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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus
Autoren: Bill - Bryson
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braucht sich blo ß in ein Buch f ü r Mitglieder auf Zeit einzuschreiben, und schwupps, ist man drin.
    Die Oberaufsicht ü ber die Massen f ü hrte ein Mann mit einem g ü tigen, fr ö hlichen Blick und einem Schildchen, das ihn als Peter Hutton, Dienst habender Manager, auswies. Wie fast alle Australier war er ein lockerer, umg ä nglicher Bursche. Der Club habe sechzigtausend Mitglieder, erz ä hlte er mir, und von denen r ü ckten an Hochbetriebsabenden wie zum Beispiel Silvester zwanzigtausend an. Bei unserem Besuch waren es wohl eher um die zweitausend. Es gab unz ä hlige Kneipen und Restaurants, Sportanlagen, einen Kinderspielbereich, Nachtclubs und Theater. In K ü rze sollten au ß erdem ein Kino mit dreizehn Leinw ä nden und eine Kinderkrippe f ü r vierhundert S ä uglinge gebaut werden.
    » Wow « , sagte ich, m ä chtig beeindruckt. » Dann ist das wohl der gr öß te Club in Sydney. «
    » Der gr öß te auf der s ü dlichen Halbkugel « , sagte Mr. Hutton stolz.
    Wir schlenderten durch die weiten, glitzernden Hallen.
    In langen, geraden Reihen standen hunderte von Pokies, und vor fast jedem sa ß eine Gestalt, die entschlossen das Geld hineinsteckte, das eigentlich f ü r die n ä chste Rate auf das Haus bestimmt war. Im Prinzip funktionierten die Pokies wie alle Spielautomaten, sie besitzen ein verwirrendes Sammelsurium an Tasten und blitzenden L ä mpchen, die einem eine Vielzahl von Optionen gestatten - eine bestimmte Farbe zu behalten, den Einsatz zu verdoppeln, einen Teil des Gewinns herauszunehmen, und wei ß Gott, was sonst noch. Aus diskretem Abstand studierte ich etliche Leute beim Spielen, verstand aber ums Verrecken nicht, was sie da taten, au ß er eine M ü nze nach der anderen in eine flimmernde Kiste zu stopfen und grimmig auszusehen. Deirdre und Glenn waren gleicherma ß en unvertraut mit dem Ganzen. Nur um zu sehen, was passierte, steckten wir eine Zwei-DollarM ü nze in einen Pokie und bekamen prompt siebzehn retour. Wir waren hocherfreut.
    Erschöpft, aber überglücklich ging ich wie ein Junge nach einem sehr langen Tag auf dem Rummel ins Hotel zurück. Ich hatte die Todesgefahren des Meeres überlebt, einen hochfeudalen Club besucht, geholfen, fünfzehn Dollar zu gewinnen, und konnte zwei neue Freunde mein Eigen nennen. Dass ich das Gefühl hatte, Sydney wirklich gesehen zu haben, konnte ich nicht behaupten, aber der Tag würde auch noch kommen. Jetzt musste ich erst mal eine Nacht ausschlafen und am nächsten Morgen pünktlich am Zug sein.
     
     
     
     
     
     
     
     
     

Zweites Kapitel
     
    Dass ich das australische Outback toll finden würde, merkte ich zum ersten Mal, als ich las, dass die Simpson Desert, eine Wüste, die größer ist als manches europäische Land, 1932 nach einem Waschmaschinenhersteller benannt worden ist, genauer: nach einem gewissen Alfred Simpson, der ihre Vermessung aus der Luft finanziert hat. (Das Jahr 1932 gibt der australische Historiker Geoffrey Blainey an; die National Geographie nennt 1929. Es gibt kaum einen Fakt über Australien, dem nicht von irgendjemandem irgendwo heftig widersprochen wird.) Mich allerdings beeindruckte weniger das angenehm Unheroische der Namensgebung als vielmehr die Tatsache, dass ein mehr als einhunderttausend Quadratmeilen großes Stück Australien bis vor knapp siebzig Jahren nicht mal einen Namen hatte! Ich habe nahe Verwandte, die schon länger einen Namen tragen.
    Aber so ist das ja mit dem Outback, er ist derart riesig und unwirtlich, dass vieles kartografisch immer noch kaum erfasst ist. Selbst den Uluru hatte bis vor wenig mehr als einem Jahrhundert außer seinen Aborigine- Hütern niemand gesehen. Man kann nicht einmal genau sagen, wo das Outback ist. Für Australier ist alles auch nur annähernd Ländliche der »Busch« und ab irgendeinem nicht näher bestimmbaren Punkt wird aus dem »Busch« der »Outback«. Fährt man noch zweitausend Meilen weiter, kommt man schließlich wieder zum Busch und dann zu einer Stadt und dann zum Meer. Das ist Australien.
    In Begleitung von Trevor Ray Hart, eines liebenswerten jungen Mannes in Shorts und ausgebleichtem T-Shirt, fuhr ich im Taxi zum Sydneyer Hauptbahnhof, einem imposanten Ziegelsteinklotz in der Elizabeth Street. Durch seine trüb beleuchtete, altehrwürdige Bahnhofshalle gingen wir zu unserem Zug.
    Der Indian Pacific, der, fast einen halben Kilometer lang, am Bahnsteig stand, hielt alles, was die Prospektbilder versprachen; silbrig elegant, niegelnagelneu
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