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Fuck

Fuck

Titel: Fuck
Autoren: Kooky Rooster
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Aufgaben, sobald es so aussah, als würde er in meine Richtung gehen oder sehen.
    Es gab keinen vernünftigen Grund, warum ich das tat, außer jenem, dass ich schüchtern war, unsicher. Ich hatte nie gelernt auf Menschen zuzugehen, sowohl meine beiden Ex-Freunde als auch meine Frau waren einfach irgendwann dagewesen, hatten sich in mein Leben gedrängt und ich brauchte nur zu vermeiden, sie abzuweisen. Selbst mein 'Erstes Mal' mit einem Mann war wie von selbst abgelaufen, als wäre ich nur Beobachter einer sehr wilden Fahrt durch mein Leben gewesen.
    Lediglich für Sophie, meine Tochter, hatte ich mich ins Zeug legen müssen, aber auch nur um sie zu zeugen. Wie Kinder nun einmal sind, nahm sie mich wie ich war, und ich brauchte nichts weiter tun, als
Papa
zu sein.
    Keine Ahnung, wie ich auf Leopold, den ersten Mann den ich
wirklich
wollte, den
ich
wollte, und zwar so richtig, zugehen sollte. Er drängte sich nicht auf, ich wusste nicht einmal, ob er überhaupt an Männern interessiert war und darauf wartete, wenn man so wollte, von mir erobert zu werden. Und ich stolperte in Deckung, jagte ihn, während ich vor ihm floh.
    Jetzt wandte er sich uns zu und, alarmiert von meinem bekifften Kollegen, blickte er direkt in meine brennenden Augen. Ich klammerte mich heimlich an meinem Tisch fest, lehnte mich seitlich dagegen und hoffte, die anderen hörten das Hämmern meines Herzschlags nicht so furchtbar laut wie ich es tat.
    Himmel, Leo kam näher, angelockt von Augäpfeln, leuchtend wie ein Pavianarsch, reduzierte die Distanz von vier Metern Luftlinie, zwölf Schritten um Tische und Kopiergerät herum. Nun trennten uns nur noch mein Universum fehlenden Mutes und ein eventuelles Desinteresse von seiner Seite. Letzteres, zumindest meine Augen betreffend, konnte ich ausschließen.
    Leo blickte mich auf eine so intensive Art an, dass mein Schließmuskel zuckte – und dabei schaute er doch nur
auf
meine Augen und nicht
hinein
. Er betrachtete ihr geschwollenes Rot, ihre grässlichen Adern, ihre kratzenden Lider und ihre heiße Tränenflüssigkeit.
    Mir wurde die Luft knapp und vom Hals weg, über mein Brustbein bis hinab in meinen Schwanz zischte ein süßer Pfeil, hinterließ eine kitzelnde Spur, als Leo so nah kam, dass ich die Hitze seines Körpers spüren konnte. Ein halber Meter Abstand reichte dafür bereits aus, so sensibel reagierte ich auf ihn.
    „Das schaut in der Tat nicht gut aus“, stellte er fest und ich vernahm dieses kaum merkliche Vibrieren in seiner Stimme, das ich so liebte, das mich so weich machte wie eine traurige Melodie. Auch wenn ich nicht hinsah, so wusste ich, wie sein Adamsapfel dabei über seinen Hals glitt und ich kannte sogar die Stelle über seinem Schlüsselbein, an der man seinen Herzschlag sehen konnte. (Der Kerl trug gelegentlich Shirts mit großzügigem V-Ausschnitt – meiner Meinung nach das textile Sinnbild männlicher Erotik.) Im Moment aber war ich ganz eingenommen von seinem Viagrablick, unter tiefschwarzen, langen Wimpern hindurch.
    „Darf ich mal?“, fragte er leise und ich nickte kaum merklich.
    Keine Ahnung was er wollte, aber er konnte alles haben, einfach
alles
. Leo machte noch einen kleinen Schritt auf mich zu, legte einen Zeigefinger
unter
und seinen Daumen
auf
mein Kinn und zwang mich, ihn direkt anzusehen, ihm mein Gesicht zuzuwenden.
    Ich hatte recht, ich bräuchte mich nur auf meine Zehenspitzen zu stellen und könnte ihn küssen. Ich tat es freilich nicht, wohl auch weil ich dabei war, mich in einen flüssigen und alsbald gasförmigen Aggregatzustand zu transformieren, so sehr brannte ich in seiner Nähe, verglühte ich unter diesen zwei kleinen Berührungspunkten.
    Meine Lippen kribbelten erwartungsvoll und die Nähte meiner Hose ächzten bereits. Wenn Leo mich noch länger so anschaute, würden die Knöpfe meiner Jeans abspringen und durchs Büro schießen, Glaswände zerschmettern und Tote hinterlassen. Ob die Firma auf Liebesschaden versichert war? Vermutlich konnte mir das egal sein, bis dahin war ich vermutlich selbst kaum mehr als ein Geschoss.
    „Du solltest zum Arzt gehen, Simon!“
    Das Universum hielt für einen Moment den Atem an. Planeten bremsten sich ab, die Sonne hielt ihre Protuberanzen zurück und Elektronen gönnten sich eine Verschnaufpause. Leo hatte meinen Namen ausgesprochen! Langsam, knarrend setzte sich alles wieder in Bewegung und ich zerfloss in dem sorgenvollen Klang seiner Stimme. Wollte ich diesem Mann Kummer bereiten? Sicher
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