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Frost

Frost

Titel: Frost
Autoren: John Rector
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an. «Wovon zum Teufel spricht er?»
    «Keine Ahnung», sagte sie. «Er hat Fieber.»
    Ich konzentrierte mich jetzt auf die Straße. Ich hörte ihn hinten atmen und etwas von Betrügern und Geld murmeln. Von Zeit zu Zeit schrie er und beschuldigte uns, Diebe zu sein.
    Ich war drauf und dran, ihm zu sagen, dass er von mir aus sein Geld zurückhaben und den Rest des Weges nach Omaha zu Fuß gehen könnte, aber natürlich tat ich es nicht.
    Inzwischen fand ich, dass wir sein Geld redlich verdient hatten.
    Jeden einzelnen Cent davon.
    ***
    Sara versuchte, Syl wach zu halten, aber irgendwann gab sie auf und setzte sich wieder auf ihren Sitz. «Wir müssen anhalten, Nate.»
    «Ich weiß.»
    «Wir brauchen ein Telefon.»
    «Ich weiß», sagte ich. «Dieses Motel muss hier irgendwo ganz in der Nähe sein.»
    Sie zitterte. Ich legte ihr die Hand aufs Bein und drückte es. «Es wird schon.»
    «Herrje, Nate, was machen wir bloß, wenn er dahinten stirbt?»
    «Der stirbt schon nicht.»
    Um sie von Syl abzulenken, angelte ich den Straßenatlas unter dem Sitz hervor und reichte ihn ihr. «Schau doch mal nach, wo wir sind. Vielleicht gibt es da irgendeinen Hinweis auf ein Motel.»
    Sie nahm den Atlas und machte die Innenbeleuchtung an. Das Licht blendete mich so stark, dass ich kaum noch die Straße vor mir erkennen konnte, obwohl ich mit der Nase schon fast an die Windschutzscheibe stieß.
    «Sind wir schon an Norrisville vorbei?»
    «Ja, schon seit einer ganzen Weile.»
    Sie las ein paar andere Städtenamen vor, und endlich wussten wir, wo wir uns befanden.
    Wir waren noch mindestens dreißig Meilen von der nächsten größeren Abfahrt und weitere zwanzig von der Haupt-Interstate entfernt. Das war nicht gut. Bei unserer Geschwindigkeit würden wir noch Stunden brauchen.
    Hoffentlich gab es das Motel noch.
    «Mein Gott, Nate!»
    «Wir können nichts tun», sagte ich. «Wir lassen ihn einfach schlafen.»
    Sara drehte sich nach ihm um und beobachtete ihn eine Weile, dann starrte sie auf die Straße vor uns. Sie schwieg.
    Durch all den Schnee konnte man den Highway kaum noch erkennen. Gerade als ich dachte, dass es das Motel sicher nicht mehr gab oder wir aus Versehen daran vorbeigefahren sein mussten, sah ich Scheinwerfer am Straßenrand aufblinken.
    Sara sah sie auch und setzte sich auf.
    «Was ist das denn?»
    Ich wusste es auch nicht.
    Die Scheinwerfer blinkten erneut auf, und dann sahen wir ein Auto. Es wendete und verschwand hinter einem kleinen Haus. Als wir näher herangekommen waren, sah ich mehrere kleine Gebäude, alle aus Holz. Sie standen um einen Parkplatz herum. Die Anlage sah tatsächlich aus wie ein Motel, aber hinter den Fenstern war es dunkel, und das Neonschild am Eingang leuchtete nicht.
    Mich verließ der Mut.
    «Ich glaube, es ist geschlossen.»
    «Aber da war doch ein Auto», sagte Sara. «Da ist doch jemand.»
    Ich fuhr jetzt langsamer und spürte, wie die Reifen im Schnee durchdrehten. Dann sah ich die Ausfahrt und fuhr vorsichtig auf den Parkplatz.
    Über dem Motel-Schild konnte man die Umrisse einer Palme erkennen. Die Neon-Buchstaben darunter waren dunkel, aber groß genug, dass man sie in der Dunkelheit noch lesen konnte.
    «Zur Oase».
    Unter dem Neonschild befand sich offenbar die Rezeption, also hielt ich direkt vor der Tür. Die Gebäude waren links und rechts davon angeordnet. Dahinter, außerhalb der Reichweite der Autoscheinwerfer, konnte man gerade noch die schneebedeckten Umrisse eines Spielplatzes erkennen – eine einsame Schaukel und eine Rutsche.
    «Ist da geöffnet?», fragte Sara.
    Das wusste ich auch nicht.
    Keines der Außenlichter brannte, aber ich konnte einen sanften bernsteinfarbenen Schimmer durch die Fenster erkennen. Jemand musste dadrin sein.
    «Ich klopfe mal», sagte ich.
    «Aber beeil dich, okay?» Sara drehte sich zu Syl um.
    Als ich aus dem Wagen stieg, schnitt mir der Sturm die Atemluft ab. Ich duckte mich und stapfte durch den Schnee zum Haupteingang.
    Ein überdachter Weg lief am gesamten Gebäude entlang. Als ich ihn endlich erreicht hatte, wandte ich mich zum Auto um. Sara hatte sich über die Lehne ihres Sitzes gebeugt und ihre Hand auf seine Stirn gelegt.
    Es gefiel mir gar nicht, dass sie ihn berührte.
    Ansteckend oder nicht – er sollte so schnell wie möglich aus meinem Auto verschwinden. Das war vielleicht nicht besonders mitfühlend, aber in diesem Moment war es mir egal.
    Syl brauchte ein Krankenhaus.
    Sobald wir eins gefunden hätten, müssten wir uns nicht
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