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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen
Autoren: Granger Ann
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vergeudet worden. Nein, dieses Geld war für mich bestimmt. Caroline hat das auch verstanden. Ich hatte es ihr erklärt. Sie hat es verstanden – aber diese Frau hat sich dauernd eingemischt.« Deanes stand auf und begann im Zimmer hin und her zu gehen. Jedesmal wenn er an der Schachtel mit den Fotografien vorüberkam, warf er einen finsteren Blick auf das oberste Bild. Meredith wünschte, die Hand ausstrecken zu können und die Schachtel wegzuschieben, damit er sie nicht mehr sah. Einmal versuchte sie, sich vorzubeugen und danach zu greifen, doch er sagte scharf:
    »Lassen Sie das!«
    »Soll ich uns eine Tasse Tee machen, Mr. Dea nes?«
    »Nein! Bleiben Sie, wo Sie sind, wo ich Sie sehen kann. Ich möchte Ihnen erzählen, was hier passiert ist. Wie ich gelitten habe! Sie haben keine Ahnung …« Er kam auf sie zu, den Kopf gesenkt, das Gesicht verzerrt.
    »Sie haben keine Ahnung, wie sie mich gequält hat.« Zu ihrer Erleichterung setzte er sich wieder, das Hin und Her hatte sie schwindlig gemacht; nervös faltete er die Hände.
    »Sehen Sie, ich hatte keine Ahnung, daß sie hier lebte. Nachdem es ihr nicht gelungen war, die Leute zu überzeugen, daß ich Caroline umgebracht hatte, ist sie weggezogen. Die Leute haben ihr ihre Lügen nämlich nicht geglaubt!« Er nickte triumphierend.
    »Sie wußten, wieviel Gutes ich getan hatte, und haben mir geglaubt. Sie war nichts, nur eine reiche, verwöhnte Frau, ich aber konnte meine Arbeit vorweisen. Meine Arbeit hat für mich gesprochen.«
    »Ja, Mr. Deanes, davon bin ich überzeugt.« Er sah besänftigt aus.
    »Ich wußte, Sie würden mich verstehen. Ich bin hierhergekommen, weil man mir das alte Farmhaus auf dem Gemeindeland angeboten hat. Es war ruhig, und ich konnte hier schreiben. Ich wußte wirklich nichts von ihr. Hätte ich gewußt, daß sie hier lebt, so nah bei mir, ich wäre nicht gekommen. Wir haben ziemlich lange nichts voneinander gehört. Aber dann hatte ich dieses verflixte Pech, von dem ich Ihnen schon erzählt habe. Es kam aus heiterem Himmel. Ich saß in meiner Küche und trank Kaffee und unterhielt mich mit jemandem.«
    »Dr. Krasny!« platzte Meredith heraus. Deanes schob seine Brille auf die Nase zurück und starrte sie an.
    »Das war sehr scharfsinnig von Ihnen, Miss Mitchell.« Mißtrauen schlich sich in seine Stimme.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe es erraten. Sie haben mir einmal erzählt, daß Dr. Krasny auf dem Gemeindeland nach Wildblumen suchte und ab und zu zum Kaffee zu Ihnen kam. Und – und Harriet hat mir von den anderen Leuten erzählt, die zeitweise die Cottages in Pook’s Common benutzen. Krasny hat auch sie besucht.«
    »Ja. Ein sehr angenehmer Mann. Er hatte keine Ahnung, was er angerichtet hatte. Ich nehme es ihm nicht übel«, sagte Deanes ernsthaft.
    »Wir saßen also in meiner Küche und sprachen über Pook’s Common – und da erwähnte er sie plötzlich. Ich habe gedacht, das müsse ein Irrtum sein. Ich bin an mehreren Abenden über das Gemeindeland zu den Cottages gewandert, habe mich in der Nähe dieses Hauses versteckt und versucht, einen Blick auf sie zu erhaschen. Sie hatte sehr spät noch Männerbesuche. Alle möglichen Männer. Sie war eine Hure.« Meredith erinnerte sich, daß Lucy Haynes ihr erzählt hatte, sie habe sehr spät abends jemanden an ihrem Cottage vorbeigehen hören. Das mußte Deanes gewesen sein, der nach Hause ging, nachdem er um Ivy Cottage herumgeschlichen war.
    »Ich habe sie gesehen. Sie war da. Es war kein Irrtum. Es war dieselbe Harriet Needham, die mich schon früher verfolgt hatte. Ein Alptraum war Wirklichkeit geworden. Aber schlimmer, Dr. Krasny erzählte ihr von mir und meinem Haus auf dem Gemeindeland, sie wußte also über mich Bescheid, und eines Tages ist sie gekommen.« Deanes schwieg einen Augenblick, seine letzten Worte blieben in der frostigen Luft hängen. An ihrer Einfachheit und der Art, wie er sie aussprach, erkannte Meredith, wie groß das Entsetzen für ihn gewesen sein mußte, als Harriet plötzlich auf seiner Schwelle stand. Eine Gestalt aus der Vergangenheit hatte sich aus dem Moor materialisiert, um ihn zu verfolgen.
    »Ich arbeitete«, sagte er leise.
    »Ich hörte Hufgeklapper, und dann klopfte es an der Tür. Ich öffnete, und da war sie.« Während Deanes sprach, fiel die Ruhe von ihm ab, und er geriet in immer heftigere Erregung, rieb sich die Hände, sprang auf, setzte sich wieder, und sein Gesicht begann zu zucken.
    »Sie wurde ausfallend! Sie sagte, sie
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