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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus
Autoren: Bill - Bryson
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Kaffee trinken und Wasserpfeifen schmauchen. Man stellt sich auf klapprige Busse und Schlagl ö cher in den Stra ß en ein und dass man von allem, was man anfasst, die Seuche kriegt. Aber nein, so ist es nicht. Hier ist alles bequem, sauber und vertraut. Bis auf die Tatsache, dass M ä nner ab einem gewissen Alter mit Vorliebe Kniestr ü mpfe und kurze Hosen tagen, sind die Menschen wie du und ich. Prima! Klasse! Deshalb bin ich ja so gern in Australien.
    Nat ü rlich auch noch aus anderen Gr ü nden, und die m ö chte ich hier einmal festhalten. Die Leute sind ungeheuer liebensw ü rdig - fr ö hlich, extrovertiert, schlagfertig und stets zuvorkommend. Ihre St ä dte sind sicher und sauber und fast alle am Wasser gebaut. Die Gesellschaft reich, wohlorganisiert und von Natur aus egalit ä r. Das Essen hervorragend. Das Bier kalt. Die Sonne scheint fast immer. An jeder Stra ß enecke gibt es Kaffee. Und Rupert Murdoch wohnt nicht mehr hier. Viel besser kann das Leben nicht werden.
    Auf dieser - meiner f ü nften - Reise wollte ich zum ersten Mal das echte Australien sehen, das unendliche, br ü tend hei ß e Innere, die grenzenlose Leere, die zwischen den K ü sten liegt.
    Ich habe nie ganz begriffen, warum einen die Leute, die einen dr ä ngen, ihr » echtes « Land zu sehen, immer in die verlassensten Gegenden schicken, wo kein Mensch, der seine f ü nf Sinne beisammen hat, freiwillig leben w ü rde, aber bitte sch ö n, so ist es. Man kann eben nicht sagen, man sei in Australien gewesen, wenn man nicht durch das Outback gefahren ist.
    Am allerbesten war, dass ich es auf die smarte Tour, n ä mlich mit der Eisenbahn machen w ü rde, der sagenhaften Indian Pacific von Sydney nach Perth. Zweitausendsiebenhundertundzwanzig Meilen lang windet sie sich gem ä chlich durch das untere Drittel Australiens, durch die Bundesstaaten New South Wales, South Australia und Western Australia. Sie ist zweifellos die K ö nigin unter den Eisenbahnen der s ü dlichen Erdhalbkugel. Nach Sydney klettert sie langsam durch die Blue Mountains, rumpelt dann durch endloses Schafsland, folgt dem Darling River bis zum Murray River und diesem Richtung Adelaide und durchquert anschlie ß end die riesige Nullarbor Plain bis zu den Goldfeldern um Kalgoorlie, bevor sie zum wohlverdienten Halt in dem weit entfernten Perth kommt. Vor allem die Nullarbor Ebene, eine fast unvorstellbar weite, m ö rderische Halbw ü ste, wollte ich sehen.
    Ich hatte schon seit längerer Zeit vorgehabt, herzufliegen und ein Buch zu schreiben, doch als die Farbbeilage der Mail on Sunday eine Spezialnummer über Australien plante und ich eine Reportage dazu beisteuern sollte, kriegte ich den Trip auch noch geschenkt - ich konnte das Land auf überaus bequeme Weise und auf Kosten von jemand anderem durchqueren. Das war ganz nach meinem Geschmack. Etwa eine Woche lang sollte ich zusammen mit dem aus London einfliegenden jungen englischen Fotografen Trevor Ray Hart reisen. Am Morgen nach meiner Ankunft wollten wir uns treffen.
    Zuerst aber hatte ich einen Tag nur für mich allein, und das freute mich ungeheuer. Bisher war ich immer nur auf Lesereise in Sydney gewesen, meine Bekanntschaft mit der Stadt gründete sich fast ausschließlich auf Taxifahrten durch obskure Viertel wie Ultimo oder Annandale. Nur bei meinem ersten Besuch vor etlichen Jahren hatte ich überhaupt etwas von der Stadt gesehen. Ein freundlicher Vertreter meines australischen Verlages machte mit mir, seiner Frau und seinen beiden kleinen Töchtern einen Tagesausflug mit dem Auto. Ich saß vorn auf dem Beifahrersitz und blamierte mich bis auf die Knochen. Denn ich schlief ein. Glauben Sie mir, nicht aus Desinteresse oder mangelnder Wertschätzung, sondern weil der Tag warm und ich gerade erst angekommen war und mich zu einem unglücklichen und reichlich frühen Zeitpunkt der Jetlag übermannte. Hilflos sank ich in ein Koma.
    Leider bin ich kein diskreter, reizender Schläfer. Die meisten Leute, die einnicken, sehen aus, als könnten sie eine Decke gebrauchen; ich, als brauchte ich ärztlichen Beistand. Als hätte man mir aus Experimentiergründen ein starkes, Muskel entspannendes Mittel gespritzt, fallen meine Beine in einer grotesk einladenden Weise auseinander; meine Arme hängen affenartig bis zum Boden. Alles, was in mir ist - Zunge, feuchte Luftbläschen aus meinem Darm -, beschließt zu entweichen. Wie bei einem Wackeldackel kippt mein Kopf von Zeit zu Zeit nach vorn, ein Viertelliter zähflüssigen
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