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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus
Autoren: Bill - Bryson
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weit von dort, wo wir waren, Fischer einen vier Meter zwanzig langen Hai und brachten ihn in ein ö ffentliches Aquarium in Coogee, wo man ihn anschauen konnte. Ein, zwei Tage war der Hai in seinem neuen Zuhause herumgepaddelt, da spie er pl ö tzlich und zu einer gewissen Ü berraschung der anwesenden Massen einen menschlichen Arm aus. Als man den zuletzt gesehen hatte, hing er an einem jungen Mann namens Jimmy Smith, der, da zweifelte ich nicht, seine Notlage mit einer weit ausholenden, l ä ssigen Armbewegung signalisiert hatte.
    Nun die zweite Geschichte: Drei Jahre sp ä ter w ä lzten sich an einem sonnig klaren und ruhigen Sonntagnachmittag in Bondi Beach, auch nicht weit von unserem Aufenthaltsort entfernt, aus dem Nichts vier abnorme, extrem hohe Wellen herein, bis zu sieben Meter f ü nfzig hoch. In ihrem Sog wurden mehr als zweihundert Menschen ins Meer hinausgezogen. Gott sei Dank waren an dem Tag f ü nfzig Rettungsschwimmer im Einsatz, und sie schafften es, bis auf sechs Leute alle zu retten. Mir ist klar, dass wir hier ü ber Vorf ä lle reden, die sich vor vielen Jahren zugetragen haben, aber das ist mir egal. Ich habe trotzdem Recht: Der Ozean ist hinterh ä ltig.
    Seufzend stapfte ich in die blassgr ü nen, gelblich wei ß en gesprenkelten Fluten. Die Bucht war ü berraschend flach. Nach drei ß ig Metern ging uns das Wasser immer noch kaum ü bers Knie. Doch es herrschte eine au ß ergew ö hnlich starke Str ö mung - so stark, dass es einem die Beine weghaute, wenn man nicht gut aufpasste. Nach weiteren f ü nfzehn Metern - da reichte uns das Wasser ü ber die Taille - brachen schon die Wellen. Wenn man von ein paar Stunden an den lagunenstillen Gestaden der Costa del Sol in Spanien und einem eiskalten, sofort bereuten kurzen Bad vor Jahren in Maine absah, hatte ich so gut wie keine Erfahrung mit dem Meer und fand es deshalb, ehrlich gestanden, verst ö rend, in eine Aqua-Achterbahn zu waten. Deirdre kreischte vor Lust.
    Dann zeigte sie mir das Boogie-Boarding. Im Prinzip sah es ganz einfach aus. Wenn eine Welle kam, sprang sie auf das Brett und glitt viele Meter weit auf dem Wellenkamm mit. Dann durfte Glenn auch mal und ritt noch weiter. Es sah wirklich aus, als ob es Spaß machte. Jedenfalls nicht allzu schwer. In Maßen neugierig, wagte ich einen Versuch.
    Ich stellte mich für die erste Welle in Positur, sprang auf das Boogie Board und versank wie ein Klotz.
    »Wie machen Sie das?«, fragte Glenn bass erstaunt.
    »Keine Ahnung.«
    Ich wiederholte die Übung. Mit demselben Resultat.
    »Irre«, sagte er.
    Es folgte eine halbe Stunde, während derer Deirdre und Glenn zuerst mit verhaltenem Amüsement, dann wachsendem Staunen und schließlich etwas, das an Mitleid grenzte, beobachteten, wie ich immer wieder zwischen den Wellen verschwand, über ein Stück Meeresboden von etwa der Größe von Polk County, Iowa, schrammte, beziehungsweise nach unterschiedlich langen, nie aber kurzen Phasen irgendwo in einer Entfernung von einem Meter bis zu einer Meile nach Luft schnappend und orientierungslos wieder auftauchte und sofort von der folgenden Welle mitgerissen wurde. Schon bald waren alle Leute am Strand auf den Beinen und fingen an zu wetten, weil man allgemein der Meinung war, dass das, was ich da machte, physisch unmöglich sei.
    Aus meiner Sicht passierte immer wieder das Gleiche.
    Ich ahmte die zierlichen Tretbewegungen, die Deirdre mir gezeigt hatte, eifrig nach und versuchte die Tatsache zu ignorieren, dass ich nirgendwo ankam und die meiste Zeit ertrank. Da ich ja nicht wusste, wie es richtig ging, dachte ich, ich machte es ganz gut. Ich kann nicht behaupten, dass ich mich amüsierte, aber mir ist es ja ohnehin ein Mysterium, wie überhaupt jemand in ein so gnadenloses Element wie Wasser gehen kann und sich dabei amüsiert. Doch in dem Bewusstsein, dass es irgendwann vorbei sein würde, ergab ich mich in mein Schicksal.
    Vielleicht war es der Sauerstoffmangel, jedenfalls war ich ganz in meiner eigenen kleinen Welt versunken, als Deirdre mich, bevor ich wieder einmal wegsackte, plötzlich am Arm packte und mit heiserer Stimme sagte: »Passen Sie auf! Das ist eine Bluey.«
    Glenn war schon auf Alarmstufe Eins. »Wo?«
    »Was ist eine Bluey?«, fragte ich, entsetzt, dass hier eine weitere Gefahr lauerte, die man mir verschwiegen hatte.
    »Eine Bluebottle«, erklärte sie und deutete auf eine kleine Qualle, die auch als »Portugiesische Galeere« bekannt ist (wie ich später einem fetten Wälzer
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