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Frost

Frost

Titel: Frost
Autoren: John Rector
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eine Kurve.
    Ich riss das Lenkrad herum und spürte, wie der hintere Teil des Wagens zur Seite in eine Schneewehe ausscherte. Ich drehte den Lenker in die andere Richtung, und das Auto schwankte hin und her. Dann war es wieder in der Spur, und wir fuhren geradeaus weiter.
    Das Herz hämmerte mir in der Brust. Ich versuchte mich zu beruhigen.
    Sara öffnete die Augen.
    «Was war das denn?»
    «Was war was?»
    Sie richtete sich langsam auf, dann beugte sie sich vor undschaute hinaus in den dunklen Himmel, in dem es wirbelte wie Rauch in einem Marmeladenglas.
    «Das sieht echt schlimm aus.»
    «Es ist alles in Ordnung», sagte ich, «aber wir kommen nur langsam voran.»
    Ich merkte, dass meine Hände zitterten, und klammerte mich am Lenkrad fest, um sie ruhig zu halten.
    Auf dem Rücksitz hustete Syl. Ich schaute in den Rückspiegel. Obwohl es im Wagen fast völlig dunkel war, schimmerte seine Haut bleich und feucht.
    Sara drehte sich nach ihm um. Dann löste sie ihren Sicherheitsgurt, kniete sich auf ihren Sitz und langte nach hinten.
    «Was machst du da?»
    Sie antwortete nicht.
    Ich drehte mich um und sah, dass sie ihre Hand auf seine Stirn gelegt hatte.
    «Fass ihn bloß nicht an», warnte ich sie.
    «Nate, der glüht ja.»
    Ich griff nach ihrer Hüfte und versuchte, Sara von ihm wegzuziehen. Von meinem Sitz aus hatte ich nicht genug Kraft, aber sie verstand und ließ sich zurück auf den Beifahrersitz sinken.
    «Wir müssen irgendwo anhalten», sagte sie. «Er braucht einen Arzt.»
    «Er hat doch gesagt, dass er keinen will.»
    «Ich weiß, was er gesagt hat, aber ich glaube, dass er echt krank ist. Ich meine, wirklich richtig krank.»
    Ich warf noch einen Blick auf ihn.
    Seine Haut war so bleich, dass sie schon fast blau wirkte.
    Wahrscheinlich hatte sie recht.
    «Ich hab hier irgendwo ein Motel-Schild gesehen.»
    «Hauptsache, da gibt es ein Telefon.»
    Seit über zwanzig Meilen hatte ich keinen einzigen Hinweis auf menschliches Leben gesehen, und ich setzte keine großen Hoffnungen auf das Motel. Auf der Interstate hätten wir leicht ein Telefon oder sogar ein Krankenhaus gefunden. Aber wir waren nicht auf der Interstate. Diese Straße war eine lange, zweispurige Narbe, die durch Felder und Äcker schnitt. Es gab hier keine Menschenseele außer uns.
    Sara kletterte wieder auf ihren Sitz und rüttelte Syl an der Schulter. «Syl?»
    «Was tust du da?»
    «Ich versuche ihn aufzuwecken.»
    «Warum?»
    «Weil ich finde, dass er wach sein sollte.»
    Ich versuchte, den Blick nicht von der Straße zu wenden, aber ich musste immer wieder in den Rückspiegel schauen, um zu sehen, ob er aufwachte. Aber das tat er nicht, und jedes Mal, wenn er einatmete, gab er ein feuchtes, verschleimtes Keuchen von sich, das tief aus seinem Brustkorb kam.
    Langsam machte ich mir Sorgen.
    Sara rüttelte ihn erneut, immer wieder, und rief seinen Namen. Endlich öffnete er die Augen. Aber sein Blick war glasig und abwesend, so als sähe er gar nichts.
    Er murmelte etwas, aber ich konnte ihn nicht verstehen.
    «Wir fahren mit Ihnen zum Arzt», sagte Sara. «Verstehen Sie uns?»
    «Sie ist hier, oder?»
    «Wer?»
    Er versuchte, sich aufzurichten, aber Sara hielt ihn zurück.
    «Wo ist sie?»
    «Von wem sprechen Sie?», fragte Sara.
    «Lilith, sie ist hier.»
    Sara sah mich an.
    Ich zuckte die Achseln.
    Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück, schaute mich an und versuchte zu lächeln. «Na, immerhin ist er jetzt wach.»
    Ich schaute wieder in den Rückspiegel. Syls Blick wurde klarer, und er versuchte, sich aufzusetzen. Aber er schaffte es nicht und rang nach Luft. Das Geräusch, das sein Brustkorb dabei machte, klang fast wie ein Schrei. Als er zu sprechen begann, war seine Stimme rau und angestrengt.
    «Ihr habt mein Geld.»
    «Wir fahren mit Ihnen zum Arzt, Syl. Es wird alles gut.»
    «Keinen Arzt.»
    «Sie haben keine Wahl», sagte Sara, «Sie glühen, und Sie klingen   …»
    «Ich sagte, keinen verdammten Arzt!»
    Er hustete hart und trocken, und ich konnte hören, wie er sich dabei quälte. Jetzt sprach er mit zusammengebissenen Zähnen.
    «Wir müssen weiterfahren», sagte er. «Sie verfolgt uns. Sie weiß, dass ich hier bin.»
    «Wer?»
    «Die Hure.»
    Ich ahnte, dass er gleich wieder bewusstlos werden würde, also fragte ich: «Wer verfolgt uns?»
    Syl beachtete mich nicht. «Du kriegst es nicht. Ich geb es nicht her.»
    «Was hergeben?», fragte ich. «Wovon sprechen Sie?»
    Syl schloss die Augen und antwortete nicht.
    Ich sah Sara
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