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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition)
Autoren: Jo Berlin
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öffnete einen weiteren Knopf seines grünen Halbarmhemdes. „Darauf sollten wir einen Sekt trinken.“ Er schob seinen Stuhl zurück, ging ins Haus und kam kurze Zeit später mit drei Gläsern und einer eisgekühlten Flasche Sekt zurück. Es war schön mit meinen Kollegen im Schatten zu sitzen, so entspannt und mit dem Gefühl, an diesem Tag nicht noch etwas Dringendes erledigen zu müssen. Dominic und Sophie freuten sich darauf, gemeinsam zu leben und in Hamburg zu arbeiten und tief in meinem Inneren beneidete ich sie. Nie hätte ich gedacht, dass die beiden einmal ein Paar werden würden. Um ehrlich zu sein, hatte ich immer geglaubt, dass Dominic schwul sei, und Sophie war zwar sehr hübsch, aber auch kompliziert. Aber wie sagt man so schön: Gegensätze ziehen sich an. Die beiden wollten wissen, ob ich schon einen neuen Job in Aussicht hätte. Ich war kurz davor, ihnen von dem eMagazin-Projekt zu erzählen, aber dann überlegte ich mir es doch anders. „Nichts Konkretes“, antwortete ich ausweichend. „Vielleicht versuche ich erst einmal, mich als Freie durchzuschlagen.“
    Später begann Dominic den Tisch abzuräumen und Sophie schlug vor, unbedingt meinen Turbochef auszuprobieren: „Wir machen ein tolles Basilikumpesto, das kannst du dir dann in einem Glas mit nach Hause nehmen.“ Eigentlich hatte ich keine große Lust, mich in der Küche zu betätigen, aber Sophie ließ nicht locker: „Komm schon, Sonia“, forderte sie mich auf, „du bis jetzt auch bald dreißig. Zeit für dich, endlich das Kochen zu lernen.“
    Widerwillig ließ ich mich von ihr in die Küche ziehen, in der Dominic schon damit beschäftigt war, die schmutzigen Teller, Tassen und Gläser in die Geschirrspülmaschine einzuräumen. Sophie holte meinen roten Turbochef aus der Tüte und schraubte ihn auf. Dann drückte sie mir ein Töpfchen mit Basilikum in die Hand: „Du kannst schon einmal alle Blättchen abzupfen.“ Ich riss die großen Blätter ab und ließ sie in eine kleine Schüssel fallen, die Dominic vor mir abgestellt hatte. Das ging eigentlich ganz schnell und einfach, aber bei den kleinen Blättern war das Ganze sehr mühselig und machte gar keinen Spaß. Sophie neben mir rieb Parmesan und hackte dann auf einem Brettchen Pinienkerne klein. Schließlich hielt sie mir den unteren Teil des Turbochefs vor die Nase: „Jetzt kannst du die Blätter reintun.“ Sie fügte Meersalz, den geriebenen Parmesan und die Pinienkerne dazu und befestigte den Deckel. Dann zog sie an einer Schnur, die an der Seite herauslugte wie bei einem Motorrasenmäher. Danach durfte ich das auch einmal ausprobieren. Das war lustig, aber nach dem vierten Mal meinte Sophie, dass es reichen würde. Sie drehte den Deckel ab und ließ mich hineinblicken. „Das sieht aber nicht nach Pesto aus“, stellte ich enttäuscht fest. Dominic reichte seiner neuen Freundin eine Flasche Olivenöl: „Da fehlt ja auch noch etwas.“
    Sophie nickte ihm verliebt zu: „Danke, mein Schatz.“
    Das war das erste Mal, dass sie ihn vor mir Schatz genannt hatte, und für mich hörte sich das auch noch sehr ungewohnt an. Sophie füllte die grüne Masse aus dem Turbochef in ein Glas und tröpfelte Olivenöl dazu, bis eine cremige Masse entstand. Sie holte einen Löffel aus der Schublade und hielt ihn mir entgegen: „Hier, probiere einmal!“
    Das Pesto schmeckte wirklich super, ganz anders als diese Fertigprodukte aus dem Glas. „Sehr lecker!“, sagte ich ehrlich begeistert.
    Als ich am späten Nachmittag endlich nach Hause wollte, packte mir Dominic meinen Turbochef, mein Pesto und noch Olivenbrot, das er selbst gebacken hatte, in eine rote große Papiertüte. Die beiden standen Arm in Arm im Hauseingang und winkten mir zu, als ich alles auf dem Beifahrersitz verstaute und dann auf der anderen Seite einstieg. Ich setzte zurück, wendete und als ich in den Rückspiegel blickte, standen die beiden immer noch dort. Ich hupte zum Abschied und dann verschwanden meine Kollegen im Haus.
     
    Leon kam an diesem Tag erst spät nach Hause, da schlief ich schon, und als ich am nächsten Tag zur Arbeit musste, lag er immer noch im Bett. Na klar, als Selbstständiger konnte er sich diesen Luxus leisten. Ich war aber auch ganz froh darüber, ihm nicht zu begegnen, denn ich war nicht in der Stimmung, mit ihm über die Sache mit Nele zu sprechen. Als ich in die Redaktion kam, wartete jede Menge Arbeit auf mich. Eigentlich ungewöhnlich für einen Montag, aber am Wochenende war eine Menge los
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