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Frost

Frost

Titel: Frost
Autoren: John Rector
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schlafen.»
    «Ist gut», sagte Sara. «Aber wenn Sie doch zu einem Arzt wollen   …»
    «Dann sage ich Bescheid.»
    Sara schaute ihm dabei zu, wie er es sich bequem machte, dann drehte sie sich zu mir um. Ich sah die Besorgnis in ihren Augen.
    Nach ein paar Minuten sah ich im Rückspiegel, dass Syl seine Augen geschlossen hatte. Ich dachte schon, er sei eingeschlafen, aber dann sagte er plötzlich etwas.
    «Nate, hast du irgendjemandem etwas von dieser Fahrt erzählt?»
    «Was haben Sie gesagt?»
    «Weiß jemand, wo ihr hinfahrt?»
    «Eigentlich nicht», sagte ich. «Ein paar Leute wissen, dass wir heiraten wollen, aber nicht, wann oder wo. Ich dachte, wir erzählen es ihnen hinterher.»
    «Was ist mit deinem Cousin in Reno?»
    «Wir wollten ihn überraschen.»
    «Und was ist mit dir, Sara? Wissen deine Eltern, dass du hier draußen bist?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Das ist unser Geheimnis.»
    «Warum wollen Sie das denn wissen?», fragte ich.
    Syl antwortete nicht, und als ich in den Rückspiegel sah, waren seine Augen wieder geschlossen.
    ***
    Als ich sicher war, dass er schlief, berührte ich Sara am Bein und deutete mit dem Daumen auf den Rücksitz. «Der ist weg.»
    Sie drehte sich nach hinten um. «Er muss total erschöpft gewesen sein.»
    «Hoffentlich schläft er den Rest der Fahrt. Das wäre dann wirklich leichtverdientes Geld.»
    «Findest du nicht, dass wir mit ihm zum Arzt gehen sollten?»
    «Er sagt nein.»
    Sara dachte nach. «Und wenn er etwas Ansteckendes hat?»
    Daran hatte ich noch gar nicht gedacht, und der Gedanke ließ mich innehalten. Aber dann kam ich zu dem Schluss, dassdas auch nichts ändern würde. Wenn er tatsächlich etwas Ansteckendes hätte, wäre es jetzt ohnehin zu spät für uns.
    «Glaub ich nicht», sagte ich. «Aber vielleicht solltest du ihn lieber nicht küssen.»
    Sara rollte mit den Augen und formte mit den Lippen das Wort «eklig».
    Ich lächelte, griff nach ihrem Oberschenkel und drückte ihn zärtlich. Sie legte ihre Hand auf meine, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Ihre Haut fühlte sich weich und warm an. Kurz darauf war sie eingeschlafen.
    Ich fuhr durch die Stille und den Schnee.

5
    Nach fast siebzig Meilen war klar, dass wir es nicht bis Omaha schaffen würden. Die Straße war jetzt vollkommen schneebedeckt, und die Flocken fielen so dicht, dass man nichts mehr sehen konnte. Ich musste Schrittgeschwindigkeit fahren, damit wir nicht in einem der Entwässerungsgräben neben dem Highway landeten.
    Seit fast zwanzig Meilen hatte ich kein anderes Auto mehr gesehen, und mich beschlich ein Gefühl der Einsamkeit und Leere, das ich nicht abschütteln konnte.
    Wir waren vollkommen allein.
    Einmal fuhren wir durch das gelbe Licht einer einzelnen Straßenlaterne. Keine Ahnung, warum sie ausgerechnet dort im Nirgendwo herumstand. Es gab hier weder Häuser noch Kreuzungen, nur das bisschen Licht, das kaum durch die Wolken aus Schnee drang.
    Hin und wieder sah ich riesige Schneewehen am Straßenrand. Nach der dritten oder vierten wurde mir bewusst, dass da Autos unter dem Schnee begraben sein könnten – vielleicht sogar mit Menschen darin.
    Bei dem Gedanken richtete ich mich kerzengerade auf. Wenn ich nicht höllisch aufpasste und wir von der Straße abkamen und im Schnee stecken blieben, würden wir sterben.
    Sara und Syl schliefen. Ich beugte mich vor und versuchte, das Radio einzuschalten, aber wir waren zu weit draußen. Wir hatten hier keinen Empfang. Ich fand schließlich einen knackendenund rauschenden Sender, auf dem eine kaum verständliche Stimme vom drohenden Unwetter sprach.
    Das war nun wirklich das Letzte, was mich interessierte.
    Wenn ich wissen wollte, wie schlimm der Schneesturm war, musste ich nur aus dem Fenster sehen. Und wenn es noch schlimmer war als das, was ich sah, wollte ich es nicht wissen.
    Ich schaltete das Radio wieder aus.
    Einige Meilen glitten vorüber. Dann sah ich ein Schild am Straßenrand, das auf ein Motel hinwies. Da konnten wir anhalten und das Unwetter abwarten. Vielleicht würde es auf der Straße noch schlimmer werden, und dann kämen wir gar nicht mehr weiter.
    Es war an der Zeit, zu nehmen, was wir kriegen konnten.
    Ich schaute nach Syl im Rückspiegel. Im ersten Moment dachte ich, er wäre wach und starrte mich an. Man konnte es in der Dunkelheit nicht genau erkennen. Also schaute ich so lange hin, bis ich sicher war. Seine Augen waren geschlossen.
    Als ich den Blick wieder auf die Straße richtete, lag direkt vor mir
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