Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
überreden, die Schecks zu unterschreiben. Es war nicht schwierig. Caroline wurde klar, daß er in ihr so etwas wie einen Goldesel sah, keine Ehefrau. Er liebte sie nicht, er mochte sie nicht einmal besonders. Ich denke, er sah sie kaum – auch dann nicht, wenn er sie direkt anschaute, wenn Sie verstehen, was ich meine. Sie war die Frau, die seine Projekte finanzierte, nichts sonst. Caro wurde depressiv. Sie wurde auch ein paarmal krank, was mit ihrer Diabetes zusammenhing. Es lief nicht gut für sie. Ungefähr um diese Zeit kam ich nach Hause und erfuhr, was los war. Harriet war todunglücklich. Sie hatte Deanes mit ihrem Kreis bekannt gemacht, hatte sich für ihn verbürgt, und das war das Resultat. Eines Tages kam Caroline zu Harriet. Harriet hatte ihre Wohltätigkeitsarbeit aufgegeben. Sie war im Grunde nicht dafür geschaffen, und sie hatte sich mit Deanes gestritten, weil er Caroline so schlecht behandelte. Daher war es am besten, sie gingen sich aus dem Weg. Wie gesagt, an diesem speziellen Tag erschien Caroline unerwartet bei Harriet und schien – wie Harriet mir später erzählte – sehr aufgeregt. Sie sagte, sie habe endlich einen Entschluß gefaßt. Sie werde sich von Deanes scheiden lassen. Sie hätte es schon längst tun sollen, sagte sie, habe aber Angst gehabt, es ihm vorzuschlagen. Er war jähzornig und verlor oft die Beherrschung. Sie fürchtete sich ein bißchen vor ihm. Doch jetzt hatte sie sich entschlossen und beim Frühstück mit ihm darüber gesprochen. Er hatte es gelassen aufgenommen, besser als erwartet. Sie hatte ihm angeboten, eine finanzielle Regelung zu treffen, so daß er seine Arbeit eine Zeitlang fortsetzen konnte, bis er eine andere Geldquelle fand. Er hatte akzeptiert. Sie war so glücklich, sagte Harriet. Es war das letzte Mal, daß Harriet sie sah. Das letzte Mal, daß irgend jemand sie sah. 
    Am selben Abend nahm Caroline eine Überdosis. Sie war allein zu Hause. Deanes war mit der Familie eines seiner Schützlinge unterwegs und gab gute Ratschläge. Das konnte er beweisen, konnte die betreffende Familie vorweisen. Aber wenn Sie diese Leute gesehen hätten, Alan! Sie hätten ihnen kein Wort geglaubt. Die Mutter war einfältig, der Vater ein Gauner und der Junge ein pathologischer Lügner. Sie hätten alles gesagt, was Deanes von ihnen verlangte. Harriet hat immer geglaubt, daß Deanes zu Hause war, als er angeblich die Problemfamilie beraten hatte. Daß er Mittel und Wege gefunden hatte, Caro die Überdosis einzuflößen. Daß er sie umgebracht hatte. Die Schwierigkeit war nur, daß Caro mit niemandem über ihren Entschluß, sich von Deanes scheiden zu lassen, gesprochen hatte. Sie war auch noch nicht bei ihrem Anwalt gewesen. Als Deanes befragt wurde, leugnete er, sagte, von Scheidung sei nie die Rede gewesen. Harriet schleuderte ihm ins Gesicht, daß er log. Sie sagte ihm, Caro sei an ihrem Todestag bei ihr gewesen und habe ihr von ihren Scheidungsplänen erzählt. Aber Deanes sagte nur, Harriet müsse etwas mißverstanden haben, Caro sei depressiv gewesen und habe oft wilde Sachen behauptet. Da Caroline früher wegen einer Depression in Behandlung gewesen war, gab es für niemanden einen Grund, Deanes’ Geschichte anzuzweifeln. Nur für Harriet. Und für mich. Ich habe ihm nie geglaubt, denn ich glaubte Harriet – und ich habe Deanes nie gemocht. Harriet ist über Carolines Tod nie hinweggekommen, fühlte sich immer dafür verantwortlich. Sie verkaufte ihren Familiensitz, den sie geerbt hatte, und zog in das Cottage in Pook’s Common, fort von allem, was sie an Caro erinnerte – und von allen, die sie kannte … Nur ist ihr das nicht gelungen, wie es scheint. Deanes ist aufgetaucht. Ausgerechnet der Mensch, der die Garantie dafür war, daß die Erinnerungen sie wieder überschwemmten wie eine Flut. Sie war der Meinung, daß er alle übertölpelt und seinen Hals aus der Schlinge gezogen hatte. Ich denke, sie hat immer geglaubt, sie sei es Caros Andenken schuldig, dafür zu sorgen, daß er seine gerechte Strafe bekam. Ich frage mich … Ich frage mich, ob sie ihm hier begegnet ist? Er kann nicht so weit weg wohnen, draußen auf diesem Gemeindeland. Guter Gott, es ist ja nur einen Steinwurf entfernt.« Wieder ballte sie die Hän de zusammen.
    »Hat Sie Ihnen nie geschrieben, daß sie Deanes wieder begegnet war?«
    »Nein – daran hätte ich mich erinnert. Aber dann …« Fran zögerte.
    »Sehen Sie, ich habe ihr gesagt, sie soll versuchen zu vergessen, soll alles aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher