecher an der Decke, ließ sie zusammenfahren.
    Das hatte sie also geweckt.
    Sie kratzte sich am linken Handrücken, während sie sich sammelte, als sich ihr Blick wie gebannt auf die Hand heftete. Das war unmöglich… 
    Die Türglocke schellte zum dritten Mal - in aggressiver Länge. Elise stand auf.
    Als sie die Flügeltüren des Schlosseingangs aufzog, war das erste was sie wahrnahm, Michas verändertes Aussehen. Seine sprunghaften Locken, die so weiß waren, wie die eines Greises, wirkten heute zottig. Er trug eine Jeans mit Löchern, aus denen Baumwollfäden quollen und ein weißes Shirt. Doch alles hing schief an ihm. Dann stolperte sie über seine Miene.
    Seine für einen Mann eigentlich zu sinnlichen Lippen standen offen. Er atmete schwer, was seine Brust betonte und wirkte, als wolle er etwas fragen, konnte es aber nicht.
    "Wo , um alles in der Welt, warst Du?" herrschte er sie stattdessen an und Elise wusste, dass es nicht die Frage war, die hinter seinen tiefblauen Augen stand.
    Als ihr Handy in der Küche surrte schraken sie gleichzeitig zusammen.
    Mit einem Satz schoss Micha an ihr vorbei in die Empfangshalle und Elise nutze die Gelegenheit ihre lahme Hand mithilfe der Rechten in ihrer Hosentasche verschwinden zu lassen. Als Micha erkannte, dass der Ton aus der Küche keine Bedrohung darstellte, stemmte er die Hände in die Hüften.
    "Du bist nicht ans Telefon gegangen, weder gestern, noch heut Früh." warf er ihr vor.
    Elise konnte sich ein unwillkürliches Lächeln nicht verkneifen.
    "Deshalb hättest du nicht von Dublin hier her joggen müssen."
    Die Uhr über der Küchentür zeigte erst halb acht.
    "Es ist Sonntag. Wann hast du mich angerufen, um sieben?"
    Michas Mund stand erneut
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