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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus
Autoren: Bill - Bryson
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entnahm, der, wenn ich mich recht erinnere, den Titel trug: Pflanzen und Tiere, die Sie in Australien auf bestialische Weise umbringen). Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete ich, wie das Viech an mir vorbei schwebte. Ein sonderlich gewinnendes Äußeres besaß es nicht, es sah aus wie ein blaues Kondom mit Schnüren.
    »Ist es gefährlich?«, fragte ich.
    Bevor ich die Antwort wiedergebe, die Deirdre mir, jenem wehrlosen und verschrammten, zitternden, halb nackten und halb ertrunkenen Häuflein Elend zuteil werden ließ, möchte ich aus dem Artikel im Herald zitieren, den sie danach schrieb.
    »Der Fotograf hält fest, wie Bryson und das Boogie Board von einer Strömung vierzig Meter am Strand entlanggezerrt werden. Die Küstenströmung verläuft von Süden nach Norden, im Gegensatz dazu die Strömung weiter draußen von Norden nach Süden. Das weiß Bryson nicht. Er hat das Warnschild am Strand nicht gelesen.« (Anmerkung des Betroffenen: Das stimmt. Ich möchte freilich hier zu Protokoll geben, dass ich keine Brille auf hatte, meinen Gastgebern vertraute, das Meer nach Haien absuchte und mich die ganze Zeit bemühte, meine Badehosen nicht voll zu machen.) »Er weiß auch nicht, dass eine Portugiesische Galeere in seine Richtung getrieben wird, ja, nun weniger als einen Meter von ihm entfernt ist, ein glibbriger, übler Geselle mit einem Stachel, der Bryson zwanzig Minuten grässliche Qualen bereiten und, wenn er Pech hat, zu einer unschönen allergischen Reaktion führen kann, deren Hinterlassenschaft er sein Leben lang auf dem Leib tragen wird.«
    »Gefährlich? Nein«, erwiderte Deirdre, als wir die Portugiesische Galeere anstarrten. »Aber vermeiden Sie jegliche Berührung.«
    »Warum?«
    »Könnte ein klitzekleines bisschen ungemütlich werden.«
    Ich schaute Deirdre mit einem Interesse an, das schon an Bewunderung grenzte. Lange Busreisen sind ungemütlich. Holzbänke sind ungemütlich. Gesprächspausen sind ungemütlich. Der Kontakt mit einer Portugiesischen Galeere bedeutet - und das wissen selbst Leute aus Iowa - Todesqualen. Doch ich begriff, dass die Australier derart von Gefahren umgeben sind, dass sie ein völlig neues Vokabular entwickelt haben, um damit umzugehen.
    » Hey, da ist noch eine « , sagte Glenn.
    Auch die schwebte an uns vorbei. Deirdre inspizierte das Wasser genauer.
    » Manchmal kommen sie in Scharen « , sagte sie. » W ä r vielleicht nicht schlecht, wenn wir jetzt rausgingen. «
    Das brauchte sie mir nicht zweimal zu sagen.
    Weil ich laut Deirdre noch etwas sehen musste, damit ich ü berhaupt etwas von australischer Lebensart und Kultur begriff, fuhren wir, als der sp ä te Nachmittag der blassen Abendr ö te wich, durch die weit sich hinziehenden, glitzernden Vororte Sydneys bis fast zu den Blue Mountains zu einem Ort namens Penrith. Unser Ziel war ein enorm gro ß es, elegantes Geb ä ude, das von einem noch gr öß eren, proppenvollen Parkplatz umgeben war. Ein Neonschild wies es als die Penrith Panthers World of Entertainment aus. Die Panthers, informierte mich Glenn, seien ein Rugby Club, der in der ersten Liga spielte.
    Australien ist ein Land der Clubs - Sportclubs, Arbeiterclubs, Veteranenclubs, Clubs, die verschiedenen politischen Parteien nahe stehen -, und sie widmen sich formal und manchmal auch tats ä chlich alle dem Wohlbefinden bestimmter Teile der Gesellschaft. Doch in Wirklichkeit sind sie dazu da, mit Alkohol und Gl ü cksspiel immense Geldsummen zu verdienen.
    Ich hatte schon in der Zeitung gelesen, dass die Australier die gr öß ten Zocker auf diesem Planeten sind. Eine der faszinierendsten Statistiken besagt, dass das Land weniger als ein Prozent der Weltbev ö lkerung, aber mehr als zwanzig Prozent der Spielautomaten hat, und dass die Australier zusammen im Jahr elf Milliarden australische Dollar oder f ü nfhundertundachtzig Dollar pro Kopf der Bev ö lkerung f ü r Gl ü cksspiele aller Art ausgeben. Doch wo sie diesem risikoreichen Hobby fr ö nen, erfuhr ich erst, als ich die World of Entertainment betrat. Riesengro ß , ü berw ä ltigend und mit wahnsinnig vielen Spielautomaten ausgestattet. Haupts ä chlich mit dem Typ, der im Volksmund Pokie hei ß t.
    Ich hatte ja gedacht, dass wir tricksen m ü ssten, um eingelassen zu werden, schlie ß lich war es ein Club. Aber dann erlebte ich, wie gern man es in australischen Clubs sieht, dass alle Menschen Spa ß und Unterhaltung mit den Pokies haben, und ihnen sofortige Mitgliedschaft gew ä hrt. Man
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