Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuck

Fuck

Titel: Fuck
Autoren: Kooky Rooster
Vom Netzwerk:
herauszufischen, und las auf der Box die EU-Warnung:
'Wer Leo aufgibt, verringert das Risiko, an Wahnsinn zu erkranken!'.
    Den Aufdruck wertete ich als eine persönliche Beleidigung, die ich Fuck in die Schuhe schob, also wühlte ich mich aus dem immer größer und weicher werdenden Sofa heraus wie ein Ertrinkender aus wogenden Fluten und stürmte auf die Umkleidekabinen zu. Wie ein Wilder riss ich den Vorhang ab und entdeckte Fuck, der im splitterfasernackten und wonnig stöhnenden Leo steckte.
    Ich erwachte von meinem eigenen Schrei, war schweißgebadet und das neue Bild auf der Innenseite meiner Augenlider war das letzte aus meinem Traum. Egal, wie oft ich blinzelte, wie sehr ich mir meinen anmutigen Leo mit seinem eindringlichen Blick und den verwegenen Locken in Erinnerung zu rufen versuchte, – vor meinem inneren Auge reckte er nackt, mit einem Schweißfilm überzogen, Haut wie Marmor, kess seinen Arsch diesem Ungeheuer von Roboter entgegen und grunzte erregt.
    Ich beschloss, nicht mehr zu blinzeln und nicht mehr zu schlafen. Das mit dem Schlaf ließ sich zumindest für diese Nacht bewerkstelligen, meine Augen allerdings begannen empfindlich zu brennen. Da es also nicht völlig zu vermeiden war, zumindest dann, wenn ich mein Augenlicht behalten wollte, versuchte ich dem Drang, meine Augen für den Bruchteil einer Sekunde zu schließen, so selten wie möglich nachzugeben.

– Ein brennendes Problem –
    „Sag mal, Simon, kiffst du?“, fragte mich einer meiner Kollegen väterlich und legte einen Arm um meine Schultern.
    „Nein, warum?“, antwortete ich und blickte ihn angestrengt starr an. Er hatte rote Augen, zu einem verschlafenen Schlitz gezogen, sah ansonsten aber sehr entspannt aus.
    „Oh Mann, dann hast du eine Bindehautentzündung“, lächelte er gemütlich, drehte sich um und sprach den erstbesten Kollegen an. „Leopold, komm mal her! Schau dir mal Simons Augen an. Das ist doch eine astreine Bindehautentzündung, oder?“
    Mein Herz bekam so hinterhältig einen Schlag versetzt wie ein Robbenbaby, nachdem man es mit einem Fisch gelockt hatte. Aus meinen Knien tröpfelte die Kraft, lief an den Schienbeinen herab und weichte den Boden unter meinen Füßen auf. Lauf weg! – befahl ich mir, und da sich meine Beine nicht bewegten sandte ich einen stillen Appell an Leo, er möge den Kollegen ignorieren und so tun, als wäre ich nicht da.
    Das hatte ich vielleicht noch nicht erwähnt: Obwohl Leo bereits seit einigen Wochen bei uns in der Firma arbeitete, und ein einziger Blick von ihm genügt hatte, mein Herz in eine
'Hello-Kitty'-Zahnradbahn
mit dem
'Ohne-Dich-Ist-Alles-Doof'-Schaf
als Lokführer zu verwandeln und mein Hirn in ein Lösungsmittel – verdammt flüchtig – hatte ich noch kein privates Wort mit ihm gewechselt.
    Selbst als mein Chef uns einander vorstellte tat ich so, als wäre ich ungehalten darüber, wegen so etwas Unwichtigem wie einem neuen Kollegen in meiner total wichtigen Arbeit gestört zu werden. Natürlich hatte ich ihm hinterher seufzend nachgeschaut und mich einen Idioten geschimpft. Dennoch fuhr ich dieses Konzept beinhart weiter, mied jeglichen Kontakt, selbst wenn es einen absurden Aufwand bedeutete.
    So fuhren wir beispielsweise die letzten beiden Stationen mit derselben U-Bahn, gingen danach dieselbe Strecke zu Fuß bis zur Firma. Ich vertiefte mich in die Zeitung, ging betont langsam, fand auf einmal wahnsinnig interessante Schaufenster, gab Autos den Vorrang, obgleich ich vor ihnen zehnmal die Straße hätte kreuzen können oder band meine gut verknoteten Schnürsenkel ein weiteres Mal. Ich schlenderte hinter alten Frauen mit Gehhilfe oder Müttern mit Kinderwagen und Kleinkind her, bis sie mich mit verängstigter Miene baten doch vorauszugehen – lehnte das dankend ab, nur um weiter hinter ihnen herzuschleichen. Bloß nicht auf selbe Höhe mit Leopold Schlögl kommen, denn was sollte ich dann sagen? Was tun?
    In der Firma verhielt ich mich nicht reifer. Ich achtete darauf, mir immer erst nach Leo einen freien Platz in der Kantine zu suchen, und zwar so weit weg wie nur möglich und lief lieber die Treppen, als mit ihm in einem Lift zu stehen.
    Dabei wünschte ich mir nichts so sehr wie seine Nähe, wünschte mir nichts so sehr, als mit ihm in ein Gespräch zu kommen, ihn kennenzulernen, ihn zu küssen und mit ihm unanständige Dinge zu tun. Stattdessen verbarrikadierte ich mich hinter meinem Bildschirm und konzentrierte mich verbissen auf vermeintlich komplexe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher