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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus
Autoren: Bill - Bryson
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fahren. In den Zoo selbst wollten wir nicht, sondern um die Little Sirius Cove herum und durch die steilen, üppig grünen Hügel von Cremorne Point zu Deirdres Haus hinaufwandern, wo wir ein paar Handtücher und Boogie Boards einpacken und mit dem Auto nach Manly fahren wollten, einem Vorort am Strand mit Pazifikblick. Dort wollten wir einen Happen zu Mittag essen, danach ein Stündchen Leibesertüchtigung, nämlich Boogie Boarding betreiben, uns trocken rubbeln und dann nach - »Entschuldigung, wenn ich unterbreche«, unterbrach ich, »was genau ist Boogie Boarding?«
    »Ah, es macht Spaß. Es wird Ihnen gefallen«, sagte Deirdre wohlgemut, wenngleich ein wenig ausweichend, fand ich.
    » Ja, aber was ist es denn? «
    » Es ist eine Wassersportart. Macht irrsinnig Spa ß . Macht es nicht irrsinnig Spa ß , Glenn? «
    » Ja, irrsinnig « , meinte auch Glenn, der, wie alle Leute, die ihre Filme bezahlt kriegen, unbek ü mmert drauflosknipste. Bi'siet, bi'siet, bi'siet, sang seine Kamera, als er drei rasche, kunstvoll identische Schnappsch ü sse von Deirdre und mir im Gespr ä ch machte.
    » Aber was genau muss man machen? « Ich lie ß nicht locker.
    » Man nimmt eine Art Miniatursurfbrett, paddelt aufs Meer hinaus, sieht zu, dass man eine sch ö ne gro ß e Welle erwischt, und reitet damit zur ü ck zum Ufer. Es ist leicht.
    Sie werden es toll finden. «
    » Was ist mit Haien? « , fragte ich beklommen.
    » Ach, die gibt's hier kaum. Glenn, wie lange ist es her, dass hier jemand einem Hai zum Opfer gefallen ist? «
    » Ewigkeiten « , sagte Glenn und ü berlegte genauer. » Mindestens ein paar Monate. «
    » Monate? « , kreischte ich.
    » Mindestens. Haie werden als Gefahr bei weitem ü bersch ä tzt « , f ü gte Glenn hinzu. » Bei weitem. Die Str ö mungen, die haben's in sich. « Er knipste noch ein paar Bilder.
    » Str ö mungen? «
    » Unterwasserstr ö mungen, die schr ä g zum Ufer verlaufen und manchmal Leute ins Meer hinaustragen « , erkl ä rte Deirdre. » Aber keine Bange. Das passiert Ihnen schon nicht. «
    » Warum nicht? «
    » Weil wir auf Sie aufpassen. « Mit einem g ü tigen L ä cheln trank sie ihre Tasse leer und ermahnte uns zur Eile.
    Drei Stunden sp ä ter, nachdem wir alles nach Plan erledigt hatten, standen wir auf einem gottverlassen wirkenden Strand namens Freshwater Beach bei Manly, an einer gro ß en u-f ö rmigen Bucht, eingerahmt von niedrigen, Gestr ü pp ü berwucherten H ü geln und mit, wie ich fand, entsetzlich gro ß en Wellen, die von einer unendlichen, launischen See hereindonnerten. Ungef ä hr in der Mitte surften ein paar tollk ü hne Gesch ö pfe in Taucheranz ü gen auf schaumbedeckte Felsvorspr ü nge am Rande der Bucht zu; n ä her am Strand lie ß sich ein H ä uflein Wasserfreunde, wie es schien, heitersten Sinnes, von krachenden Brechern verschlingen.
    Gedr ä ngt von Deirdre, die offenbar sehr erpicht darauf war, in das schaumige Nass zu kommen, zogen wir uns - ich langsam und bed ä chtig, sie in Windeseile - bis auf die Badeklamotten aus, die wir auf ihre Instruktionen hin unter der Kleidung trugen.
    » Wenn Sie in eine Str ö mung kommen « , sagte Deirdre, » besteht der Trick darin, nicht in Panik zu geraten. «
    Ich schaute sie an. » Sie wollen mir erz ä hlen, ich soll ruhig ertrinken? «
    » Nein, nein. Behalten Sie nur klaren Kopf und versuchen Sie nicht, gegen den Strom zu schwimmen. Schwimmen Sie quer durch. Und wenn Sie dann immer noch Probleme haben, winken Sie einfach. So. « Mit weit ausholender Bewegung, bei der nur ein Australier auf die Idee kommen konnte, man zeige damit auf angemessene Weise eine Seenotsituation an, wedelte sie l ä ssig mit dem Arm. » Und dann warten Sie, bis die Rettungsschwimmer kommen. «
    » Was ist, wenn die Rettungsschwimmer mich nicht sehen? «
    » Die sehen Sie schon. «
    » Aber was, wenn nicht? «
    Doch Deirdre watete schon in die Brandung, ein Boogie Board unter den Arm geklemmt.
    Genierlich lie ß ich mein Hemd auf den Sand fallen und stand bis auf meine ausgeleierte Badehose nackt da. Glenn, der noch nie etwas so einzigartig Groteskes an einem australischen Strand erblickt hatte, jedenfalls nichts, das noch lebte, schnappte sich seinen Fotoapparat und begann aufgeregt, Nahaufnahmen von meinem Bauch zu machen. Bi'siet, bi' siet, bi' siet, bi' siet, sang seine
    Kamera fr ö hlich, als er mir in die Wellen folgte.
    Hier m ö chte ich eine kurze Pause machen und zwei kleine Geschichten einschieben. 1935 fingen nicht
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