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Frost

Frost

Titel: Frost
Autoren: John Rector
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Rechnung. Ich trank den letzten kalten Schluck Kaffee aus meiner Tasse. Der Schneesturm kam über die kahlen Felder, die den Highway säumten.
    Kurz dachte ich darüber nach, vielleicht doch zur I-80 zurückzufahren, schob den Gedanken dann aber beiseite. Das Unwetter kam schnell näher, und ich wollte es auf keinen Fall riskieren, irgendwo hängenzubleiben. Unsere einzige Chance war, in Bewegung zu bleiben. Wir konnten es immer noch schaffen, wenn wir uns jetzt beeilten.
    Als ich zum Ausgang ging, kam die Kellnerin aus der Küche. «Passt auf da draußen, ihr beiden», sagte sie.
    Ich sagte, wir würden es versuchen.

3
    Die Ziffern an der Tanksäule drehten sich unaufhörlich weiter. Es deprimierte mich, dabei zuzusehen, also drehte ich mich um und starrte über den Parkplatz hinweg auf den leeren Highway und in den wirbelnden Schnee.
    Der Himmel im Norden war eine einzige schwarzgraue Masse, die pulsierte, als wäre sie lebendig. Sie kam immer näher, und ich konnte den Blick nicht von ihr abkehren. Je länger ich hinstarrte, desto mehr drehten und wanden sich meine Gedanken mit den Wolken. Bald sah ich merkwürdige Gestalten und Gesichter, die sich bewegten.
    Das war kein gutes Zeichen.
    Normalerweise bekam ich immer grauenvolle Kopfschmerzen, wenn ich mich so seltsam fühlte. Aber ich hatte schon mehr als genug Tabletten genommen, daher hatte ich in dieser Hinsicht sicher nichts zu befürchten.
    Ich schloss die Augen und versuchte, mich zu entspannen, so gut es eben ging. Wahrscheinlich war ich nur müde von der Fahrt. Es schien tatsächlich zu helfen. Als ich meine Augen wieder öffnete, war der Schneesturm wieder nur ein Schneesturm. Kalt und schön.
    «He, Junge.»
    Ich drehte mich blitzschnell um.
    Der Mann von der Theke hielt seine Hände in die Höhe und grinste. «Sorry, Kumpel. Ich wollte dich nicht erschrecken.»
    Ich versicherte ihm, das habe er auch gar nicht getan, aber meine Stimme war belegt, und ich fluchte leise.
    Er kam um das Auto herum auf mich zu. Er trug einen dicken schwarzen Wintermantel mit einer fellgefütterten Kapuze, trotzdem hörte ich ein Zittern in seiner Stimme.
    «Sylvester White», sagte er. «Du kannst mich Syl nennen.»
    Er streckte seine Hand aus.
    Ich schüttelte sie. «Nate.»
    «Hör mal, Nate. Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich vorhin so ein Arsch war. Hab ziemlich viel Pech gehabt in der letzten Zeit. Trotzdem hätt ich dich nicht so anblaffen sollen. Hatte kein Recht dazu.»
    «Machen Sie sich keine Sorgen.»
    «Ich mach mir keine Sorgen, Junge. Ich versuch’s nur wiedergutzumachen. Ich mag mich selbst nicht, wenn ich so bin, weil ich dann wie ein Arschloch wirke.»
    Dem konnte ich nicht widersprechen.
    Syl verschränkte die Arme über der Brust und sagte: «Es ist echt saukalt hier draußen.»
    Ich fand es gar nicht so schlimm, aber ich kam ja auch aus Minnesota. Also sagte ich lieber nichts dazu. Stattdessen machte ich eine unbestimmte Handbewegung in Richtung Unwetter und sagte: «Scheint noch schlimmer zu werden.»
    Syl schaute nach Norden, und ich sah, dass sich etwas in seinem Blick veränderte. So, als sähe er den herannahenden Schneesturm zum ersten Mal. Er schwieg einen Moment, dann drehte er sich um und zeigte auf einen weißen Cadillac, der neben dem Gebäude stand.
    «Das Scheißding ist verreckt, als ich auf den Parkplatz eingebogen bin», sagte er. «Eigentlich wollte ich es noch bis Omaha schaffen, aber jetzt sitz ich hier wohl fest, bis das hier über uns hinweggefegt ist.»
    «Tut mir leid.»
    Das Benzin schaltete sich aus. Ich steckte die Zapfpistole zurück in den Halter und warf dabei einen Blick auf die Raststätte.
    Sara war noch immer dadrin.
    «Wo ist denn deine Freundin?»
    «Auf dem Klo», sagte ich. «Wir haben noch eine lange Fahrt vor uns.»
    «Wo wollt ihr denn hin?»
    «Nach Reno.»
    Syl grinste. «Mein zweites Zuhause. Mein erstes ist Chicago, aber wenn ich’s mir aussuchen könnte, würd ich lieber in der Wüste wohnen.»
    Ich schwieg.
    «Habt ihr Verwandte da?»
    «Einen Cousin.» Ich dachte kurz daran, noch etwas hinzuzufügen, ließ es dann aber. Einen Moment später öffnete sich die Ladentür, und Sara trat hinaus in den Schnee. Sie machte sich den Mantel bis oben hin zu und eilte dann über den Parkplatz auf das Auto zu.
    «Da ist sie ja», sagte ich.
    Syl sah kurz zu ihr hin und wandte sich dann zu mir um. «Hör mal, Junge. Ich weiß, dass ich nicht gerade einen tollen Eindruck gemacht habe, und normalerweise
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