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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen
Autoren: Granger Ann
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…«
    »Hören Sie, da ist nichts«, platzte er heraus.
    »Sie albert nur rum. Meint es nicht ernst. Nächste Woche um diese Zeit weiß sie nicht mehr, daß es mich gibt.«
    »Was?« Meredith drehte sich um, und die braunen Augen sahen ihn verblüfft an.
    »Was reden Sie da?« Bestürzt merkte er, daß sie aneinander vorbeigeredet hatten.
    »Tut mir leid – ich hatte Sie mißverstanden – was haben Sie gemeint?«
    »Die Pflanze …« Sie zeigte auf den Fenstersims.
    »Der Weihnachtskaktus, den Sie mir geschenkt haben, ist aufgeblüht. Ich habe es bei dem ganzen Hin und Her und der Aufregung überhaupt nicht gemerkt.«
    »Er blüht tatsächlich.« Markby durchquerte den Raum, sah zuerst die Pflanze und dann Meredith an.
    »Ist das nicht ein Omen?« Sie schüttelte den Kopf.
    »Nicht, Alan.«
    »Das neue Jahr ist die Zeit für gute Vorsätze, oder?«
    »Die gibt es bei mir nicht. Ich halte sie sowieso nicht. Mein Vorsatz ist, keinen Vorsatz zu fassen. Lassen wir alles, wie es ist, Alan. Geht das nicht?«
    »Es geht schon, nehme ich an«, sagte er nach einer Pause.
    »Ich melde mich. Passen Sie auf sich auf. Besonders wenn Sie sich entschließen, nach London zu fahren.«
    »Ich muß. Muß mich dort zeigen.«
    »Sie können doch Jacks und meinen Bericht mit der Post schicken.«
    »Die würden nur irgendwo zwischen den Akten verschwinden. Ich fahre hin und krächze die Leute an.«
    »Lächerlich«, brummte er.
    »Wenn Sie denen zeigen, daß Sie ohne Begleitung dort aufkreuzen können, werden sie sagen, daß Sie arbeitsfähig sind, egal wie sehr Sie krächzen. Sie sind eine dickköpfige Frau.«
    »Ja, aber dafür kann ich nichts.«
    »Ihr Job bedeutet Ihnen sehr viel, nicht wahr?«
    »Ja. Geht es Ihnen nicht genauso?«
    »Ja, schon gut. Ich rufe morgen abend an.« Er warf sich den Regenmantel über, suchte in der Tasche nach den Wagenschlüsseln, und seine Finger berührten den scharfen Rand von Frans Visitenkarte. Trotz seiner Einwände brachte Meredith ihn hinaus und sah ihm nach, als er abfuhr. Er war weg. Er würde wiederkommen, doch jetzt war er fort. Vielleicht würde er eines Tages abfahren und nie wiederkommen. Würde es satt haben und für immer gehen. Manche Leute scheinen überhaupt keine Schwierigkeiten mit Beziehungen zu haben. Bei ihr schienen sie nie zu funktionieren. Harriet hatte auch Probleme, dachte sie. Vielleicht hatte sie sich deshalb so zu ihr hingezogen gefühlt. Sie fragte sich jetzt, wie die Menschen sie sahen. Die Männer in Harriets Leben hatten Harriet sehr unterschiedlich gesehen, jeder anders. Für Green war sie die Geliebte gewesen, die er abschieben konnte, wenn sie lästig wurde. Jack Pringle wollte sie heiraten und hätte wahrscheinlich alles für sie getan. Tom war ihr guter Freund, komme, was da wolle. Deanes sah in ihr eine rachsüchtige Harpyie, entschlossen, ihn zu vernichten, was vermutlich zutraf. Vier verschiedene Frauen in einer. Meredith hatte Harriet wirklich nicht sehr gut gekannt. Tom hatte recht gehabt. Keiner hatte sie gekannt. Sie blickte die Reihe der Cottages entlang. In gewisser Weise war wieder das alltägliche Leben in Pook’s Common eingekehrt. Mrs. Sowerby, die im Nebenhaus wohnte, war von ihrem Weihnachtsbesuch bei Verwandten zurückgekehrt. Sie war vorbeigekommen und hatte Meredith ehrlich und mitfühlend bedauert.
    »Ihr armer Hals! Es macht einen ganz nervös, hier draußen zu wohnen, nicht wahr? Wer hätte gedacht … Meine Tochter möchte, daß ich nach Bamford in eine sichere Wohnung ziehe, aber ich habe so gar keine Lust. Doch ich bin von meiner Tochter abhängig. Sie bringt mir einmal pro Woche die Einkäufe. Wenn sie jetzt, nach alldem, ein Machtwort spricht, werde ich umziehen müssen. Hoffentlich geht es Ihnen bald besser? Soll ich Ihnen einen Reispudding machen?« Mrs. Fenniwick war auch herübergekommen.
    »Nennen Sie mich Sonia. Was für ein Aufruhr! Sie hätten mich umpusten können, als Joe es mir erzählt hat. Da sieht man’s wieder. Die arme Harriet! Aber wissen Sie, ich hab ja immer gedacht, daß sie mit dem Feuer spielt. Man kann den Männern nicht trauen, keinem. Sagen Sie Bescheid, wenn Sie was brauchen. Ich habe einen Mixer, falls Sie keinen haben. Macht alle Speisen zu Brei. Sieht gräßlich aus, aber Sie können es schlucken.« Meredith fröstelte und zog sich in die Wärme des Hauses zurück. Dann hörte sie Hufgetrappel. Sie wartete. Tom Fearon, phantastisch und wenig vertrauenswürdig zugleich aussehend, kam, diesmal auf Blazer, vor
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